Moin zusammen,
vor gut einem Jahr hatte ich hier etwas vorgestellt, nämlich mich als „Neuen“ und meine Ideen zum Null-Start (s. Moin, ich bin der Neue... ). Hinter den Ideen stand zunächst ein leicht skeptisches Fragezeichen, ob die anfängliche Begeisterung nur vorübergehend wäre oder ob die Infektion chronisch sein würde. Am Forum habe ich mich seitdem nur als lernender Leser beteiligt. Das bedeutet aber nicht, dass bei mir nichts passiert ist. Das erste Jahr Null habe ich nun hinter mir, ein guter Zeitpunkt für ein kleines Resumée...
Die ersten praktischen Erfahrungen ergaben sich durch das Köf II-Startset von Lenz und zwei weiteren Güterwagen. Soweit nicht wirklich außergewöhnlich, trotzdem tat sich hier für mich als bis dato analoger N-Bahner eine neue Welt auf. Die Optionen einer digitalen Steuerung ermöglichten eine unbekannte Fahrdynamik, wobei ich bei jedem Dreh am Regler und dem Blick auf die daraus resultierende Reaktion der kleinen „großen“ Lok das Gefühl hatte, echte Masse zu bewegen. Tolle Sache dieses... Natürlich machte auch die Soundausstattung mächtig Eindruck, aber nach einer Viertelstunde habe ich die Klingeltöne dann doch abgestellt. Zwischendurch mal ganz nett, aber für eine Dauerbeschallung bin ich inzwischen zu alt;-)
Mit dieser Grundausstattung, auch wenn es erstmal nur ein Kampfkringel mit Abstellgleis oder alternativ ein paar Meter point-to-point-Verkehr waren, konnte ich mit der Köf und ihren Möglichkeiten herumspielen und ein paar Güterwagen umherschubsen. Jedenfalls hatte ich das eine oder andere Wochenende viel Spaß und es kam der Wunsch nach mehr auf. Allerdings wollte ich im Gegensatz zu meiner bisherigen Modellbahnvergangenheit diesmal mit einem Konzept herangehen. Aus den Überlegungen ergaben sich mehrere Prämissen:
1. digital fahren, analog schalten
2. mehr als Nebenbahn macht platzbedingt keinen Sinn
3. Modulbau steht zunächst ganz weit hinten
4. Fuhrpark aus dem Zeitraum 1955-65
5. nur Fahrzeuge beschaffen, die auch wirklich dazu passen
6. es wird kein frisches Geld investiert
7. fahren und basteln als Schwerpunkte
8. RiPoLi kommt mir nicht ins Haus
9. nicht x Sachen anfangen und wenig zu Ende bringen
Das meiste davon habe ich konsequent umgesetzt, aber eben nicht alles. Ich habe wie schon früher in N auch in 0 wieder festgestellt, dass sich eine gewisse Eigendynamik entwickelt, je weiter man sich darauf einlässt. Deswegen muß ich rückblickend bei einigen Aspekten unseren Ex-Kanzler zitieren. „Gib mir ma ne Flasche Bier“ wäre zwar mitunter passend gewesen, ich meine aber den anderen. „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern...“
Was den digitalen Betrieb angeht, wollte ich von vornherein digital fahren und analog/manuell schalten. Zum fahren reicht mir der alte ESU-Navigator mit seinem IR-Handregler. So bin ich nicht an der Leine und kann frei herumlaufen. Eine komplette Digitalisierung mit fahren und schalten über PC o.ä. kommt für mich nicht in Frage. Ich möchte am ort des geschehens etwas zu tun haben und nicht, um Eisenbahn spielen zu können, vor einem Bildschirm sitzen. Ansonsten hätte ich auch gleich „Railroad Tycoon“ installieren können... Das ist nicht meine Welt und für mich hört der Spaß hier dann auf. Ich kann aber auch die Kollegen verstehen, wo er dann erst richtig losgeht. Chacun à sa façon...
