Guten Morgen.
Aus dem MBW-Neuheitenfeuerwerk in 2014 ist nun offensichtlich ein "Wir machen weniger in 2014" geworden. Alle, die auf die baldige Verwirklichung ihres Lieblingsmodells gehofft haben, sollten sich nochmals bewusst machen: Spur O ist ein sehr kleiner Markt. Die von MBW freimütig genannten Stückzahlen zeigen dies unmissverständlich. Die zahlreichen, immer wieder neuen Ankündigungen von MBW könnten hier und da die falsche Hoffnung geweckt haben, dass all dies binnen kurzer Zeit tatsächlich verwirklicht wird. Es waren aber wohl teilweise keine "echten" Ankündigungen, sondern eine preiswerte Art der Markterkundung.
So sehr man sich sein Lieblingsmodell auch wünschen mag: Der Markt ist für so viele Neuheiten binnen weniger Monate einfach nicht aufnahmefähig.
Solange die Spur 0 primär von Lenz bedient wurde, war ausreichend Kaufkraft für eine Lokneuheit im Jahr und 1 oder 2 Wagen vorhanden. Neue Produkte konnten zügig abverkauft werden und eine Investition des zurück fließenden Geldes in neue Formen war möglich. Brawa hat mit seinen ca. 2 neuen Güterwagen pro Jahr die Verhältnisse am Markt nicht wesentlich verändert.
Im letzten Jahr gab es nun aber eine bisher nicht dagewesene Menge an Neuheiten: VT 98, V 60, V 100.20, V 200, V 200.1, V 80. Diese Modelle kosten zusammen etwa 4000 €. Dazu kamen noch weitere Möglichkeiten, "überflüssiges" Geld loszuwerden: neue Güterwagen, Bogenweiche, Dreiwegweiche, Signale etc.
Ich trete sicher niemandem zu nahe, wenn ich feststelle: Es gibt hierzulande eben nicht Tausende von Spur-0-Bahnern, die über einen solchen Hobby-Etat verfügen und zugleich auch den Platz haben, um diese vielen Fahrzeuge sinnvoll zu präsentieren. Solange nur Lenz eine Lok pro Jahr anbot, konnte man "gnadenlos zuschlagen" - es gab ja ohnehin keine Alternativen. Da es nun aber etliche offene Ankündigungen gibt, werden viele auswählen und Schwerpunkte setzen. In der Folge sinken die Stückzahlen des einzelnen Artikels.
In diesem Zusammenhang wage ich die Behauptung: Hätte MBW nur genau eine V 200 angeboten, so wären von dieser Lok fast genau so viele verkauft worden wie in der Summe aller Varianten, allerdings bei deutlich geringerem Aufwand. Anders herum: Böte Lenz die V 100.20 zeitgleich mit mehreren Nummern an, würde dies nur wenige zusätzlich verkaufte Loks bedeuten. Bei erhöhtem Aufwand wären die Stückzahlen jedes Artikels einfach nur geringer.
Die Ankündigungspolitik von MBW könnte nach Meinung bewirkt haben, dass Kaufentscheidungen zugunsten der tatsächlich produzierten Modelle selektiver und zurückhaltender getroffen werden. Damit sinken die verkauften Stückzahlen einer Neuheit trotz eines in letzter Zeit vermutlich sogar gewachsenen Kreises an Spur-0-Bahnern.
Ganz bewusst verenge ich meinen Blick auf die Epochen III und IV und Anlagen bzw. Module mit einer Nebenbahnthematik. Hier sind außer dem VT 95 und den Köfs I + III alle weiter verbreiteten Dieselfahrzeuge vorhanden. E-Loks in Großserientechnik und -stückzahl dürften in diesem Umfeld vermutlich schwierig abzusetzen sein. So bleibt vor allem bei den Dampfloks eine Menge zu tun. Allerdings wird das einzelne Modell für Hersteller und Kunden leider auch deutlich teurer als bei einer Diesellok.
Ich hoffe im Interesse aller Nuller, dass die schon jetzt zahlreich im Raum stehenden Ankündigungen von Dampfloks nicht zu der von mir befürchteten Zersplitterung des Kaufinteresses führen und damit die Wirtschaftlichkeit dieser Projekte gefährden.
Ein Neuheitenjahr mit Augenmaß wünscht Euch/Ihnen allen
Pjotr