Inspiriert durch diesen Thread erinnerte mich an einen Wasserturm, der schon da war, seit ich denken kann (zumindest glaube ich, denken zu können). Der Wasserturm befindet sich an der Stadtgrenze Köln/Leverkusen, unmittelbar neben einer Hauptgüterzugstrecke, die von Köln aus kommend Richtung Norden führt.
Ich erinnere mich noch an die späten Sechzigerjahre, als der Wasserturm den Wald noch deutlich sichtbar überragte, aber inzwischen sind die Bäume so hoch, dass man den Turm erst wahrnimmt, wenn man bis auf 200 Meter herangekommen ist. Geplant war ein gemütlicher Spaziergang auf einem Waldweg zwecks Fotografierens des besagten Wasserturms, wobei ich nicht einmal wusste, ob dieser überhaupt noch existierte, gesehen hatte ich ihn bestimmt 20-30 Jahre nicht mehr.
Nun bin ich dann heute am späten Nachmittag und, wie sich später herausstellte, unter "Einsatz meines Lebens" Richtung Wasserturm gelaufen, hätte aber eine Machete käuflich erwerben und mitnehmen sollen, denn es zeigte sich, dass der Weg zwar nicht steinig, aber doch sehr dornig wurde. Im Sommer dürfte es dort kein Durchkommen ohne Hilfsmittel geben.
Bevor ich die Bilder zeige und kommentiere, noch etwas zur Geschichte: Heute kommt man im Gegensatz zu damals nicht mehr direkt an den Wasserturm heran, weil er von einem hohen Zaun umgeben ist und auf dem Gelände der "Dynamit Nobel" steht, die seit 1999 keinen Sprengstoff mehr herstellt, sondern nur noch spezielle Chemikalien. 1872 wurde die Firma gegründet und Alfred Nobel höchstpersönlich leitete damals das Werk. Nicht weit davon entfernt gab es eine weitere Sprengstofffabrik, und zwar die "Carbonit AG", die sich bis 1926 auf dem Gelände der 1938 erbauten Wohnsiedlung namens "Waldsiedlung" in Leverkusen befand, aber 1926 nach einer großen Explosion geschlossen wurde (die Kontamination und aufwändige Sanierung des Geländes ist ein anderes Kapitel). Von der Carbonit AG führten Gleise einer Industriebahn bis zum Gelände der Dynamit Nobel direkt Richtung Wasserturm. Ich werde die 8 Bilder von heute kommentieren. Leider stand die Sonne direkt hinter dem Wasserturm, sodass die Bilder etwas hell rüberkommen.
Bilder 1-3: Der sich mittlerweile im Dornröschenschlaf befindliche Wasserturm hebt sich gegen die Sonne hervor. Ich habe versucht, die Perspektiven etwas zu ändern:



Bild 4: Die zweigleisige Güterzugmagistrale Richtung Köln, der Wasserturm befindet sich rechts außerhalb des Bildrandes:

Bild 5: Die Gegenrichtung nach Norden, Richtung Opladen, wo es früher ein großes Ausbesserungswerk gab und wo auch die Firma Bender sitzt, die viele Loks verschrottet hat. Der Wasserturm befindet sich links außerhalb des Bildrandes:

Bild 6: Nochmal der Wasserturm von einer Anhöhe knapp oberhalb der Gleise, deren Ersteigung von Ausrutschern und leisen Flüchen begleitet war:

Bild 7: Der Weg zum Wasserturm, die Unterführung unter den Gleisen, wo damals die Industriegleise lagen, ist ganz hinten zu erahnen, ebenso der Wasserturm rechts oben im Bild, der sich nur schemenhaft abzeichnet. Leider habe ich vergessen, die uralte Unterführung zu fotografieren. Aber die sollte sich der geneigte Leser eher wie im Schulunterricht in der Feuerzangenbowle vorstellen = "ein großer, runder schwarzer Raum":

Bild 8: Die Gegenrichtung mit Trampelpfad. Wie man erkennt, liegt das Ganze in einer Senke, dort verliefen die Gleise der gut 1,5 km entfernten Carbonit AG zur Dynamit Nobel. Leider findet man dort nichts mehr, weder Schwellen noch Schienenreste. Natürlich haben sich im Laufe der vielen Jahrzehnte dort einige Bodenschichten abgelagert, aber man kann noch erahnen, dass die "Talsohle" mal ziemlich eben war und dort Gleise lagen:

Der Wasserturm selbst hat noch sein grünes Dach wie damals in den Sechzigerjahren und vermutlich wird er nicht mehr genutzt, aber das werde ich noch in Erfahrung bringen. Ebenso ist mir bis jetzt nicht bekannt, wann dieser erbaut wurde, spätestens jedoch in den frühen Fünfzigerjahren, eher dürfte er deutlich älter sein. Als ich noch ein Kind war, kam man bis an den Wasserturm heran und es gab auch noch keinen Absperrzaun.
Gruß, Claus