Stürzende Linien


  • Gutenabend Allerseits,


    Wer von uns hat sich, nicht nur, beim Fotografieren seiner Modellbahn nicht schon über die häufig stürzenden Linien, die insbesondere beim Ablichten von Gebäude sehr oft vorkommen, geärgert? Diese stürzenden Linien treten dann auf, wenn die Filmfläche (Fläche des Aufnahmechips bei digital Kameras) der Kamera nicht für die volle hundert Prozent parallel an den Aufnahmegegenstand (in unseren Fall ein Gebäude) verläuft. Dieses Phänomen ist besonders auffällig bei vertikal verlaufenden Linien anwesend, aber genauso bei horizontal verlaufenden Linien sichtbar. Diese Erscheinung tritt fast immer dann auf, wenn höhere Gebäude fotografiert werden.

    Diese häßliche Bildverzerrungen können durch die Verwendung einer sehr kostspieligen Fachkamera, die die Bildverzerrung, durch das Durchzuführen bestimmter Einstellungen, vermeidet, umgangen werden.

    Aber glücklicherweise existiert auch eine sehr preiswerte Alternative: eine 3D-Kamera-Wasserwaage. Für einen Universal Blitzschuh. Hierzu wird die 3D-Wasserwage schlicht in dem Blitzschuh geschoben, wonach mit Hilfe von dem Kamerastativ und die drei Libellen der Wasserwaage die Kamera exakt waagerecht in der x-, y- und z-Achse ausgerichtet werden kann. Damit gehören stürzende Linien der Vergangenheit an.




    Viele Grüße,


    Jacques Timmermans

  • Hallo Jacques,


    deine 3D-Wasserwaage ist sicher ein gutes Hilfsmittel, mehr jedoch für die waagerechten Linien.

    Für die senkrechten Linien taugt sie eigentlich nur wenig, eigentlich nur dann, wenn sich dein NATÜRLICHER Betrachtungswinkel in etwa auf der halben Höhe deines zu fotografierenden Objekte befindet. Bei unseren Modellbahnen ist dies meist der Fall. Aber immer mal wieder befindet sich der natürliche Betrachtungswinkel unterhalb dieser Hohe. Um nun die senkrechten Linien gerade zu bekommen, müsste man die Kamera entsprechend höher platzieren. Plötzlich würde man dann aber den Menschen von oben 'auf den Hut schauen'. Dies wäre nicht natürlich. Besser ist es ein Mittelmass zu finden, zwischen dem natürlichen Betrachtungswinkel und leicht stürzenden Linien, also von niedriger Perspektive. Diese nimmt unser Gehirn auch wahr, wenn wir draußen vor Ort höhere Bauwerke anschauen, indem wir unseren Kopf in die Höhe schwenken.


    Beachte, eigentlich müsste aus der Höhe einer 1:45 Figur - aus der Augenhöhe - fotografiert werden. Dann wäre es die echte, natürliche Betrachtungshöhe. Okay, das ginge zu weit ;)


    Die von dir angesprochene (großformatige) verstellbare Fachkamera habe ich schon vor über 10 Jahren stillgelegt. Heute übernimmt Photoshop oder Lightroom den Job. Sofern der Fotograf beim fotografieren etwas 'Fleisch' eingeplant hat, genügt oft ein Klick und stürzende Linien sind Geschichte ;)



    Beispiel für ein Foto vom annähend natürlichen Betrachtungswinkel aus fotografiert:



    Beispiel für eigentlich von zu hoch fotografiert. Man schaut aus der Höhe oberhalb der oberen Fenster:



    Korrektur der stürzenden Linien mittels Adobe Lightroom (ein Klick): Das Foto sieht jetzt gefälliger aus. Aber der Betrachtungswinkel ist eigentlich immer noch zu hoch.



    Perspektive immer noch etwas zu hoch, aber nah dran:



    Fotoperspektive exakt gemäß 3D-Wasserwaage (man schaut auf das Dach des Anbaus):



    Foto aus Bodenhöhe (Plattenhöhe) mit Lightroom-Korrektur der stürzenden Linien. Man schaut nicht mehr aufs Dach.



    Aber natürlich ist erlaubt was gefällt.

    So, und nun Gute Nacht 😴

    Jens

  • Hi.

    Man sollte es aber nicht übertreiben mit der Korrektur von stürzenden Linien. Da, wie schon erwähnt, auch das menschliche Auge solche stürzenden Linien erzeugt, ist es unnatürlich und befremdlich, wenn es sie gar nicht gibt.


    Neben den schon erwähnten Möglichkeiten kann man aber viel schon durch die Wahl der Brennweite des Objektivs beeinflussen. Je länger die Brennweite, desto geringer fallen die stürzenden Linien aus(f) . Bei einem Smartphone ist man ja leider auf sehr kurze Brennweiten festgelegt aber bei einer Systemkamera (DSLR/DSLM bzw. Bridge) kann man oft ein "langes" Makro Objektiv einsetzen. Damit fällt das dann kaum noch auf. Der "natürliche" Blickwinkel des menschlichen Auges entspricht etwa 85mm Kleinbild- Brennweite. Das ist der Bereich, den man ohne die Augen oder gar den Kopf zu bewegen, auf einmal bewusst wahrnehmen kann. Der komplette Blickwinkel (also auch die Ränder der Wahrnemungszone, die man nur noch unterbewusst wahr nimmt) entspricht dann ca 50mm an Kleinbild... Ein durchschnittliches Smartphone hat aber nur ca 20mm Brennweite. Wenn man so in etwa im Bereich von 70-100mm KB bleibt, muss man keine stürzenden Linien korrigieren, weil sie dann in etwa denen entsprechen, die man mit bloßem Auge auch wahrnimmt.

    Statt einer Fachkamera oder einem Tilt/Shift Objektiv (beides sehr teuer) gibt es auch Tilt/Shift Adapter, mit denen man Mittelformat Objektive an einer Kleinbild /APS-C Digitalkamera adaptieren kann. Das kann u.U. erheblich günstiger sein, besonders wenn man z.B. ein Pentacon Six (Mittelformatkamera aus der DDR) Objektiv hernimmt. Die Objektive bekommt man oft nachgeworfen, aber sie sind dennoch optisch hervorragend.


    Eine weitere Möglichkeit ist ein verstellbarer Balgen, an dem man ebenfalls ein Mittelformat- Objektiv, z.B. ein ausgedientes (und in aller Regel sehr billiges) Vergrößerungsobjektiv anflanscht. Das ist dann nahezu dasselbe wie eine Fachkamera, nur eben in kleinerem Format und mit deutlich geringerem finanziellen Einsatz...


    Mit einem verschwenkbaren Objektiv, egal in welcher Ausprägung (Fachkamera, TiltShift oder Balgen) auch immer gibt aber neben der Korrektur von stürzenden Linien meist auch noch die Möglichkeit der Schärfentiefendehnung nach Scheimpflug. Durch das gegeneinander verschwenken von Objektiv und Sensor lässt sich die Schärfenebene schräg im Bild platzieren. Damit kann man den Bereich, der scharf erscheint stark ausdehnen, was natürlich besonders oft bei Modellbahn- Fotos erwünscht ist .

  • Guten Abend,


    Mittlerweile sind die fotografischen Funktionen und Objektiven unserer Handys so übertroffen, dass sie sich einen Vergleich mit den in fast jeder Haushalt anwesenden digitale Fotogeräte, Fachkameras ausgenommen, nicht zu scheuen brauchen. Um noch schärfere Bilder zu erzielen, ist einen Handyhalter für ein Stativ, ein sehr nützliches Accessoire, dass für wenig Geld beim Fotohandel erhältlich ist. Dabei sollte man sich möglichst noch eine Abstandsbedienung fürs Handy dazukaufen, damit es während einer Fotosession mehr nötig ist die Handykamera mit seinem Finger auszulösen, was die Bewegungsunschärfe enorm reduziert. Die dazu erforderliche Software findet man im Netz!

    Die Handyklammer kann auch ohne Stativ verwendet werden, indem Klammer nebst eingespanntes Handy direkt in die Anlage, zum Beispiel auf einem waagerechten Gleisbett oder Fläche, aufgestellt wird. Ein kleiner Alu- oder Eisenklotz, woran die Klammer festgeschraubt oder geklebt wird, stabilisiert das Ganz nochmals.

    Zusätzlich kann an der Klammer noch eine kleine Libelle, zur waagerechte Überprüfung des Handys, befestigt werden, womit die perspektivischen Nacharbeiten der gefertigten Bilder erheblich reduziert werden. Wer aber seine Anlage, wie bei den meisten (denkbar) der Fall ist, exakt waagerecht ausgerichtet hat, brauch sich hier kaum Sorgen zu machen!

    Somit sind sehr schöne Anlagenbilder aus eine ganz andere Perspektive, nämlich die eines Modellmenschen, möglich welche mit einer herkömmlichen Kamera und Stativ kaum durchführbar sind.



























    Kleiner Hinweis: alle hier gezeigten Aufnahmen sind außer die ersten sechs, wurden mit einem iPhone gemacht!


    Viele Grüße, frohe Feiertage und gutes Gelingen,


    Jacques Timmermans



  • Guten Abend Jacques,


    geniale Idee, die Du uns hier vorstellst !


    Man sollte jedoch bei Verwendung des vorgeschlagenen "Stabilisierungsklotzes" unbedingt darauf achten .....

    Ein kleiner Alu- oder Eisenklotz, woran die Klammer festgeschraubt oder geklebt wird, stabilisiert das Ganz nochmals.

    ..... die dafür vorgesehenen Gleise sicherheitshalber vorher von der Stromversorgung zu trennen .....


    Beste Grüße und ein frohes Fest (ohne Kurzschlüsse :thumbup:)

    Arnold

  • Hi.

    Man kann den Klotz auch aus Holz machen. So schwer sind Smartphones in der Regel nicht.

    Eine andere Variante ist die Verwendung eines Min Stativs. Wenn man dabei das Smartphone "auf den Kopf" stellt, also das Objektiv nicht oben sondern unten bekommt man ebenfalls die gewünschte "Preiser- Perspektive", kann das Smartphone aber auch auf unebenen bzw. schrägen Untergründen grade positionieren.

    Ich meine so etwas:

    Dreifach Mini Flexibel 360 Grad für Kammern Schwarz
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    www.amazon.de


    oder gleich mit Bluetooth- Fernauslöser fürs Handy, damit man nicht verwackelt:

    Handy Stativ Mini Stativ für Smartphone und Kamera Handy Stativ Ständer handystativhalter für iPhone Stativ Samsung Halter Halterung Leichtes Kamera-Stativköpfe
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    Sind nur Typ- Beispiele, davon gibt es "Tausende" und das "Überall"...

  • Hallo zusammen,


    danke fürs zeigen - ich habe vor 10 Jahren so ein Handy-Stativ mal aus Lego-Steinen, ach nee, heute heißt das ja "Klemmbausteinen", gebaut - das hat wunderbar funktioniert und ermöglichte Aufnahmen aus der Rangiererperspektive bzw. Preiser-Perspektive. So sah das aus:



    Die Freisprecheinrichtung war eingestöpselt, weil man mit der Lauter-Taste daran das Bild auslösen konnte - sie war also ein erschütterungsfreier Fernauslöser.


    Und das war das Ergebnis, also dieses Bild habe ich damals aufgenommen:



    Gut, wenn man seine Legos aus der Kindheit noch bevorratet hat... ;)


    Viele Grüße

    EsPe

  • Hallo "Tokiner"


    Ich werde diese Woche versuchen einige Übersichtsbilder meiner Anlage zu schießen. Des weiteren sind noch Anlagenbilder in meine neuste Beiträge (Bahnhofsarel Attenkirchen, Hintergrundkulissen für den Bahnhof Attenkirchen und Bahnschranke von Schnellenkamp) zu sehen.


    Gruß,


    Jacques Timmermans



  • Gutenabend,


    Wenn es nicht al zu eng daran zugeht, ist der Einsatz einer System- oder Fachkamera, die dann direkt auf dem Gleisfeld oder eine geschickte waagerechte Fläche aufgestellt wird, ebenfalls möglich. Insbesondere wenn mehr anspruchsvollere Bilder gewünscht oder erforderlich sind, bietet eine Bildbearbeitungssoftware in Kombination solcher Kamera eine Mehrzahl von Bildbearbeitungsmöglichkeiten die ein durchschnittliches Handy vermisst.

    Auch hier habe ich die Kamera mittels Aluklötze auf die Gleisköpfe abgestützt, damit eine einigermaßen waagerechte Ausrichtung. Solange das Kameragehäuse mit angeflanschtes Objektiv nicht nach vorne kippt, kommt man mit einem Aluklotz, der das Gehäuse in Längsrichtung unterstützt, aus. Bei dem Einsatz von längere Objektiven ist meistens ein zweiter Abstützpunk, direkt an der Vorderseite des Objektivs erforderlich. Hierbei soll darauf geachtet werden, dass der Klotz nicht ins Sichtfeld der Kamera erscheint! Ideal wäre eine T-förmiger Alu- oder Eisenklotz der Kamera und Objektivvorderseite unterstützt, eventuell ausgestattet mit Einstellschrauben um eine exakt waagerecht ausgerichtete Kamera zu bekommen. Allerdings kann solch eine Einrichtung nur dann verwendet werden, wenn ausreichend Platz vorhanden ist.

