Lange wurde auf ihn gewartet, nun ist er da: Der neue Weichenantrieb 45040 wurde in diesen Tagen ausgeliefert und wir haben in unserem Verein ein Exemplar genutzt, um eine Handweiche damit auszurüsten. Die Handweiche war aber keine Lenz-Weiche, doch dazu später mehr.
Geliefert wird der Weichenantrieb in einer Klarsichtverpackung, so dass alle Teile gut sichtbar sind. In der Verpackung sind neben dem eigentlichen Antrieb noch zwei Weichenlaternenaufsätze, einer Anschlussplatine, einem Beutel mit ein paar Schrauben und „Einsteckmuttern“ sowie einer ausführlichen Einbau- und Bedienungsanleitung.

Der Weichenantrieb selber hat zwei Anschlusskabel mit einem gemeinsamen Stecker, einem Weichenlaternensockel, der sich entsprechend der Weichenantriebsstellung dreht und neben der Stellstange zwei Stege mit Langlöchern zum Anbau des Antriebs an der Weiche. Der Antrieb selber hat einen DCC-Decoder integriert und kann alternativ zum Digitalsystem auch mit Gleichstrom betrieben werden.


Das "spitze Hütchen" hinten rechts ist der Laternensockel, der im Betrieb von unten beleuchtet wird. Auf dieses Hütchen wird der passende Weichenlaternenaufsatz einfach aufgesetzt.
Und so sieht der Antrieb von unten aus:

Im DCC-Betrieb bekommt der Antrieb eine eigene Adresse und wird systemgetreu geschaltet. Wenn der Antrieb analog, also mit Gleichstrom, gesteuert werden soll, wird Gleichstrom von 12 bis 18 Volt benötigt. Die Gleichspannung muss dauernd anliegen und versorgt damit die Weichenlaterne mit Strom, sie leuchtet also auch im Analogbetrieb kontinuierlich. Zum Umstellen der Weiche wird die Gleichspannung einfach umgepolt und der Antrieb läuft in die andere Lage.
Der Anbau des Antriebs an eine Lenz-Weiche geht recht problemlos. Die rechteckigen „Einsteckmuttern“ werden links und rechts neben der Stellschwelle in die Hohlschwellen geschoben, der Antrieb wird von oben auf diese beiden Hohlschwellen aufgesetzt und mit zwei Schrauben durch die Hohlschwellen in die darunter befindlichen Einsteckmuttern festgeschraubt. Die Langlöcher in den Stegen des Antriebs erlauben eine Feinjustierung des Antriebs. Der Antrieb kann an beiden Seiten einer Weiche montiert werden.
Der elektrische Anschluss ist ebenfalls unkompliziert: Das Kabel endet in einem kleinen Stecker, der bei Lenz-Weichen aus Fernost-Fertigung einfach in die Buchse in einer der Schwellen eingesteckt werden kann.

Bei Lenz-Weichen aus Peco-Produktion ist die Buchse nicht vorhanden – dort kann die beiliegende Anschlussplatine in einem Schwellenfach unter die Schienenprofile geklemmt werden und in die Buchse auf der Platine wird der Stecker des Antriebs eingesteckt. Fertig! Alternativ kann der Stecker auch abgeschnitten werden und die beiden Kabel werden direkt an eine Ringleitung angeschlossen.
Kommen wir zur Weichenlaterne. Im Antrieb ist eine Weichenlaterne integriert. Im Lieferzustand ist nur der rechteckige Laternensockel zu sehen, der aus lichtleitendem Material besteht und das Licht der darunter befindlichen Leuchtdiode gleichmäßig in dem aufzusteckenden Laternenaufsatz verteilt.

