Liebe Mitleser,
so gelungen die E-Lok 41 von Lenz auch ist, irgendwie hatte ich wohl Pech mit dem Antriebsmotor.
Ein Sechser im Lotto - nur umgekehrt
Nach mehreren Wochen der Freude an meiner neuen E 41 machte diese unvermittelt zuerst mit einem gelegentlich auftretenden heulenden Geräusch, später dann mit ungewollter spontaner Änderung der Drehzahl auf sich aufmerksam. Grundlos verlor sie an Schub, um dann wieder ebenso grundlos zu beschleunigen. Um Ursachen an der Elektronik meiner Steuerung oder des Decoders auszuschließen, schloss ich nach Abklemmen des Decoders einen 9 Volt Block an den Motor, auch mit dieser „glatten“ Gleichspannung zeigte die Lok dasselbe unregelmäßige Verhalten. Außerdem zog der inzwischen ausgebaute Motor im Leerlauf bereits 400 Milliampere, was ebenfalls auf einen Schaden hinwies. Mit dem Austauschmotor, der mir von der Fa. Lenz unbürokratisch überlassen wurde, lief die Lok dann zunächst wieder ordentlich, bis sich nach einigen Wochen ähnliche Symptome einstellten, zudem entwich ihm eine Rauchfahne, als ich den erneut ausgebauten Motor mit dem Labornetzgerät betrieb. Die Steuerung meiner Anlage erfolgt mit der Z21, die Gleisspannung ist auf 17 Volt eingestellt, also nichts, was in irgendeiner Weise schädlich wäre. Nach einigen Überlegungen habe ich mich dann entschlossen, die Lok mit Faulhabermotoren auszustatten, zumal ich ein fabrikneues Viererpack des Typs 2232 mit nur einer Welle (1,5 mm) bei ebay günstig erwerben konnte.
Vorbereitung
Zu Beginn ist es wichtig, ein Übersichtsfoto zu machen, um im Zweifelsfall schnell feststellen zu können, an welchen Lötpad ein eventuell abzulösendes oder abgerissenes Kabel gehört, denn ganz ohne Drahtverhau geht es nun mal nicht. Jetzt werden die beiden Motoranschlüsse (grau und gelb) direkt am Motor gekappt und die Kabel der Stromabnahme (rot und schwarz) von der Decoderplatine abgelötet. Nach Entfernung zweier Befestigungsschrauben kann der Decoder nach der in Fahrtrichtung linken Seite abgeklappt werden und das Arbeitsfeld ist frei zugänglich.


Der Motor wird von zwei Kunststoffbügeln gehalten, durch Lösen von vier Schrauben wird er freigegeben und kann herausgenommen werden. Es offenbart sich jetzt der Platzhalter des Motors mit einer runden Ausbuchtung in der Mitte, die von zwei Stützen begrenzt wird. Auf beiden Außenseiten befinden sich dann nochmals kurze gerundete Vertiefungen mit demselben Radius, die aber 1,6 mm höher liegen, so dass - denkt man sich die Stützen weg - eine Stufe gebildet wird (Pfeil). Das ist deswegen wichtig, weil die Stützen entfernt werden müssen und das Material genau auf die Höhe der äußeren Vertiefungen, also „auf oben“ reduziert werden muss.

Rohe Gewalt
Die (für mich) unangenehmste Arbeit ist es, die Stützen mit der Trennscheibe zu eliminieren und die Narben mit Fräse und Schleifer zu versäubern. Hierbei muss mit ordentlich Metallspänen und -staub gerechnet werden, weswegen ich die Lok vor diesem Arbeitsgang gründlich eingepackt habe, was sich mit breitem Tesa Papierband leicht bewerkstelligen lässt. Nach getaner Tat liegt jetzt eine brauchbare Basis für die Befestigung der beiden Faulhabermotoren vor.


Doch Vorsicht, die erste Stellprobe auf der „oberen Stufe“ zeigt, dass die Motorwelle nicht mit der Kardanaufnahme des Drehgestells fluchtet, sondern 1,6 mm zu tief liegt.
Nun gibt es natürlich viele Möglichkeiten, die Motoren auf das passende Niveau anzuheben, zumal auch noch die mittlere Vertiefung aufgefüllt werden muss, damit der Motor auf ganzer Länge waagerecht zu liegen kommt. Die folgende Methode zur optimalen Platzierung der Motoren lag auf der Hand und deswegen benutzte ich sie:
Resteverwertung
Der ursprüngliche Motor wird wie oben auf dem zweiten Bild zu erkennen von einem Aluminiumring umfasst, der die Stärke von 0,8 mm aufweist und zudem noch den Außenradius hat, der in die runden Vertiefungen passt. Also hebelte ich die Ringe von den beiden übrigen defekten Motoren ab (sind nur angelegt) und sägte insgesamt acht Segmente. Jeweils zwei davon klebte ich beidseits übereinander außen auf die Stufen, die übrigen vier in die Mitte der mittleren Absenkung. Somit ergibt sich gegenüber vorher eine Erhöhung um 1,6 mm vorne und 3,2 mm in der Mitte, was gewährleistet, dass die Motoren plan und in der richtigen Höhe aufliegen.