Für mehr als point-to-point- Verkehr fehlt mir der Platz und es war auch von vornherein klar, dass mehr als ein Nebenbahnszenario nicht umsetzbar ist. Ein prinzipielles Konzept hatte ich im Kopf, aber ich berichte nichts neues, wenn ich sage, das zwischen Theorie und tatsächlichem Gleisplan Welten liegen. Die Wahrheit liegt im Praktischen und so hatte ich eine Ausrede, nicht an den Modulbau gehen zu müssen. Schließlich müssen erstmal ein paar Varianten durchgespielt und auf ihre Betriebstauglichkeit in Tateinheit mit dem Spiel- und Spaßfaktor abgeklopft werden. Sowas kann dauern;-) Anfangs spielten sich die Experimente auf Flughöhe Null ab, aber ich muß sagen, dass ich mit Mitte 50 nicht mehr zum knieenden Laminatbahner tauge. Wenn man erstmal unten ist, geht es ja noch. Aber bevor man dann wieder hochkommt, fängt man nach dem zweiten Mal an zu überlegen, was man vorher unten noch erledigen könnte/müsste. Das ganze entspannte sich im Sommer mit der Beschaffung von vier modularen Multifunktionstischen von Aldi, die bei gutem Wetter in der Garage eine ergonomisch sympathische Grundfläche für allerlei Gleisspielereien bildeten. Nun konnte ich entspannt fahren und testen.
Das war doch schonmal etwas, warum also jetzt überstürzt an den Modulbau gehen? Nee, nee, lieber hanseatisch zurückhaltend und durchdacht an die Sache herangehen, die Elbphilharmonie wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut. Mir liegen sowieso mehr die Fahrzeuge im Hinblick auf fahren lassen (und basteln) am Herzen, die Strecke ist da nur Mittel zum Zweck. Übrigens ist eine Garage bei offenem Tor eine hervorragende Schallkapsel, bei der das Soundspektrum einer V80 von <.. piep ..> den einen oder anderen Nachbarn auf den Plan rufen kann, der nun auch mal sehen möchte, was er von seinem Grundstück nur gehört hat. Der folgende Ausklang einer Fahrsession in Form nachbarschaftlichen Grillens und das bei gutem Wetter; das hat doch was. Was will man mehr...?
Die Festlegung auf einen Nebenbahnbetrieb schränkt die Fuhrparkauswahl theoretisch ein, was ja eigentlich kein Nachteil sein muß. Praktisch hat diese Einschränkung keine Auswirkung. Selbst wenn ich die „Metaller“ ausblende und mich auf die Sortimente von Lenz, Brawa und <.. piep ..> (ohne die ich sicher nicht in 0 eingestiegen wäre) beschränke, bietet das Angebot für meinen Zielzeitraum 1955-65 immer noch mehr als ich sinnvollerweise nutzen könnte. Wie es enden kann, wenn man bei der Beschaffung des rollenden Materials als Jäger und Sammler unterwegs ist, kannte ich aus meiner N-Vergangenheit. Um diesen Wildwuchs in 0 von vornherein zu vermeiden, hatte ich mir auferlegt, wirklich nur das zu beschaffen, was ich auch wirklich brauche. Außerdem sollten alle Beschaffungen ausschließlich durch den Verkauf von N-Material finanziert werden. Das ließ sich soweit auch umsetzen, allerdings führten die unerwartet guten N-Verkäufe bei gleichzeitigem Ausverkauf bei Hartfelder in Hamburg sowie attraktiven Offerten in den Verkaufsrubriken einschlägiger 0-Foren zu einer schnelleren Erweiterung des Fuhrparks als gedacht. Ein schöner Nebeneffekt waren dabei die daraus entstandenen Kontakte bzw. der Austausch mit Gleichgesinnten.