Es liegen zwei Laternenaufsätze bei, je einer für eine Linksweiche und für eine Rechtsweiche. Die Helligkeit der Leuchtdiode unter dem Laternensockel ist per CV regelbar.
Die Weichenlaterne dient auch der Rückmeldung verschiedener Zustände des Weichenantriebs. In bestimmten Situationen leuchtet oder blinkt die Weichenlaterne Rot – was das bedeutet, ist in der beiliegenden Anleitung sehr gut beschrieben.
Sollte die Position des Laternensockels nicht zur Weichenstellung passen – was je nach Einbausituation passieren kann – dann kann der Sockel einfach aus dem Antrieb nach oben herausgezogen und um 90 Grad verdreht wieder eingesteckt werden. Dieser Hinweis fehlt in ersten Auflage der Einbauanleitung, in der aktuellen zweiten Auflage ist dieser Hinweis mittlerweile zu finden.
Ein Blick in den geöffneten Antrieb zeigt eine Platine mit einem Minimotor, der über ein Zahnrad den Stellhebel antreibt. Am Ende des Stellhebels ist eine Lichtschranke verbaut, die der Elektronik die Position des Stellhebels zurückmeldet. Ein nach rechts führender Hebel dreht über eine Kinematik die eingesteckte Weichenlaterne (Kinematik nicht im Bild). Im runden Ausschnitt des schwarzen Sockels rechts unter „V8.1“ sind die beiden Leuchtdioden zur Beleuchtung der Weichenlaterne erkennbar.

Trotz des sichtbaren Motors schaltet der Antrieb recht schnell mit einem deutlich vernehmbaren Schaltgeräusch. Nicht ordnungsgemäß durchgeführte Stellversuche quittiert der Antrieb mit einer rot leuchtenden Weichenlaterne. Der Antrieb lässt sich über die Zungen auch manuell schalten. Ein Umstellen der Weiche über die Weichenlaterne ist nicht möglich und wird in der Anleitung auch ausdrücklich verboten.
So weit die Beschreibung des neuen Antriebs. Um ihn im Betrieb zu erproben, haben wir eine Handweiche im Bw-Bereich unserer Anlage ausgesucht, es handelt sich dabei um eine alte Peco-Weiche, der einzigen Weiche unserer Vereinsanlage, die wir nicht selber gebaut haben. Nach Demontage des Handstellhebels musste erst einmal der Schotter bzw. die Erdimitation neben der Weiche entfernt werden. Das dauerte länger als die eigentliche Montage des Antriebs.
Da die Weiche fest eingebaut ist, haben wir darauf verzichtet, die Einsteckmuttern in hohle Schwellen einzusetzen. Zur Befestigung des Antriebs wurden links und rechts der Stellschwelle je ein kleines Loch in die Schwelle gebohrt, in die die Schrauben, welche den Antrieb halten, eingedreht wurden. Die Stellschwelle der alten Peco-Weiche wurde passend bearbeitet: Die Oberfläche wurde geglättet und ein Loch im passenden Durchmesser für den Zapfen der Stellstange des Antriebs gebohrt. Dieser Zapfen der Stellstange wird in das Loch der Stellschwelle gesteckt und der Antrieb mit zwei Schrauben im Langloch, die in die vorhin gebohrten Löcher eingeschraubt werden. Nach einer kleinen Justierung war der Antrieb montiert. An der Peco-Weiche musste die Feder, die die Zungen in der Endlage festhält, demontiert werden, was ohne Probleme möglich war.

Das Bild zeigt den montierten Antrieb. Um die elektrische Funktion zu erproben, haben wir die Anschlussplatine einfach von oben auf die Schienen gelegt und mit der Zange beschwert. So konnte der Antrieb justiert und ausprobiert werden. Nachdem das erfolgreich geschehen war, wurde ein Loch neben dem Antrieb gebohrt und das Kabel nach unten unter die Anlage verlegt.

Diese beiden letzten Bilder zeigen die alte Peco-Weiche mit dem neuen Lenzantrieb in den verschiedenen Endlagen.

Unser Fazit: Der neue Weichenantrieb mit integriertem Digitaldecoder ist problemlos bei Lenz-Weichen und mit ein wenig bastlerischem Geschick auch bei Fremdweichen mit leichtgängigen Zungen anbaubar. Die Funktion des Antriebs ist sicher und das Umstellgeräusch ist hörbar, aber nicht sehr aufdringlich. Die wenigsten Modellbahner werden diesen Antrieb mit Gleichstrom betreiben, dafür gibt es preisgünstigere Lösungen. Aber der integrierte Digitaldecoder macht die digitale Ansteuerung einer Weiche wirklich unkompliziert!
Mit freundlichem Gruß
Stefan
.