Dingham Autocouplers (automatische Kupplung)

  • Hallo liebe Mitleser,
    wie man bestimmt schon mitbekommen hat, beschäftige ich mich ebenfalls mit Spur O, jedoch nach britischen Vorbild.
    Inzwischen sind einige Waggons und Loks zusammen gekommen, und nun stellte sich die Kupplungsfrage.


    Serienmäßig ist britisches Spur-0-Material je nachdem ob beim Vorbild gebremst oder ungebremst, mit Schraubenkupplungsnachbildungen oder 3-Link-Kupplungen ausgerüstet. 3-Link-Kupplungen sind besonders an ungebremsten Güterwagen aus den 30er/40er/50er Jahren angebaut. Personenwagen und neuere Air-Braked-Wagons haben Schraubenkupplungen.


    Bei den Schraubenkupplungen und 3-Link-Kupplungen stellt sich jedoch die Frage, wie automatisch kuppeln bzw. entkuppeln? Mit Hand ist es trotz des größeren Maßstabes eine ziemliche Fummelei.
    Kupplungen auf Basis eines Normschachtes und Kulisse im Stil der Lenz Kurzkupplung für Spur 0 sind in Großbritannien völlig unbekannt.


    Zur Auswahl standen die Systeme von Sprat & Winkle, Alex Jackson, Lincs, Winterley und Dingham.


    Im Lastenheft hatte ich mir gedanklich vorgemerkt:


    - optisch gutes Aussehen, leichter Zusammenbau
    - einfach und ohne Änderungen am Wagen zu montieren
    - Entkupplung durch Magneten möglich
    - preisgünstig
    - Kompatibilität zum vorhandenen Kupplungshaken


    Nach eingehender Recherche in verschiedenen britischen Foren fiel die Entscheidung auf Dinghams Autocouplers http://www.dingham.co.uk/7mm_coupler.htm
    Die Firma Dingham ist wie so viele britische Kleinserienhersteller "cottage industrie", also ein 1-Mann-Betrieb aus Addingham in West Yorkshire. Die Kommunikation mit dem Inhaber Trevor Shaw per e-mail war problemlos.


    Zwei Ätzplatinen für 20 bis 24 Wagen kosten 18 Pfund (etwa 22,64 €). Mit Versand kommt man auf ca. 30 Euro, also pro Wagen ungefähr 1,25 Euro.Die Bestellung und Lieferung ging sehr schnell, etwa eine Woche hat es gedauert. Bezahlung per Paypal ist möglich, die Lieferung kam in einer Luftpolstertasche.


    Natürlich hat die Sache auch einen Nachteil, oder besser gesagt Vorbedingung. Dingham Kupplungen sind nicht symmetrisch, sondern richtungsgebunden. Das heißt, alle mit Dinghams ausgerüsteten Fahrzeuge müssen in der gleichen Richtung auf den Gleisen stehen.
    Da jedoch mein zu bauendes Layout als reines Rangierlayout mit Fiddleyards an beiden Enden geplant wird, spielt das eine untergeordnete Rolle. Die Vorteile der Dinghams überwiegen, Loks und Wagen müssen nicht gedreht werden.


    Die Neusilber-Ätzplatine mit Kupplungshaken, Bügeln, Fallen (Latch), Reserve-Hakenaufnahmen und Drähten aus Messing und Weicheisen. Diese Platine und die Drähte erhält man zweimal. Die Ätzqualität ist gut, alle Löcher passen und müssen nicht nachgearbeitet werden.



    Die Einzelteile aus der Platine heraus gelöst und vorbereitet. Es werden zwei verschiedene Arten von Falle (Latch) mit geliefert. Typ 1 (links unten) und Typ 2 (links oben). Typ 2 wird nur gefaltet und ist daher leichter zu montieren. Bei Typ 1 muß muß ein kleiner Messingstreifen eingelötet werden, ist aber funktionssicherer als Typ 2. Nach ersten Erfahrungen werde ich weiter Typ 1 verwenden.



    Die gelötete Falle (Latch Typ 1). In beide Haken wird ein 3 mm kurzes Stück Messingdraht eingelötet. Ich habe dazu in ein Holzbrett ein Loch von 0,8 mm gebohrt, dan Haken flach aufgelegt und beides verlötet. Anschließend beide Seiten auf 1,5 mm Überstand gekürzt.




    Die zusammen gebauten Kupplungen in beiden Fallen-Varianten. Am Bügel (Hook) und die Falle werden die Laschen etwa 45 Grad hoch gebogen und auf die eingelöteten Zapfen geschoben. Dann wird alles mit einer Zange richtig zusammen gebogen. Auf Leichtgängigkeit achten, alles muß sich von allein nur durch Schwerkraft bewegen.


    Der untere rechte "Hänger" wird einfach aus dem mit gelieferten Eisendaht gebogen, Länge ca. 17 mm (1mm über der Schienenoberkante). Je nach Pufferlänge kann man die Anschläge am Kupplungshaken stehen lassen (12,5 mm Pufferlänge) oder entfernen (10,5 mm Länge).


