Hallo,
Diskussionen wie in dem Beitrag Good news – bad News zeigen, dass der Konsument letztlich sehr wenig Einfluss auf die Modellpolitik der Hersteller hat. Da mag man sich noch so sehr erregen, letztlich entscheiden die anderen.
Interessant fand ich allerdings einen Satz in dem Beitrag von Oldie, nämlich diesen:
Ein neues Phänomen ist es, 'crowd-funding', die ein Risiko für den Käufer ist verwenden, aber es sorgt dafür, dass das Modell gebaut werden, und sie werden ihr Modell zu erhalten
Ja, warum ist eigentlich noch nie einer so richtig darauf gekommen, als Käufer auf die Produktion bestimmter Modelle Einfluss zu nehmen, also quasi ein Modell beim Hersteller in Auftrag zu geben?
Der Einfluss, der zum Beispiel über dieses Forum auf die Modellauswahl genommen werden kann, wird dürfte marginal sein. Wesentlich größer ist da der Einfluss, den der Handel durch seine Vorbestellungen nimmt. Hat ein Hersteller nach der Ankündigung einer Neuheit zu wenig Bestellungen oder zu wenig Resonanz, verschwindet die Neuheit regelmäßig sang- und klanglos. Entsprechende Beispiele werden hier im Forum immer wieder zum Gegenstand regelrechter Glaubenskriege.
Fazit:
Ob ein angekündigtes Modell nun kommt oder nicht, hängt im wesentlichen von der Einschätzung der Absatzmöglichkeiten durch den Handel bzw. des Herstellers ab. Deren Angst, durch Fehlinvestitionen in ein finanzielles Desaster zu gelangen, ist verständlich.
Wie, wenn aber die zukünftigen Käufer den Hersteller vom Risiko einer Fehlinvestition befreien würden?
Wie, wenn die Käufer die Produktion ganz oder teilweise sogar vorfinanzieren würden und die Abnahme der entsprechenden Zahl der Modelle dem Hersteller garantierten?
Hier käme dann Crowdfunding ins Spiel.
Crowdfunding bedeutet, die Finanzierung eines bestimmten Projekts wird nicht durch den Hersteller selbst oder durch Banken vorgenommen, sondern durch viele Kleinanleger, die dann aber auch das Risiko des Misserfolgs mittragen. Andererseits gewinnen Sie aber auch, wenn das von Ihnen mitfinanzierte Produkt erfolgreich ist. Relativ risikolos ist es, wenn der Absatz der Waren nach Produktion garantiert wird.
Ein gutes Beispiel ist da die Vorfinanzierung des Films Stromberg.
Die Filmfirma hatte es geschafft, über Internet für die benötigten Produktionskosten von 1 Million € innerhalb einer Woche ca. 3300 Investoren zu finden, die sich mit zwischen 50 und 1500 € an den Produktionskosten beteiligten. Da der Film ein großer Erfolg geworden ist erhalten die Investoren nicht nur ihr Geld zurück, sondern machen auch noch Gewinn. Wer mit 1000 € eingestiegen war, kann mit einer Rückzahlung von 1500 € rechnen.
Diese Art der Finanzierung hat den Vorteil, dass Produkte, deren Herstellung aufgrund der Risikobewertung durch den Hersteller zögerlich oder gar nicht erfolgt, wegen des Käuferwunschs und der finanziellen Absicherung relativ schnell realisiert werden können.Der Käufer nimmt also Einfluss darauf, ob eine Ware hergestellt werden kann oder nicht.
Ein derartiges Modell der Einflussnahme ist meines Erachtens für den Bau von Eisenbahnmodellen in der Spur Null nahezu wie geschaffen.
Beispiel:
Ein Hersteller will ein gefragtes Model produzieren, oder Käufer tragen dem Hersteller ein bestimmtes Modell an, was sie gerne produziert hätten.
Der Hersteller kündigt dies entsprechend an. Finden sich genügend Interessenten (Investoren), die auch bereit sind, in Vorleistung zu treten, kann das Modell gebaut werden. Das Modell wird dann mit einem Kaufpreis X verkauft, der auch Basis für die Höhe der Einlage der Investoren ist. Die Investoren erhalten ihre Einlage zurück unter Anrechnung des Modells als Sachleistung. Die Teilnahme an der Investitionen ist also davon abhängig, dass ein entsprechendes Modell vom Investor auch abgenommen wird. Muss das Modell über die projektierte Stückzahl hinaus, auf der die Kalkulation des Verkaufspreises beruht, nochmal nachproduziert werden, gerät der Investor in die Gewinnzone, da dann der Hersteller ihn an dem zusätzlichen Gewinn beteiligen müsste.
Also doppelter Erfolg für den Auftraggeber, zum einen erhält er das von ihm gewünschte Modell, zum anderen verdient er beim möglichen Erfolg des Modells noch mit.
Darüber hinaus müsste für die Investoren das Modell auch billiger hergestellt werden können, da in der Kalkulation des Herstellers dann Kapitalbeschaffungskosten und Risiko nur noch einen ganz geringen Anteil einnehmen dürften.
Durch diese Art der Finanzierung könnte der Modelleisenbahner wesentlich schneller zu seinen Wunschmodellen kommen. Das Risiko der Vorleistung wäre auch überschaubar, wenn diese so kalkuliert ist, dass sie den Preis des späteren Modells abdeckt. Finden sich nicht genügend Investoren, wird das Modell nicht gebaut, Vorleistungen erfolgen nicht. Finden sich genügend Investoren, um das Modell zu dem kalkuliertem Preis zu bauen, beschränkt sich das Risiko im wesentlichen auf eine mögliche zwischenzeitliche Insolvenz des Herstellers.
Vielleicht ist dieser Beitrag für den einen oder anderen Hersteller eine Anregung, sich über die Finanzierungsmöglichkeit mit Crowdfunding Gedanken zu machen.
Auch interessant wäre, die Meinung der Forumsteilnehmer hierzu zu erfahren.
Nur als Beispiel:
Ich würde zum Beispiel für die Baureihe 24, die von Lenz bereits seit Jahren angekündigt worden ist, gegebenenfalls auch 1000 € vorab investieren, wenn ich wüsste, dass die Lok dann auch binnen Jahresfrist käme.
Mit freundlichen Grüßen
Hermannjosef