[Spurensuche] - Gebäude aus der Familiengeschichte in 1:43 - Die Seilerei meines Urgrossvaters in Beelen, Kreis Warendorf

  • Liebe Spur 0 Freunde,


    am späten Nachmittag hatten die Warendorfer Zimmerleute die Arbeiten am Dachstuhl abgeschlossen. Nach all dem Hämmern und Sägen, Rufen und Schreien, das seit dem frühen Morgen rund um den Neubau geherrscht hatte, lag jetzt wieder friedliche Stille über der Baustelle. Zimmermeister Bernd Hartmann hatte zusammen mit dem Altgesellen die Bohlen für den Dachboden und den Laufgang verlegt und zuletzt auch noch den Handlauf angebracht, auf dem der Urgrossvater aus Sicherheitsgründen bestanden hatte - er sorgte sich, dass mal einer der Lehrbuben vom Laufgang in die Tiefe stürzen könnte, wenn er von dort aus die Dachluken öffnen oder schliessen musste ...




    Aber was machte der Bernd jetzt? Er nahm die Leiter vom Dachboden auf, lehnte sie oben gegen die Firstpfette, und dann stieg er mit einer bunt bebänderten Tanne zum First hoch. Zwei,drei wuchtige Hammerschläge, und der Richtbaum krönte das fertige Werk.



    Klar, heute war Richtfest! Und während die bunten Bänder leicht im Wind flatterten, kam der Urgrossvater mit seiner Familie vom Wohnhaus herüber, um den Richtspruch der Zimmerleute zu hören und anschliessend mit ihnen zu feiern.



    Meister Hartmann liess es sich natürlich nicht nehmen, von der Kante des Dachbodens aus selbst den Richtsegen zu sprechen. Dabei gab er sich redlich Mühe, in diesem feierlichen Augenblick ernst zu bleiben - der kleine Moritz war heimlich zu ihm hoch geklettert und versuchte jetzt dauernd, ihn mit seinen Faxen aus der Ruhe zu bringen.



    Der kleinen Runde, die unten bewegt Meister Hartmanns Worten lauschte, hatte sich inzwischen auch Wachtmeister Mohr von der Polizeiwache Beelen zugesellt, der Vertreter der Obrigkeit. Von oben sah Bernd Hartmann, wie die Zunge des Wachtmeisters hin und wieder über die Unterlippe strich - er hatte wohl die Kisten mit den Weinflaschen entdeckt, die im Schatten vor der Seilerei abgestellt waren ...




    Später wurde erzählt, das Richtfest hätte bis spät in die Nacht gedauert, und alle hätten eine Menge Spass gehabt ...
    So, liebe Freunde, ich glaube, jetzt fängt der Mosel auch bei mir so langsam an, seine Wirkung zu zeigen - hätte wohl doch besser bei Kooorn und Bier bleiben sollen ...


    Bis dann!
    Dieter

  • Liebe Spur 0 Freunde,


    am Montag nach dem Richtfest kam Meister Hartmann schon in aller Herrgottsfrühe mit seinen Leuten, um das Dach zu decken. Urgrossvater Johann Gerhard sass gerade mit seiner Familie in der Deele beim Frühstück, als er das Rumpeln und Poltern der Hartmann'schen Pferdewagen auf dem Bahnübergang hörte. Und einen Augenblick später sah er dann durch die weit offene Tür, wie ein Wagen nach dem anderen an der Seilerei anhielt - der erste Wagen war mit Dachlatten und Stroh zum Abdichten der Tonziegel, die beiden anderen mit Ziegeln beladen ... "Woll'n doch seh'n, dass wir bis zum Abend fertig sind!" rief Bernd Hartmann lachend dem Urgrossvater zu, der Frühstück hatte Frühstück sein lassen und vor die Tür getreten war und nun zuschaute, wie die Zimmerleute eine Dachlatte nach der anderen auf die Sparren nagelten.


    Das Dach der Seilerei-Werkstatt ist eindeutig das längste Dach, das ich bisher gebaut habe - schliesslich hat es eine Länge von 58 cm bei einer Breite von 12 cm (vom First bis zur Traufe). Bei dieser Länge wollte ich mich nicht ausschliesslich auf mein Augenmass verlassen und habe mit dem Bleistift die künftigen Klebestellen bzw. -linien für die Ziegelreihen vorgezeichnet - 24 pro Dachhälfte, 48 für das gesamte Dach.



