Also,
der Modellbahnmarkt ist insgesamt nicht mehr sehr prickelnd. Welcher Jugendliche "spielt" denn noch mit der Modelleisenbahn?
Der Spur 0 Markt ist ein Nischenmarkt im Nischenmarkt (daran ändert auch Buseck nichts) und wird dies auch stets bleiben, temporär belebt durch die inzwischen Besserverdienenden mit grauen oder wenigen Haaren, die in den 50er, 60er und vielleicht noch 70er-Jahre mit einer Märklin- oder Minitrixbahn etc. unterm Weihnachtsbaum angefangen haben und inzwischen etwas besser verdienen als vielleicht der Durchschnitt der Bevölkerung.
Jetzt ist die Frage, welchen Platz ein Hersteller in diesem Markt einnehmen könnte. Machen wir uns nicht vor, nahezu alle Spur 0 Anbieter produzieren ihre Artikel im Nebenerwerb und müssen davon nicht leben. Und die wenigen richtigen "Firmen" haben ein mehr oder weniger ausgeprägtes weiteres Standbein (Lenz mit der Digitalelektronik, Brawa in anderen Spurweiten, Busch sowieso).
Warum wird man überhaupt in einem Marktsegment aktiv? a) Aus Freude an dem Metier - freilich unter der Maßgabe, damit auch ausreichend Geld zu verdienen, um die Existenz zu sichern. Typischer "deutscher Mittelstand". b) Um möglichst kurzfristig möglichst viel Geld zu verdienen. Diese Vorgehensweise wird noch getrieben von Investoren, die hinsichtlich der Produkte keine Emotionen haben. Einzig der "Return of Invest" ist der maßgebliche Parameter.
Ich unterstelle nun, dass Herr Lenz ein typischer mittelständischer Unternehmer ist, der in Ruhe und mit Geduld ein attraktives Produktportfolio aufbaut und dabei neben sich selbst eine Mannschaft aufbaut, die sich mit Hingabe und Motivation dieser Aufgabe widmet.
Ich meine einmal gelesen zu haben, dass MBW mit Wagniskapital ausgestattet worden sei, um den Spur 0 Markt zu erobern. Herrn Elze möchte ich dabei gar nicht in Abrede stellen, nicht auch mit einer gehörigen Portion Herzblut bei der Sache zu sein (im Gegenteil!). Aber unter dem Druck von Renditeerwartungen lässt sich das sprunghafte An- und Abkündigungsverhalten plausibel erklären. Allerdings ist Wagniskapital noch nie in Geschäftsfeldern glücklich geworden, bei denen man für das Geld verdienen auch arbeiten muss (Stichwort: einfach multiplizierbare Produkte wie Internet, Software, Medikamente...). Und: Wagniskapital spekuliert eher auf einen Exit eines Unternehmens, d.h. einen Unternehmensverkauf bei erheblichem Wertzuwachs, als auf ein kontinuierliches arbeitsintensives Geschäft (sog. "Living Dead" = funktionierende Unternehmen, die aber nichts Grandioses einbringen).
MBW hat doch sehr schöne Modelle auf die Beine gestellt! Eine preiswerte V200, V200.1 und V80 habe ich mir jedenfalls immer gewünscht und nun befinden sie sich in meinem Besitz! Aber der Druck, ständig neue, renditestarke Produkte zu realisieren konterkariert das Geschäftsmodell eines kurzfristigen Wertzuwachses. Da gerät der Null-Markt freilich zwangsläufig in die Sättigung. Auch hektisch auf die Spur 1 auszuweichen muss ja nicht gerade scheitern, taugt aber nicht für das schnelle Geld. Ich habe beruflich unter anderem mit Start-ups zu tun - die Entwicklung bei MBW habe ich leider voraus gesehen.
Ich wünsche Herrn Elze alles Gute und dass er - für uns Nuller! - vielleicht doch noch einige Projekte realisieren kann. Etwas langsamer und etwas unaufgeregter. Hoffentlich steckt er nicht allzu arg im Würgegriff des Kapitals. Setzen wir ihn vielleicht nicht zusätzlich unter Druck.
Herzliche Grüße
Kallisto