    Alles wird auch gut in der sehr ausführlichen Anleitung beschrieben (auf englisch). Nur ein kleiner Fehler ist in der Anleitung, die Montageabbildung für die Version mit Latch 2 ist spiegelverkehrt abgdruckt. Die anderen Zeichnungen sind richtig, hier der Link zur Anleitung: http://www.dingham.co.uk/7mm%20instr.pdf



    Die Teile müssen anschließend brüniert werden, ein Farbanstrich ist nicht möglich, dann verklebt alles. Ich habe dazu Ballistol Schnellbrünierung verwendet, das ging super. Andere Brünierungen für Neusilber/Messing sind ebenfalls möglich. Alle Teile müssen sich danach frei und leicht bewegen können.
    Die Kupplung wird einfach in den bereits vorhandenen Schlitz für die Hakenkupplung gesetzt, meist kann auch die Feder wieder verwendet werden. Da keine weitere Anpassung nötig sind, kann der Umbau jederzeit wieder rückgängig gemacht werden und der Wert des Wagens/der Lok bleibt somit erhalten.



    So schaut es im eingebauten Zustand aus. Der Abstand im gekuppelten Zustand zwischen den Puffern ist vorbildgerecht, da die 3-Link-Kupplung beim Vorbild auch eine "lose" Kupplung war.



    Erste Tests waren äußerst zufriedenstellend. In einem weiteren Beitrag werde ich auf die Funktion und Vorentkupplung mittels Magnet eingehen.


    Beste Grüße


    Torsten

  • Hallo Karl-Heinz,


    bist du jetzt unter die Breitspurer gegangen? oder braucht du etwas für smb?


    Geh am Besten auf meine homepage unter Umsetzung-Fahrzeuge, da findest du eine Idee der Realisierung. Der Servo kann natürlich durch einen Stempel unter dem Fz ersetzt werden, der die Kulisse dann bewegt.



    Gruß von der ehemaligen
    Betriebsleitung der
    Kreisbahn Rathenow- Senzke- Nauen



    meine hooompetzsch:http://naugarderkleinbahn.jimdo.com

  • Hallo liebe Spurnuller,


    danke für das Interesse an diesem abseitigen Thema. Hier nun der zweite Teil zur Funktion der Dingham Autocouplers.


    Nochmals die Anordnung der Kupplung an zwei Beispiel-Waggons von Dapol bzw Parkside Dundas. Das erste Bild ist der Bügel, das zweite Bild die "Latch" genannte Falle.





    Im nächsten Bild ist das Anheben des Bügels durch einen Magneten zu sehen. Ich habe dazu in dieser Testanordnung einen Neodym-Blockmagneten (im grünen Kreis) unter die Schwellen platziert. Selbstverständlich geht auch ein zuschaltbarer Elektromagnet, Dingham bietet einen passenden Elektromagneten an.
    Der Magnet zieht den Eisendraht am Arm des Kupplungsbügel nach unten, der Bügel geht hoch.




    Das Hochheben nochmals bei zwei zusammen gekuppelten Waggons. Der Bügel (roter Pfeil) wird durch Magnetkraft hoch gehoben und hebt die Falle kurz an. Nach Passieren des Bügel fällt durch die Schwerkraft die Falle wieder zurück auf den Haken (gelber Pfeil).




    Nach Entfernen aus dem Bereich des Magneten bzw. Ausschalten der Spannung des Elektromagneten legt sich der Bügel auf die Falle (blauer Pfeil) , kann aber nicht einrasten. Die Kupplung ist somit vorentkuppelt.




    Der Wagen kann nun abgestellt oder abgeschoben werden. Die Kupplung ist bereit für einen weiteren Kupplungsvorgang.




    Ich hoffe, damit die Funktionsweise einigermaßen anschaulich verdeutlicht zu haben. Für mich hat die Dingham Kupplung die Erwartungen übertroffen und wird daher für mein zukünftiges Projekt in British O gauge zum Einsatz kommen.


    Beste Grüße


    Torsten

  • Hallo !
    Ich habe mich nun das erste Mal über den Zusammenbau dieser Kupplung gewagt und meine Finger haben am Anfang nicht sehr gut mitgespielt. Aber nach einiger Zeit mit Geduld und Spuke geht es ganz gut.Um auch die Feder der ursprünglichen Kupplung anzubringen, muß man den Schaft ein bißchen abfeilen und dann rutscht die Feder schön auf den Schaft und kann dann den Sicherheitsring ins letzte Loch stecken. Ich bin aber im Überlegen , ob ich nicht die doppelte Ausführung , wie im Gauge 0 Guilde Gazette Feber 2019 auf Seite 50 von Nigel Brown beschrieben, zukünftig ausführen werde.
    Frage an Torsten: Welchen Neodym Magnet hast du für deine Testzwecke verwendet?
    LG Werner

  • Hallo Werner,


    das sind ganz normale Neodym-Würfelmagnete mit 10 mm Kantenlänge, wie zum Beispiel diese hier: https://www.magno-sphere.de/ne…-nickel-haelt-7kg/a-1830/
    Würfel mit Kantenlänge 8x8 mm würden wahrscheinlich auch gehen. Man kann ihn so unsichtbar einbauen, dass er etwa 1 mm unter der Schwellenoberfläche ist, die Kraft ist genug.


    Wenn ich weiter mache mit meinen Wagen, werde ich ebenfalls mal probieren die Kupplung in "doppelt" zu bauen.


    Beste Grüße, Torsten


  • Hallo!

    Der Hersteller der Dingham Autocouplers ist in Pension gegangen , aber die Gauge 0 Guild übernimmt den Vertrieb und in Zukunft kann man diese Kupplungen über den Guildshop kaufen . Näheres ist auf der Guildwebside zu lesen.


    LG Werner


    P.S. Ich wünsche allen Forumsmitgliedern einen guten Rutsch ins Neue Jahr. Schaut auf Eure Gesundheit und weiterhin viel Spaß an der Spur 0

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