    Ausserdem habe ich die Lage der Sparren aufgezeichnet, um die künftigen Überstände besser beurteilen zu können. Anschliessend habe ich die Position der Dachluken markiert - je zwei grosse (mit Mittelsteg) auf jeder Dachhälfte im Bereich des Dachbodens und zwei etwas kleinere (ohne Steg) auf dem rechten Dach oberhalb des Laufgangs. Danach trat die Laubsäge in Aktion, um die Öffnungen für die Dachluken auszuscheiden - schliesslich sollten die Dachfenster nicht nur Dekoration sein, sondern zum einen auch Licht auf den Dachboden lassen und zum anderen an heissen Tagen auch die erhitzte Luft aus der Werkstatt nach draussen entweichen lassen.


    Ich hatte voller Vorfreude die Dachluken bei Petau gekauft; aber die anfängliche Begeisterung über die filigranen Teile wich sehr schnell der schmerzhaften Erfahrung eines (damals) im Umgang mit dem Lötkolben noch ziemlich unerfahrenen Modellbauers - ich hatte die Leitfähigkeit der kleinen Messingteile ziemlich unterschätzt. Zumal die auf Petaus Webseite publizierte recht bescheidene Montageanleitung mir keine wirklich Hilfe war, und auch ein Anruf in Meschede mich nicht weiter brachte.
    Na ja, "gebranntes Kind scheut das Feuer", und so habe ich vor weiteren Lötversuchen darüber nachgedacht, wie ich mir ohne grossen Aufwand eine kleine Löt-Lehre basteln könnte, ohne dass weitere Brandblasen die Finger zierten ... das simple, aber höchst effiziente Ergebnis zeigen die Fotos. Nach der Grundierung und Bemalung der Dachluken habe ich die Plexi-'Glasscheiben' in die Rahmen geklebt und anschliessend die Luken in die Dachöffnungen eingebaut.









    Nun kam das Dach an die Reihe: zunächst habe ich entlang der First-Kante an der Unterseite der einen Dachhälfte einen 3 x 3 mm Vierkantstab aufgeklebt, um so eine grössere Auflagefläche zum Kleben der zweiten Dachhälfte zu schaffen. Anschliessend habe ich beide Dachhälften mit Pattex zusammengefügt, wobei die beiden Giebelwände als 'Montagehilfe' dienten.



    Erst danach habe ich mit dem 'Dachdecken' angefangen, unten an der Traufkante beginnend, eine Reihe nach der anderen, immer entlang den mit dem Bleistift aufgetragenen Linien.





    Als 'krönenden' Abschluss habe ich dann aus einem Stück Sperrholz noch die Firstbretter oder Windbretter mit den gekreuzten Pferdeköpfen gesägt und an beiden Giebeln angebracht - ein bei alten niederdeutschen Häusern früher häufig anzutreffender Giebelschmuck ...


    So, liebe Freunde, das war's für heute. Es ist mal wieder spät geworden, und ich denke, die Warendorfer Zimmerleute waren froh, als sie mit ihren jetzt leeren Fuhrwerken nach Hause fahren konnten.


    Mit den besten Grüssen
    Dieter

  • Hallo Dieter,
    da ist Dir wirklich wieder ein schönes Bauwerk gelungen. ich bin schon gespannt, wie die Seile aussehen werden, die Du sicherlich auch noch in der Seilerei anfertigen wirst? Eine Frage habe ich noch, ich habe die Bedeutung der Pferdeköpfe am Giebel vergessen. Weist Du noch wie das war? Schauten die Köpfe nach außen, wie bei Deiner Seilerei, hatte die Frau das Geld mit in die Ehe gebracht. Schauten sie nach innen, sich also an, dann hatte der Mann das Geld mitgebracht, oder anders herum? So konnten zumindest in Niedersachsen die "WISSENDEN" erkennen, wer das Geld hatte. Vielleicht kann ja auch ein "Niedersachse" aus dem Forum uns aufklären?
    Beste Grüße, noch immer aus dem schönen SH, sendet Dir Heiko

  • Hallo Heiko,


    diese 4 Deutungsversuche zu den Pferdeköpfen hab ich gefunden, wobei man sagen muss, dass es keine einheitliche Bedeutung für die Pferdeköpfe gibt:


    • Einander zugewandte Pferdeköpfe winken das Glück „herein“; einander abgewandte wehren das Böse ab.


    • Pferdeköpfe, die nach innen blicken, symbolisieren ehelichen Frieden und Harmonie; Pferdeköpfe, die nach außen blicken, symbolisieren Unfrieden zwischen den Eheleuten.


    • Sich anblickende Pferdeköpfe bedeuten, dass alle Männer des Hofes zu Hause sind; einander abgewandte Pferdeköpfe zeigen an, dass alle Männer des Hofes im Krieg sind.


    • Nach innen blickende Köpfe weisen auf die Einheirat des Mannes auf den Hof; nach außen blickende Köpfe weisen auf die Einheirat der Frau auf den Hof hin.


    dein Gedanke mit der Einheirat von Mann oder Frau war also schon richtig :)


    Gruß Henrik

  • [/b][/b]Pferdeköpfe


    Hallo Dieter,


    bin begeistert von deinen Bauten, die mich immer bei dem Nachbau meines Vaterhauses, in der Lüneburger Heide stehend, motivieren.
    Bei Zeiten traue ich mich vielleicht mein Werk auch einmal hier zu zeigen.


    Aber nun zu den Pferdeköpfen:


    - mir sind die hier in Westfalen (ich wohne ca. 20 km von Beelen), nicht bekannt. In Niedersachsen aber sehr wohl, meine Meinung nach nur bei Bauernhöfen.


    - und mein Vater hat mir vor langen Jahren den Unterschied der Blickrichtung so erklärt: Blick nach aussen = Hof im Eigentum. Blick nach innen = Hof gepachtet


    Das Museum in Hösseringen kann den Fall bei weiterem Bedarf sicher aufklären.


    Aber, wie auch immer, ich finde die Köpfe auch an deiner Seilerei sehr schön. Auch, wenn es vielleicht nicht ganz dem Original entspricht. Man spricht dann wohl von künstlerischer Freiheit. Und die ist dir auf jedem Fall bei deinen tollen Häusern zugestanden.


    Bin nur ein wenig traurig, dass ich mir die Häuser nicht im Original ansehen kann. Denn das sagt sicher noch mehr als 1000 Bilder. Aber vielleicht kommst du ja noch einmal nach Beelen. Bei uns steht ein Kaffee für dich bereit (auch ohne Modell).


    Viele Grüße
    Sudburg
    alias Klaus

  • Liebe Spur 0 Freunde und Freunde der Seilerei Beelen,


    es ist an der Zeit, euch allen ein herzliches DANKESCHÖN zu senden für eure treue Begleitung am Bau der Seilerei, eure freundlichen Kommentare und Bewertungen! Dies umso mehr, als mir schon bewusst ist, dass solch ein Modell wie die Seilerei (in einem Modellbahn-Forum) 'naturgemäss' eine geringere Anzahl von Anhängern hat als z. B. das selbst entworfene und gebaute Messing-Modell einer seltenen Dampflok-Baureihe. Andererseits machen ja gerade solche individuell erstellten Modell-Bauwerke den besonderen Reiz einer jeden Modellbahnanlage aus, wobei dann und wann die eigentliche (Vor-) Planungsphase mitsamt allen möglichen Recherchen noch spannender sein kann als die spätere Ausführung ...


    @ Heiko und Henrik - es ist irgendwie doch schön, dass es auch in unserer modernen und 'aufgeklärten' Welt noch immer Dinge gibt, die wissenschaftlich nicht schlüssig und eindeutig geklärt sind - und wohl auch niemals geklärt werden können: während der Planungsphase hatte ich nicht nur das Freilichtmuseum (Industriekultur) des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) in Hagen besucht, um mir einen verlässlichen Eindruck vom Aufbau und der Einrichtung einer Seilerei zu verschaffen - ich hatte auch längere Gespräche geführt mit einem Fachmann des LWL-Museums in Detmold, das sich schwerpunktmäsig dem 'Leben auf dem Land', der 'Alltagskultur' widmet. Bei diesen Gesprächen habe ich dann u. a. auch erfahren, dass es trotz aller Bemühungen keine wissenschaftlich fundierten Erklärungen dafür gibt, warum die Pferdeköpfe mal nach aussen gerichtet und mal einander zugewandt sind. Zugegeben - es sind manchmal wirklich hübsche Interpretationen oder 'Deutungsversuche' (Henrik). Aber in Wirklichkeit entsprangen die unterschiedlich ausgerichteten Pferdeköpfe in der Regel dem Wunsch der Bauherren oder dem 'Schönheitsideal' oder besser dem Vorstellungsvermögen des ausführenden Zimmermanns, der sich vielleicht gerade an zwei 'zärtlich miteinander schmusende' Pferde auf der Koppel erinnerte - lassen wir es einfach bei diesem schönen Bild bewenden ...


    @ Klaus - ich danke dir für dein Kompliment und hoffe natürlich, dass du recht bald mal einen Bericht mitsamt Fotos über den Nachbau deines Elternhauses in der Lüneburger Heide hier einstellst! Noch etwas zu den 'Pferdeköpfen' - leider sind wohl überall in Europa solche und ähnliche, einzigartigen Zeugnisse dem 'modernen Zeitgeist' zum Opfer gefallen, aber gekreuzte Pferdeköpfe waren früher selbst im Sauerland als Giebelschmuck bekannt. Übrigens - ein Termin für einen Besuch in Beelen steht noch nicht fest, ist aber auf der Planungsliste. Und ziemlich sicher werde ich dann - aus mehreren Gründen - wohl auch die beiden Gebäude der Seilerei mitschleppen ... ach ja - und herzlichen Dank im Voraus für das Kaffee-Angebot!


    Mit den besten Grüssen in die Runde!
    Dieter

  • Liebe Spur 0 Freunde,


    gestern war Meister Hartmann noch mal von Warendorf herüber gekommen, um zusammen mit dem Altgesellen das zweiflüglige Eingangstor zur Seilerei anzuschlagen. Ausserdem waren auch noch die Tür zum Kontor einzupassen sowie die rückwärtige Tür am Ende der Werkstatt. Diese Tür war wichtig, wenn hin und wieder längere Seile oder Taue geschlagen werden mussten, als dies auf der Reeperbahn 'unter Dach' möglich war. Dann wurde einfach die rückwärtige Tür geöffnet und die Reeperbahn, soweit erforderlich, nach draussen 'verlängert' ...
    Diese rückwärtige Tür wurde jedoch für die Zimmerleute noch zu einer besonderen Herausforderung, da Urgrossvater Johann Gerhard grossen Wert darauf gelegt hatte, dass auch die Rückseite der Werkstatt ein möglichst harmonisches, symmetrisches Bild ziegen sollte: es musste also der gleiche Fensterrahmen (wie auf der rechten Seite) in die Tür auf der linken Seite eingebaut werden, wobei die Fensterflügel im Oberteil der Tür unabhängig von der Stellung des unteren Türblatts geöffnet oder geschlossen werden konnten.
    Während Altgeselle Franz noch damit beschäftigt war, die Kontor-Tür einzupassen, bohrte Meister Hartmann schon mit dem Handbohrer die Löcher für die Aufnahme der Kloben in die Fachwerkpfosten des Torrahmens. Danach ging alles ganz schnell: nachdem Bernd Hartmann und Franz mit vereinten Kräften die beiden schweren Torflügel eingehängt hatten, war das Einsetzen der rückwärtigen Tür für die Zimmerleute nur noch ein 'Kinderspiel'. Sichtlich zufrieden winkte Johann Gerhard ihnen hinterher, als sie auf ihrem Wagen über den Bahnübergang rumpelten und die Reichsstrasse nach Warendorf einschlugen ...
    So, liebe Freunde, bis demnächst!

    Mit den besten Grüssen
    Dieter


    die von Bünnig gelieferten Türblätter werden gegeneinander geklebt (das selbe Profil aussen und innen), nachdem die (Plexi-)Glasscheiben sowie die Torbänder angebracht sind; damit die Torbänder nicht einseitig auftragen, habe ich das Plexiglas (mit Ausschnitten für die Bänder) auf der gesamten Innenseite des Torflügels verklebt




    "sitzt, wackelt und hat Luft ... " die Torflügel lassen sich leicht öffnen und schliessen (Torbänder und Kloben von Mirko Pommerenke, Türgriffe von ADDIE)





    die Rückseite der Seilerei mit der symmetrischen Anordnung von Türfenster (links) und Fenster (rechts)


    Blick durch die geöffneten Torflügel in die Seilerei - links der Eingang zum Kontor, darüber der Dachboden



    Blick auf die beiden Schlittenbahnen (unten) - für diese Aufnahme habe ich wegen des gleichmässigeren Lichteinfalls den Dachstuhl entfernt


    noch ein neugieriger Blick durch das rückwärtige Fenster in die Seilerei, hinten rechts das kleine Kontor, davor zwei Fässer mit Hanf - für die Aufnahme ist das Dach abgehoben, wodurch der Dachstuhl extreme Schatten auf den Boden wirft (Mitte links)



  • Guten Abend Dieter,


    vielen Dank für die abschließenden Bilder deiner Seilerei, vor allem für die aus der Preiserleinperspektive! Wir sind ja nunmal alle keine Flattermänner, die sich die Welt ausschließlich aus der Vogelperspektive betrachten, sondern wandeln mit den Augen ca. 170 cm über dem Boden - somit ist die Preiserleinperspektive die uns am besten vertraute, wird bei der MoBa aber leider sehr oft vernachlässigt... Ich liebe diese Ansichten! :love:
    Mit der Seilerei ist dir meiner Meinung nach dein Meisterstück gelungen - nicht wegen der zweifellos imposanten Größe, sondern Wegen der Details, auf die du trotzdem viel Wert gelegt hast: Dachluken, Türen nebst Beschlägen und Klinken, das Kontor mit Einrichtung, die Pferdeköpfe, etc...
    Man hätte das Gebäude auch sicherlich nur durch seine Größe auf den Betrachter wirken lassen können, dass für die feineren Augen aber diese schönen Einzelheiten zu entdecken sind macht es besonders.


    Vielen Dank!


    Bleibt mir als Abschluss nur nochmals meine Bitte vorzubringen: wann können wir deine tollen Basteleien auf einer Anlage bewundern? :D


    Gruß, Dirk.

  • Hallo Dirk,


    besten Dank für deine freundlichen Zeilen zu den 'abschliessenden Bildern', aber - selbst wenn ich dich jetzt enttäusche - ich hatte in meinem Beitrag Nr. 38 vom 1. Mai versprochen, 'demnächst' noch ausführlich über das Kontor zu berichten ... es sei denn, du entbindest mich ebenso wie die anderen Seilerei-Fans von dieser selbst auferlegten Verpflichtung ... Spass beiseite! Es ist nur eine Frage der Zeit, zumal ich auch noch etwas an der Innenausstattung der Werkstatt arbeiten möchte. Und eine Frage der Aufnahmetechnik, da das Kontor für meine grosse Kamera zieeeemlich klein geraten und fest eingebaut ist.
    Und nun zu deiner Frage, wann die Basteleien auf der Anlage zu bewundern sind - es ist übrigens ziemlich exakt die gleiche Frage, mit der mich ausser Hein auch Micha (SH-Nuller) immer mal wieder ungefragt und meist aus heiterem Himmel konfrontiert ... meine Antwort leider auch hier - "es ist nur eine Frage der Zeit!" Ich habe schon eine Art 'Deadline' - der Besuch unserer Enkel in den Sommerferien - aber ich bin in gewisser Hinsicht auch vom guten Willen 'unseres' Schreiners abhängig, der den Unterbau für die Anlage liefern soll, und zwar, so hoffe ich, zu einer Art Freundschaftspreis (jedenfalls war er ganz aus dem Häuschen, als ich ihm kürzlich die V36 und den VT 98 auf der 'Steilstrecke' vorgeführt habe).
    Der Gleisplan jedenfalls ist schon in wesentlichen Teilen fix - nicht zuletzt auf Grund des selbstlosen Einsatzes von SH-Nuller (DANKE, Micha!!!) - ein relativ einfaches Konzept, das sowohl Fahrten im Kreis bzw. in der 'Acht' als auch unabhängig davon Rangieren ermöglichen wird. Ja, und dann kommt auch das Dorf aus der Familiengeschichte auf die Anlage ...


    Dir eine gute Woche und beste Grüsse
    Dieter

  • Hallo Dieter.


    ich kann mich den Worten von Dirk eigentlich nur noch anschließen, es ist Dir mal wieder ein schöner Bericht mit einem wünderschönen Gebäude gelungen.Kompliment zu deiner immer wieder beeindruckenden Arbeitsausführung. :thumbup:


    Nun machst du mich aber mit deinen letzten Worten doch Neugierig . Es geht um die Frage " wann kommen die schönen Gebäude auf deine Anlage".Gut , zuerst muß das Traggerüst stehen und wie du schreibst ist das ja nur noch eine Frage der Zeit von deinem Tischler.Das geht meiner Meinung nach schnell. 8o


    Als grobes Ziel peilst du die Sommerferien an. Deine Enkel kommen und da muß sich ja was bewegen auf der Anlage und wir brauchen keine Angst zu haben das das Sommerloch nicht ausgefüllt wird. :rolleyes:


    Aber nun mal zur Gleisplanung. Du schreibst " durch selbstlosen Einsatz von Micha ",hast du die Arbeiten deiner Gleisplanung vergeben ? Ich meine mich noch ganz gut Erinnern zu können das ich dir im letzten Jahr , ich glaube Juli wars , mal scherzhafterweise den Bau meines Bahnhofsgebäude übertragen wollte und da hast du geantwortet "So nicht mein guter Freund , selbst ist der Mann". Also das mußt du mir jetzt mal Erklären, was der selbstlose Einsatz von Micha zu bedeuten hat. ?(


    Du wirst dir doch nicht selbst Untreu und weichst von deinen Grundsätzen ab ?. 8)


    Eine schöne Woche wünscht dir.


    Hein

  • Hallo Hein. Ich muss den Dieter mal ein bischen in Schutz nehmen. Er hat mich nicht engagiert, ich habe mich angeboten. Da ich ja schon etliche H0 Anlagen und nun auch meine 0 Anlage geplant habe, wollte ich ihm mal einen Vorschlag zu einem Gleisplan zu machen, denn seine Räumlichkeiten sind auch etwas schierig.


    Gruß Micha :)

  • Hallo Hein,


    eigentlich hat Micha ja bereits die Antwort vorweg genommen, aber ich halte es doch für angebracht, noch zwei wesentliche Punkte der Anlagenplanung zu erwähnen, die ich ohne Michas Anregungen so wohl nie bedacht hätte.


    Das ist eben der Vorteil eines direkten Gedankenaustauschs am Telefon: zwei Grossväter diskutieren

    • über die möglichst optimale Gestaltung einer Anlage, an der beide Enkel gleichzeitig spielen können, ohne sich (dank zwei Reglern) ernsthaft in's Gehege zu kommen: das bedeutet zum einen 'Kreisverkehr', zum anderen ausgedehnte Rangiermöglichkeiten;
    • über die 'Verteilung' der bisher gefertigten Gebäude aus der Familiengeschichte. Während ich die Modelle auf dem ersten Gleisplan-Entwurf mehr oder weniger über die gesamte Anlage (auf dem Papier bzw. dem Rechner) verteilt hatte, überzeugte Micha mich, die Modelle weitestgehend in einem Dorf zusammen zu fassen. Dadurch können mehr Gleisanschlüsse, etc. in den anderen Anlagenbereichen geschaffen werden.

    Es dürfte klar sein, dass auch dann noch viel zu tun bleibt - ganz nach dem Motto "Selbst ist der Mann" ...
    Jetzt hoffe ich nur, lieber Hein, mit diesen Zeilen auch den letzten Rest möglicher Irritationen ausgeräumt zu haben.


    Mit den besten Grüssen
    Dieter

  • Liebe Spur 0 Freunde,


    endlich, endlich lag wieder Ruhe auf dem Seilerei-Grundstück, nachdem die Zimmerleute die letzten Arbeiten erledigt hatten. Ruhe? Nee, nich' ganz. Seilermeister Johann Gerhard Kreienbaum nutze den Samstag Nachmittag, sein kleines Kontor einzurichten - er schob den alten Schreibtisch so vor das Fenster zur Werkstatt, dass er bequem von dort aus das Geschehen auf den Reeperbahnen verfolgen konnte. Dann stellte er noch einen kleinen Tisch in die Ecke, an dem er demnächst in aller Ruhe mit Kunden und Lieferanten über Aufträge und Lieferkonditionen sprechen würde ... "So" grummelte er in seinen Vollbart "und jetzt wird der Kaiser aufgehängt!" Und damit griff er zum Hammer, nahm mit den Augen Mass und schlug hoch über dem Besprechungstisch einen Nagel in die Wand, an den er eine grosse Photographie von Kaiser Wilhelm II in ordengeschmückter Uniform hängte - "wat sin mut mut sin!" grummelte er wieder und griente spitzbübisch in sich hinein. So, und jetzt noch der "Kalender für Seiler und verwandte Berufszweige" an die Wand neben dem Fenster. Das grosse Gemälde, das einen Seiler mit seiner Frau bei ihrer harten Arbeit im vergangenen Jahrhundert zeigte, hängte er neben der Tür auf. Urgrossmutter Catharina Carolina war der Meinung, dass es eigentlich nicht mehr in das neue Wohnhaus passte, und sie hatte wohl auch recht. Aber so ganz wollte Johann Gerhard sich doch nicht von dem Bild trennen, schliesslich war es ein Geschenk der Prüfungskommission zur bestandenen Meisterprüfung gewesen ...