Befestigung der Motoren
Zur Fixierung der beiden Faulis verwendete ich die vorhandenen Gewindebohrungen und Schrauben für die beiden Kunststoffbügel, die den alten Motor festhielten. Dabei spielt es keine Rolle, ob man sich die Haltebügel aus Messingblech o. ä. anfertigt oder eine andere Methode anwendet. In meiner Bastelkiste fand ich Kunststoffbügel, die im Gegensatz zu den Lenz-Bügeln einen größeren Durchmesser haben. Sie stammen aus einer V 200, bei der ich vor einiger Zeit ebenfalls zwei Faulhabermotoren „implantierte“. Als Unterlage für die Motoren habe ich eine Schicht hauchdünnen Tesa Gewebebandes aufgeklebt, auf dem die Motoren ruhen, nach Festziehen der Bügelschrauben sitzen sie bombenfest.


Verbindung zum Drehgestell
Mit einem feinen Schraubenzieher werden Kardanhülse vom alten Motor und das Gegenstück („Schaft“) von den Drehgestellen - gemeinsam bilden sie die in der Länge verschiebliche Kardanwelle - vorsichtig abgehebelt, wobei das kleine Kreuz im Gelenk wie ein rohes Ei zu behandeln ist. Da die Gesamtlänge beider aneinander liegenden Motoren im Vergleich zum alten Motor größer ist, müssen die Kardanwellen entsprechend angepasst werden. Der Einschub der Hülse wird auf 4 mm, der Schaft auf 6 mm gekürzt, das entspricht etwa der Länge der in der kürzeren V 100 befindlichen Kardanwellen, womit auch schon die einwandfreie Funktionstüchtigkeit der modifizierten Gelenke vorab sichergestellt ist.

Nun schnitt ich von einem 2 mm Rohrprofil mit dem Innendurchmesser von 1,5 mm zwei 10 mm lange Stücke ab, die auf die Motorwellen aufgeschoben werden, um den Wellendurchmesser auf 2 mm zu erweitern. Die Befestigung des Röhrchens erfolgt durch Kleben mit Pattex 2K Stabilit express (Metall auf Metall). Auf das andere Ende wird die Aufnahme für das Kardankreuzgelenk mit Uhu strong & Safe geklebt, diese Verbindung wird anschließend mittels eines Splintes aus Kupferdraht durch eine 1 mm Bohrung zusätzlich gesichert.


Im letzten Arbeitsschritt werden die Kardane eingefädelt und die Motoren so platziert, dass sich die beiden Anschlüsse mit umgekehrten Polmarkierungen gegenüberstehen.
Die vermeintlich paradoxe Polung ist erforderlich, weil andernfalls die Drehgestelle gegenläufig angetrieben würden. Der Pluspol vom Decoder wird nun mit dem Plus des Motors verbunden, dessen Welle zum Führerstand 1 zeigt, der Minus an dessen Minus.

Ergebnis
Die erste Probefahrt zeigt ein geräuschloses Laufen der Antriebe und seidenweiches Fahren, was insbesondere dem nicht vorhandenen Rastmoment der Glockenankermotoren zu verdanken ist. Erfreulich ist auch das gute Zusammenspiel des Lenz-Decoders mit den Faulis: Im Gegensatz zum ESU-Decoder hört man hier keinerlei Brummen, das dort besonders in den unteren Drehzahlen auftritt und auch in der Version 5 nicht vollständig ausgemerzt wurde. Grobe Veränderungen an den CV’s sind nicht erforderlich, um die Feineinstellung bezüglich Beschleunigung und Verzögerung kümmere ich mich später. Die Lok verbraucht übrigens auf der ebenen Strecke bei Leerfahrt und mittlerer Geschwindigkeit gerade einmal 20 Milliampere.
P.S.: Bezüglich zweier separat angetriebener Drehgestelle taucht immer wieder die Frage auf, ob sich denn die beiden Motoren nicht gegenseitig „quälen“, weil sie ja trotz identischer Spannung nie mit exakt derselben Drehzahl laufen. Material- und Herstellungstoleranzen lassen einen absoluten Gleichlauf nicht zu. Tatsächlich zwingt über die Schienenverbindung aller Räder der schnellere Motor den langsameren zu mehr Tempo, während dieser den schnelleren ausbremst. Dass dieser Umstand weder für Fahreigenschaften noch Lebensdauer der Motoren nennenswert abträglich ist, liegt an der Geringfügigkeit der Differenz zwischen baugleichen Motoren und wird seit Jahrzehnten von Herstellern wie Kiss, Wunder, Hermann etc. bewiesen.
Zum Abschluss noch ein kurzes Handyvideo der ersten Probefahrt: