Ab wann gibts`ne Bahnhofs-Köf? anlässlich eines DSO Beitrages...

  • Liebe Hobby Kollegen,


    über die Frage im Titel machen sich ja viele Hobbykollegen Gedanken, wenn Sie ihre Gleisanlagen planen.


    In diesem Beitrag bei Drehscheibe Online, im Historischen Forum, wird vom Verfasser "H.R." das Foto untertitelt und darauf hingewiesen, dass die links im Bild angeschnittene Köf dort ansässig ist und übernachtet.


    Angesichts der sichtbaren Gleisanlagen, stellte sich mir die Frage, wie groß angelegt waren denn dort die Güteranlagen?


    Diese Frage wurde nach kurzer Suche zum Gleisplan des Bf. Witzenhausen Süd beantwortet.

    Unter https://www.steamy.de/strecken/Gelstertalbahn findet sich - wenn man zum achten Bild herunter scrollt, eine Übersicht über den Bahnhof, die zeigt, recht überschaubar.

    Bei der Größe der Gleisanlagen, würde ich zumindest nicht sofort vermuten, dass es eine eigene Bahnhofs-Köf gegeben hat.


    Der Bahnhof hatte, wie man sieht wenn man ganz oben rechts auf der Seite, den Bahnhof Witzenhausen Süd aus der Strecken-Grafik wählt und anklickt, in früherer Zeit ausgedehntere Gleisanlagen für den Güterverkehr.


    Ich habe den DSO Beitrag deswegen verlinkt, weil sich angesichts dieses Beispiels, zumindest nicht völlig unglaubwürdig ein "Hofhund" auch an einem eher kleinen Bahnhof vertreten lässt. Allerdings OHNE Lokschuppen! Der wäre zu viel des Guten.

    Ein Schlafplätzchen auf dem Stumpfgleis der Laderampe genügt.


    Vielleicht hilft dieses Beispiel ja dem Einen oder Anderen bei seiner entsprechenden Überlegung weiter.


    Beachtet auch die genialen Bahnsteigleuchten! Solche sieht man auch nicht alle Tage. Die ganze Szenerie ist prima finde ich.

    Ob diese Leuchten als Modell in Spur Null erhältlich sind weiß ich gerade nicht.

    In H0 gab es jedenfalls früher sehr sehr ähnliche Leuchten von BUSCH.

  • Tach Herr Namensvetter,


    das wurde von der entsprechenden Direktion entschieden und zugewiesen. Und es musste dann auch eine Möglichkeit der Versorgung und ggf. Unterstellung geben oder geschaffen werden können. Noch dazu kam es auf die Anzahl der Anschluss- und Versorgungstellen an, bei denen Wagen zuzustellen waren.


    Gruss, Dirk

  • Hallo,

    meine unfachmännische Meinung dazu:

    Ich könnte mir vorstellen, dass es auch bei kleinen Bahnhöfen vorteilhaft war, einen "Hofhund" zu halten.

    Denn die Alternative würde bedeuten, dass alle Rangierbewegungen an Zügen von den Zugloks durchgeführt werden müssten.

    Und das stört - egal ob Personenzug oder Güterzug - im wahrsten Sinne des Wortes den "zügigen" Ablauf.

    Ursprünglich wurden dafür die alters- und leistungsschwächeren Dampfloks eingesetzt, solange sie noch konnten.

    Später wurden dann kleine Dieselloks dafür gebaut, die wendiger waren und weniger aufwändig im Unterhalt und Betrieb: unsere Köfs.


    Ich hoffe, ich habe nicht zuviel Blödsinn erzählt. Aber das erscheint mir eine plausible Erklärung.

    In Urmelingen ist es jedenfalls so.


    Viele Grüße

    Heiner

  • Interessantes Thema!


    In meiner Heimat Wiedenbrück gab es über 20 Jahre eine Bahnhofs-Köf II. Später kamen dann z.B. Köf III aus Bielefeld. Der Anschluss erfolgte über Gütersloh und Rheda. Die Bielefelder Köf III habe ich schon (aus einem Gebauer Bausatz) nachgebaut, gerade entsteht der Wiedenbrücker Hofhund aus einer Lenz Köf II nach Vorbildfotos mit den entsprechenden Änderungen (Neubaulok, 2 Behälter auf dem Vorbau, etc.). Dazu später mehr in meinem Köf II Thread.


    Aber allein die Bezeichnung der Stationierung Bf statt Bw hat schon was für Freunde von Kleinloks:


  • Hallo zusammen,


    Ihr habt alle recht: Die Direktion entschied über die Station eines "Hofhunds" und richtete sich dabei nach dem örtlichen Rangierbedarf und dem Effekt bei der Entlastung der Zugloks, damit die Übergabe-Züge schnell weiterfahren konnten. Es kam vor, dass eine zuerst in einem Bahnhof stationierte Kö I durch eine Köf II ersetzt wurde, wenn auf einmal Fahrten auf die freie Strecke geplant wurden oder die Rangierleistungen eine stärkere Lok mit mehr Zugkraft erforderten.


    Richtig ist auch, dass es Fälle gegeben hat, in denen kein Köf-Schuppen existierte - die Lok wurde dann meistens nach Gebrauch an exponierter Stelle, wo sie nicht störte, abgestellt. Allerdings sah die Regel in den 30er Jahren vor, dass bei Stationierung einer Kleinlok in einem Bahnhof auch ein Köfschuppen installiert werden sollte. Aber wie gesagt: Keine Regel ohne Ausnahme. Nach dem Krieg wurden zumindest bei der Bundesbahn nicht alle zerstörten Köf-Schuppen wieder aufgebaut.


    Weiter benötigt eine Kleinlok Kraftstoff. Bei ganz einfachen Verhältnissen reichte ein Fasslager mit Lagergestell, dazu eine Handpumpe zum Umpumpen in eine Kanne, mit der die Lok dann betankt wurde. In einer Ausbildungsunterlage habe ich irgendwo eine Skizze bzw. bebilderte Bedienungsanleitung, wie eine Lok aus einem Fass betankt werden soll. Aber es gab auch fest installierte Dieseltankstellen für die Hofhunde.


    Richtig ist auch, dass die Bahnhöfe mit Hofhund gar nicht so groß gewesen sein müssen.


    Zusammengefasst kann man sagen, dass hier das Toyota-Prinzip gilt ("nichts ist unmöglich"...).


    Am linken Niederrhein gab es so einen Bahnhof mit vielen Ausnahmen von der Regel: Der Bahnhof Millingen (heute mit Zusatz "bei Rheinberg"). Der Güterteil hatte vier Gütergleise (heute fünf Gleise), das Streckengleis der eingleisigen Strecke führte daran vorbei zum Bahnsteigbereich, wo es ein Überholgleis gab. Ein Schuppengleis und ein kleines Anschlussgleis vervollständigte das Ensemble. Seit mindestens den frühen 60er Jahren war hier eine Köf II stationiert, letzte Sichtung meinerseits war irgendwann kurz nach Gründung der DB AG. Es gab keinen Köf-Schuppen, die Köf stand nach Nutzung im Schuppengleis vor ein paar G-Wagen. Im Bahnsteigbereich war eine Diesel-Tankstelle mit einem 10.000l-Tank aufgebaut (vor etwa 5 Jahren abgebaut). Der Köfbediener war ein Arbeiter, der zum Bahnhof Millingen gehörte. Die Köf hingegen hatte immer eine Bw-Anschrift und wurde anlässlich der Fristen getauscht und kam nach der Frist-Untersuchung wieder zum Bahnhof Millingen. Mit der Köf wurden die benachbarten Bahnhöfe Alpen, Menzelen West und Büderich bedient. Alpen nur bei Bedarf, ebenso Menzelen West. Büderich hingegen war der Anschlussbahnhof für ein Steinsalzbergwerk und dort gab es hohen Bedarf an Paletten, um die Salzsäcke verladen zu können. Der Bahnhof Millingen war Paletten-Tausch- und Sammelbahnhof und so wurden nahezu täglich mit der Köf II G-Wagen, beladen mit Paletten, nach Büderich zum Salzbergwerk gefahren und leere G-Wagen wieder abgeholt. Die "normale" Zustellung von Wagenladungen erfolgten ab Ende der 60er Jahre in der Regel mit Loks der BR 211/212 und ab Mitte der 80er mit der BR 290.


    Wenn Bedarf besteht, kann ich gerne einen Gleisplan vom Bahnhof Millingen, Bilder der Köf II am Güterschuppen und von der Dieseltankstelle hier einstellen.


    Soviel zur Info - viel Spaß bei der Stationierung des "Hofhunds"....


    Viele Grüße

    EsPe

  • Ach ja, vergessen: Bahnhofs-Köfs hatte durchaus anstelle der Bw-Anschrift eine Bahnhofs-Anschrift. aber um die Tauschbarkeit der Köfs zu erleichtern, wurde irgendwann (70er Jahre?) auf die Bf-Anschrift verzichtet und wieder das Bw angeschrieben.


    Gruß

    EsPe

  • Hallo,


    einen interessanten Werksanschluß gab es in den 30er/40er Jahren auf der Zackenbahn im Riesengebirge. Diese Bahnlinie war elektrifiziet, der Bahnanschluß jedoch nicht.


    Auf der elektrifizierten Bahnlinie Hirschberg - Polaun wurden die Güterwagen für den Steinbruch an den Güterzug nach Polaun(Böhmen) angehängt. Diese Wagen wurden im Bahnhof Jacobsthal abgehängt und dann mit einer dort stationierten Dampflok (vermutlich BR 91 oder 92) nach dem Steinbruch Rothfloß geschoben. Im Steinbruchgelände wurden die leeren Wagen rechts an die Rampe geschoben. Dann wurden mittels einer Spillanlage die auf dem linken Stumpfgleis stehenden beladenen Wagen auf das recht Stumpfgleis an der Rampe gezogen(dies war wesentlich länger als das linke Stumpfgleis), von der Dampflok übernommen und nach Jacobsthal gezogen. In Jacobsthal wurden die beladenen Wagen dann an den nächsten Güterzug nach Hirschberg angehangen. Für die Dampflok gab es in Jacobsthal Behandlungsanlagen(Wartungsgrube, Wasserkran, Kohlebühne), aber keinen Lokschuppen. Wir vermuten, dass die Dampflok abends nach Hirschberg ins Bw gefahren wurde.


    Mit freundlichen Grüßen

    Roland

  • Wenn Bedarf besteht, kann ich gerne einen Gleisplan vom Bahnhof Millingen, Bilder der Köf II am Güterschuppen und von der Dieseltankstelle hier einstellen.

    Moin Espe,

    sehr gerne, zumindest mich würde das sehr interessieren.

    Schonmal Danke im Voraus für deine Mühe, die Bilder hier einzustellen.

    Erwartungsvolle Grüße

    :D Rauchen versaut die Gardinen :D
    Beste Grüße aus Neuss Jörg


  • Moin,

    in Kellinghusen (S-H) gab es auch einen Hofhund.Einen Köf-Schuppen hat es dort nie gegeben.Abgestellt wurde sie immer am GS.Auch auf der Hafenbahn wurde sie mit eingesetzt.Betankung erfolgte mittels Kanister die der SKL aus Wrist mitbrachte.

    Bisher blieben meine nachfragen erfolglos wer denn die Köf bediente.Angeblich soll ein Lokführer aus Nms morgens und abends gekommen sein der die rangieraufgaben erledigte.

    Gruß Thorsten

  • Moin,

    Schön ist auch im obigen Link das Bild der 216 mit einem Silberling und einem Glmhsgrmmf-irgendwas.

    Man kann wohl alles auf der eigenen Bahn zusammenstellen, falsch ist das nie :)

    Viel Spaß beim Basteln

    ___________________________________

    Gruß Olli

    Homepage

  • Hallo zusammen,


    das ist ein, wie ich finde, recht interessanter Beitragsstrang. Hier noch ein Beispiel für einen Bahnhof moderater Größe mit eigener Kleinlok. Errichtung des ersten Kleinlokschuppens soll 1934 erfolgt sein, später wurde er an eine andere Stelle verlegt. Der dargestellte Gleisplan von ca. 1970 zeigt einen bereits zurückgebauten Zustand. Die für das Kleinlok-Thema relevanten Informationen findet man in den Bildunterschriften zu den Bildern 1 und 16.

    Bahnhof-Beyenburg


    Viel Spaß

    Klaus

  • Hallo zusammen,


    ich kann zwar nicht direkt zu der Ausgangs-Frage etwas beitragen ...


    ... nur soviel, auch Nienburg/Weser hatte Anfang der 1980er Jahre noch eine Bahnhofs-Köf, die in Ermangelung eines Unterstandes im Freien abgestellt wurde. Die Fotos hat seinerzeit ein guter Freund von mir gemacht :




    Witzig finde ich den DB-"Keks", auf der einen Seite DD und auf der anderen Seite BB. Die Köf gehörte zum Bw Bremen 1.

    Im Hintergrund des oberen Fotos sieht man den Sandbunker vom Bw Nienburg und die, Anfang der 1980er Jahre neu gebaute, Fahrzeughalle und Werkstatt der Fa. H.F. Wiebe ...


    Grüße aus Leese


    Frank-Martin

    Gutes Werkzeug kann man(n) nur durch noch Besseres ersetzen !!! ;)

  • @Alle


    Hallo Zusammen,


    es freut mich das zu dem Thema so viele interessante und weiterführenden Beiträge und Informationen zusammen getragen wurden inzwischen! Vielen Dank dafür!


    Da dürfte doch für viele von uns etwas Hilfreiches zur Planung und Stationierung einer Bahnhofs Köf dabei sein.


    Baumbauer 007


    Hallo Frank-Martin,

    diese "DD" und "BB" beschriftete Köf ist ja wohl die "Rote Mauritius" unter den Kleinloks. Köstlich!

    Wer da wohl damals am Werk war... bestimmt ein Fan der BB = Brigitte Bardot, quasi im DD oppelten Sinne ;)^^

  • BahnhofsKöf...

    Der Bahnhof in meinem Geburtsort Fürstenau (Han) war wirklich sehr überschaubar . 2 Überholgleise und 3-4 Abstellgleise und Rampe. Es gab einen Lokschuppen für die Köpf und rechtwinkelig dazu einen kleinen Schuppen für die Drasine. Die Köf sammelte auch die Wagen der beiden benachbarten Bahnhöfe ein und brachte sie nach Fürstenau, dort wurden sie dann an den alltäglichen ...Lumpensammler...nach Rheine angehängt (meistens BR.50) Ich durfte als 4-5 jährige etliche Male mit der Köf mitfahren....war immer toll wenn die mit Höchstgeschwindigkeit über die langen Gleisanlagen unterwegs war...Die Rampe war übrigens speziell...aus Steuergeldern gebaut und gedacht für die 3-4 mal jährliche Truppenübungsfahrt der örtlichen Panzertruppe...da halfen dann aber Loks der BR.44 beim rangieren mit...

    Beste Hobbygrüsse von Jürgen

  • Moin,


    eine Kö Staionierung hatte wenig mit der Bahnhofsgrösse zu tun. Entscheind war die Zahl der zu bedienenden Anschlüsse. War es nur ein Guterschuppen und eine Rampe, dann hat das die Verkehrslok getan, in dessen Zug der Wagen eingestellt war. Das war dann im Zuglaufplan berücksichtigt worden und dauerte halt seine Zeit.

    Auf manchen Strecken war eine Kö auch das Zugpferd für für die Übergaben.


    Gruss, Dirk

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