    So auf dem ersten Sich sind fast keine nennenswerten Unterschiede in den Aufnahmen zu erkennen. Dies wird erst dann merkbar, wenn Ausschnitte der Aufnahmen wünschenswert sind. Hier sind Aufnahmen mit einer Kamera gemacht klar im Vorteil

    Um nur die wichtigsten und meist verwendeten Aufnahmeparameter zu nennen: freie Fokussierung nur bei abgeschaltetem Auto Focus, freie Wahl von Verschlusszeiten, umfangreicherer Blenden Einstellung wie dem Handy, größerer Auswahl von Brennweiten bei den Objektiven; obwohl nicht alle verfügbare Brennweiten eine gescheite Anwendung ergeben. Darüber hinaus gibt es noch den sehr viel umfangreicheren Einsatz von der Bildbearbeitungssoftware für rohe Bilddaten wie zum Beispiel RAW Bilddaten. Alle Aufnahmen wurden mit einem 28-mm und einem 60 mm-Ojektiv (Bild 2, 3, 4) gemacht Das erste Bild wurde mit einem Handy aufgenommen.




    forum.spurnull-magazin.de/core/attachment/117512/
















    Viele Grüße und schöne Feiertage,


    Jacques Timmermans



  • Hoi Jacques,

    Misschien de achtergrond van jouw tunnelmond eens zwart papier ipv grijs proberen?

    Geeft misschien iets meer "diepte".

    Groet

    Paul


    (Vielleicht die Hintergrund deiner Tunneleingang mal schwarz statt grau Papier versuchen?

    Gibt vielleicht etwas mehr Tiefe)

  • Guten Abend Paul,


    Der Hintergrund vom Tunnel habe ich mal auf der Schnelle mit Noppenfolie abgedeckt um unerwünschten Lichteinfall beim Fotografieren zu vermeiden. Bei Gelegenheit werde ich die Folie gegen ein passendes Stück undurchsichtiger Pappe ersetze!


    Gruß,


    Jacques Timmermans

  • Guten Morgen,


    Abschließend möchte ich noch eine sehr effektive und billige Unterlage für eine Kamera im inneren Anlagenbereich zeigen. Reis- oder Risottobeutel aus Baumwolle, die eine „Felsenfeste Unterlage“ gewähren, und trotzdem sich an fast jede unregelmäßige Oberfläche anpasst. Solche Beutel sind für wenig Geld im Supermarkt erhältlich, und haben gegenüber kleine Sandsäckchen dem großen Vorteil, dass sie kaum Sandstaub hinterlassen, weil die Füllung aus größeren Partikel besteht. Auch hier ist die Libelle wieder ein besonders wertvolles Messinstrument; sie erlaubts es die Kamera schnell und ohne allzu viel Zustände bequem auszurichten.









    Viele Grüße und schöne Feiertage,


    Jacques Timmermans



  • Hi.

    So einen "Dirt Bag" kann man auch gut unterwegs mal verwenden, wenn man eigentlich ein Stativ braucht, aber keines zur Hand hat. Ein Beutel (Plastiktüte, Gefrierbeutel, Jutetasche, Mülltüte,...) mit "Dreck" gefüllt auf eine Mauer, einen Baumstumpf,... legen und die Kamera dort rein drücken. Klappt wunderbar.

  • Das Hirse- oder Reissäckchen nutze ich auch häufig als Stativersatz, um die Kamera möglichst tief mitten auf der Anlage zu platzieren. Manchmal reicht aber auch das noch nicht, um sich wirklich auf Augenhöhe mit den Preiserlein zu begeben.

    Da ich in einem früheren Leben sehr viel mit Spur N / 1:160 zu tun, habe ich mit eine Lösung ausgedacht, die selbst für diesen Maßstab »Augenhöhe« erlaubt.

    Ich habe eine alte, defekte Spiegelreflexkamera so weit filettiert, dass nur noch der Spiegelkasten übrig blieb:


    Dieser Umlenkspiegel schafft einerseits eine sichere Auflage und bringt die Mittelachse der Kamera auf eine Höhe von ca. 15 mm über Bodenniveau. In Verbindung mit Fokus-Stacking kann man da interessante Effekte erzielen.

    Die folgenden Aufnahmen sind auf meiner früher Spur-N-Anlage Innerstetalbahn gemacht:




    Gruß --- Jürgen

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