    Nachdenklich strich er mit der Hand durch den Bart, und dann ging er rüber zum Haus, von wo ihm schon das fröhliche Lachen von Catharina Carolina und Frau Steppler vom Nachbarhof entgegen schallte, während die Kinder um ihn herum hüpften, juchzten und sich freuten, dass der Vater ihnen jetzt sicher eine Geschichte erzählen würde ...


    So, liebe Freunde, das war's erstmal von der Seilerei in Beelen - bis denne!


    Mit den besten Grüssen
    Dieter

  • Nachtrag zum Kontor


    Liebe Spur 0 Freunde,


    irgend etwas vergisst 'man' wohl immer zu erwähnen ... Und so habe ich vorhin bemerkt, dass ich im Beitrag über die Inneneinrichtung des Kontors einige erklärende Hinweise versäumt habe, die für den einen oder anderen von euch eventuell von Interesse sein könnten - sorry!


    Zunächst: die Türklinken und die Stühle wurden (gegen kleines Geld) von ADDIE geliefert, die Tische sind Eigenkonstruktionen (Tischplatten aus 1mm Balsaholz, das ich an der Unterseite der Sichtkanten noch auf ½mm geschliffen habe). Die 'Folianten' auf dem Schreibtisch habe ich aus 2mm und 4mm Pappelsperrholz gesägt und anschliessend mit der Feile 'in Form' gebracht (Buchrücken, etc.).


    Zudem hatte ich vergessen, eine Fortsetzung über die Ausstattung der 'Reeperbahn' in Aussicht zu stellen - den Zeitpunkt kenne ich allerdings noch nicht, da er von gewissen Lieferungen abhängt ...


    Und dann ist da noch 'was - etwas persönliches in des Wortes doppelter Bedeutung: die Gesichter meines Urgrossvaters Johann Gerhard und seiner Frau Catharina Carolina - Zeugen, Gesichter einer längst vergangenen Zeit, einer Zeit, die von harter Arbeit, vom Kampf um's tägliche Brot, von Krankheiten und frühem Tod und von allen möglichen Alltagssorgen und Entbehrungen geprägt war ... Auch das möchte ich euch nicht vorenthalten, denn manchmal hilft so ein Blick 'zurück', unsere heutigen 'Probleme' zu relativieren.


    Euch allen schöne (und nicht allzu verregnete) Feiertage
    und die besten Grüsse
    Dieter





  • Hallo Dieter,


    Danke, dass du uns auch mal die Menschen gezeigt hast, die die Seilerei und das dazugehörige Wohnhaus mit Leben gefüllt haben - so bekommt dein jüngstes Projekt nochmal eine persönlichere Note.
    Sehr treffend finde ich auch deinen Hinweis auf die Unbilden einer längst vergangenen Zeit, mit denen deine Fohrfahren zu kämpfen hatten - wir leben zum Glück in einer für die meisten von uns komfortableren Zeit und das ist auch gut so - aber mal kurz inne zu halten und anhand deines Beispieles in sich zu gehen kann auch mal wieder für die wichtigen Dinge im Leben sensibilisieren. Und dass sind nicht abgebrochene Griffstangen, ruckelnde Loks oder ähnliches...


    Vielen Dank!


    Gruß, Dirk.

  • Hallo Dieter,
    schön, dass es die Seilerei auch in 1:1 gegeben hat.
    War sie doch ein wichtiger Begleitfaktor, dass Johann Gerhard und Catharina Carolina dafür gesorgt haben, dass zwei Gerationen später ein echter Modellbauer zur Welt kam...
    Alles Beste für all' Deine Ziele und Gesundheit vor allem :)
    Gruss, Uli

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