Hallo,
in unserer Bastelgruppe haben wir von einem Hobbykollegen den Bahnhof Dörzbach in H0e in Pflege genommen. Der Bahnhof wurde massstabsgerecht in 1:87 umgesetzt, aber zur Fertigstellung fehlen noch ein paar Gebäude und Ausrüstungsteile. Darunter befindet sich auch eine Rübenverladung.
Die Jagsttalbahn konnte in Ihrer Betriebszeit weder besonders viel Fracht, noch ein zufriedenstellendes Fahrgastaufkommen generieren. Nur im Herbst zur Rübensaison herrschte ein beachtlicher Verkehr. Um die Verladung zu vereinfachen wurden ab Mitte der 60er Jahre für mehrere Bahnhöfe mechanische Verladungseinrichtungen beschaft.
Im Gegensatz zur den Rübenverladeanlagen von Jagssthausen, Bieringen und Widdern, bei denen es sich um hydraulische Kippanlagen handelt und die bereits in einer sehr hohen Qualität umgesetzt wurden (STL-Files stehen auf der Homepage Jagsstalbahn-Modelle zur Verfügung) handelt es sich bei der Anlage in Dörzbach um mehrere miteinander verbundene Förderbänder.
Die Entstehung der Anlage in Dörzbach möchte ich ein wenig in diesem Artikel beschreiben.
Die Anlage soll im 3D Druck entstehen und das Modell wird in Fusion360 modeliert. Da die Anlage sowohl für H0 und auch für 0 eingesetzt werden soll habe ich versucht das Modell so filigran wie möglich zu entwerfen und dabei die Grenzen der Druckbarkeit nach Möglichkeit zu erreichen. Die Probedrucke der bereits erstellten Teile lassen einen gewissen Optimissmus zu das das auch tatsächlich in der Praxis funktioniert.
Zuerst begann die Vorbildrecherche. Die Modelljagststalbahnfreunde haben eine beeindruckende Bilderdatenbank mit mehr als 10.000 Bildern der Bahn, die aus einer Vielzahl auch sehr renomierter Quellen zusammengetragen wurde. Noch einmal meinen grossen Respekt und Dank an die Quellen, die die Bilder bereitgestellt haben und einen RIESIGEN Dank an den Kollegen, der diese dann in eine Datenbank eingepfegt hat um eine Bildrecherche nach unterschiedlichsten Suchbegriffen zu ermöglichen. Mit Hilfe der Datenbank konnte ich immerhin ein knappes Dutzend Bilder der Anlage über den Einsatzzeitraum finden. Einziger Anhaltspunkt für einige Maße bot eine Leiter, die in zwei Bildern an das obere Band angelehnt war und somit immerhin grob gestattete auf irgendwelche Maße zu schliessen. Die ermittelten Werte sind aus meiner Sicht halbwegs plausibel, allerdings kann ich nicht garantieren, das sie auch passen.

Hier sieht man ein Bild des Originals. Insgesammt nutzt die Anlage, wie bereits beschrieben, drei Förderbänder, die auf relativ abenteuerliche Weise über unterschiedliche Stützgerüste verbunden werden. Die Anlage ist verfahrbar und wurde zur Beladung von aufgebockten O-Wagen auf der Laderampe platziert. Wie man sieht befindet sie sich zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits in einem eher bedauerlichen Zustand.
Bisher wurden das obere und mittlere Band mit dem hinteren Rahmen umgesetzt.



Erste Druckversuche der Teile laufen gerade und dann wird es auch in Spur0 realisiert. Dazu kann die Stärke der eigentlichen Bänder noch um 0,1 mm reduziert werden, da diese dem H0 Modell an vielen Stellen überhaupt nur die Stabilität verleihen und dort 0,3 mm stark ausgeführt wurden.

Hier ein allererster Prototyp der zeigen sollte, ob die Querverstrebungen innerhalb des Rahmens (0,2mm Durchmesser) überhaupt noch druckbar sind. Der Druck des späteren Modells erfolgt bei einem Hobbykollegen, desen Drucker eine höhere Auflösung als mein Elegoo Saturn bietet.
Jetzt muss noch der vordere Teil der Anlage entstehen, sowie die restlichen Details, wie der Schaltkasten und die fehlenden Spannvorrichtungen der Bänder nachgebaut werden.
Ich muss zugeben, dass noch kein Modell, das ich bisher umgesetzt habe, mir so viele Nerven gekostet hat. Die Vielzahl der Streben und Verbindungen in Verbindung mit einer wirklich wilden Konstruktion machen das Modell unheimlich interessant, aber man brütet schon ziemlich lange an den Bildern, um das alles zu erfassen und ich bin sicher auch das eine oder andere Detail übersehen zu haben.
viele Grüße
Karsten