Bei den Triebfahrzeugen bin ich mit Köf II, V80 und VT98 soweit eigentlich komplett. Die Köf zum Herumhobeln mit Güterwagen, die V80, hinter die man alles mögliche hängen kann und der Schienenbus, weil ich der für mich einfach dazu gehört. Der Schienenbus brauchte natürlich einen Steuerwagen und dabei habe ich den einzigen Bock im Laufe meiner Beschaffungen geschossen. Mehr oder weniger durch Zufall hatte ich im Laden einen sonst nur schwer zu findenden VS (ebay ist für mich keine Option) entdeckt. Also nicht lange zögern, mitnehmen und glücklich sein. Zuhause wurde der VS natürlich gleich mit dem VT bekannt gemacht und ein wenig rumgespielt. Aber irgendetwas passte nicht, was bloß?? Es hat etwas gedauert, bis mir auffiel, dass ich für den Ep.III-VT98 einen Ep.IV-998 an Land gezogen hatte. Ist doch blöd, wenn man niemandem die Schuld in die Schuhe schieben kann
Glücklicherweise ließ sich dieser epochale Lapsus durch Tausch mit einem Modellbahnkollegen aus dem Weg räumen. Warum er einen VS98 übrig hatte und stattdessen einen 998 suchte, habe ich mich nicht zu fragen getraut...
Im Personenverkehr wird die VT/VS-Garnitur durch die V80 mit einem 3yg-Pärchen und/oder Donnerbüchsen unterstützt. Das reicht locker für die wenigen Fahrgäste in dieser ländlichen Region. Außerplanmäßig bin ich noch an zwei lädierte Umbauvierachser von Menne geraten. Nach einem technische ReFit incl. Umrüstung auf Lenz-Kupplung stehen noch ein paar kosmetische Reparaturen wie Anbringen von Trittstufen und Griffstangen sowie Spachteln und Neulackierung der Dächer an, dann sind die Oldies wieder fit.
Damit bin ich schon bei meinem anderen Schwerpunkt, dem Basteln. Hoffnungslos versaut durch Stefan Carstens´ Bücher fehlen mir für den Modellbahngüterverkehr einige Ep.III-Klassiker wie Bremen/Gms 35 oder Duisburg/Omm 37. Auch ein langer Oppeln/Ghs 31 gefällt mir gut. Selbst ist der Mann, also frisch ans Werk. Frisch?? Na ja...
Für den Omm 37 habe ich den Lenz´schen Villach/Ommr 33 als Basis ausgekuckt, passiert ist da aber noch nichts. Für den Bremen steht das Konzept, hierfür müssen Pola/Raimo-G20 ihr Leben lassen. Weiter ist schon der lange Oppeln gediehen, auch hier war ein Pola/Raimo-G20 die Ausgangsbasis. Der Vorbesitzer hatte schon vorgearbeitet und den Wagen u.a. mit Federpuffern und neuen Metallradsätzen nebst Lagern ausgerüstet. Ich habe den Wagenkasten in der Mitte durchtrennt und mit einer breiteren Eigenbautür versehen. Diverse kleinere Anpassungen mit Kunststoffprofilen und Zurüstteilen brachten den Aufbau dem Vorbild deutlich näher. Dabei war für mich auch interessant kennenzulernen, was es alles an Zurüstteilen bzw. Anbieter dafür gibt. Andererseits ist es auch nicht viel anders als in der N-Szene, nur die Namen sind z.T andere. Die erste Lage Grundierung läßt erkennen, dass die Restarbeiten am Wagenkasten überschaubar sein werden. Das Fahrwerk wird aus Polateilen zusammengeschnitzt, wobei neben Nachrüstkulissen für Lenz-Kupplungen auch die vorbildtypisch längeren Blattfedern verbaut werden. Da gibt es aber noch sehr viel zu erledigen. Wie es weitergeht, werde ich beizeiten an anderer Stelle berichten.
to be continued ...