Werte Mitleser,
inzwischen habe ich mir meine Lollo V160 002, über deren Umbau ich kürzlich hier berichtet habe, noch einmal vorgenommen.
Entscheidung
Nein, es besteht überhaupt keine Notwendigkeit, den von Lenz in die V160 ff. -Serie eingebauten Motor durch einen Glockenankermotor zu ersetzen. Der Lenz-Motor macht das, was er soll und sorgt durchaus für ein gutes Fahrverhalten der Loks. Trotzdem habe ich mich entschlossen, den werksseitigen Motor durch ein eisenloses Exemplar zu ersetzen. Einerseits kommt mir der geringe Stromverbrauch entgegen, weil ich zum Fahren mit A-Mayer-Sound mangels Großbahndecoder den schwächeren, aber immer noch gut dimensionierten Zimo-Decoder MS 450 verwende. Andrerseits bin ich eingefleischter Fan von Motoren ohne Rastmoment, wie ich sie u. a. bereits in meiner V 200 verbaut habe. Der seidenweiche, geräuschlose Lauf dieser Antriebe fasziniert mich und der Spielspaß ist (für mich) unübertroffen. Der neu einzubauende FH-Motor 2232 hat eine Leistung von 8,7 Watt, was für eine V160 vollkommen ausreicht. Auf eine Schwungmasse habe ich bewusst verzichtet, insbesondere nachdem ich mir noch einmal den Thread über das Für und Wider von Schwungmassen in digital angetriebenen Loks zu Gemüte geführt habe.
Vorbereitungen
Um an den Motor heranzukommen, genügt es, den - in meinem Falle die beiden - Decoder aus den Platinen zu ziehen und diese soweit zu lösen, dass der Motor frei liegt. Nach dem Entfernen der beiden bogenförmigen Kunststoffhalterungen lässt er sich nach oben herausnehmen, wobei die beidseitigen Kardanwellen aus den am Motor befindlichen Hülsen herausgleiten. Jetzt werden die Kardanhülsen von den Aufnahmen am Motor getrennt. Dabei ist es ratsam, das eingeklipste empfindliche kleine Kreuz vorsichtig mit einem Schraubenzieher herauszuhebeln, damit es nicht bricht.
Die Halterung für den neuen Motor besteht aus einem Stück passenden U-Profils, welches mit einer Senkkopfschraube M3 in den Boden des Chassis geschraubt wird, nachdem dort ein passendes Gewinde geschnitten wurde. Wichtig ist dabei, dass die Höhe der Motorwellen mit derjenigen der Kardanwellen genau übereinstimmt. Der Motor selbst sitzt fest in dem U-Profil und kann sich nicht bewegen, lässt sich bei Bedarf aber aus seinem Bett herausdrücken.
Geplante Halterung:
Anpassungen
Der FH-Motor ist deutlich kürzer, als der Originalmotor, außerdem ist zu beachten, dass die beiden Motorwellen einen unterschiedlichen Durchmesser haben, 2 mm und 1,5 mm. Zunächst hatte ich vor, die dünnere Welle mit einer Adernhülse, die einen Außendurchmesser von 2 mm hat, zu verstärken. Durch die geringere Länge des kompakten FH-Motors würden die beiden Kardanwellen allerdings nur wenige Zentimeter in die Hülsen hineinragen.
Verworfene Lösung mit Adernhülse:
Erste Stellprobe:
Deswegen sorgte ich für einen Längenausgleich, indem ich die schmalere Motorwelle mit einem 20mm langen Stück Messingrohr überzog, so dass auch hier ein Außendurchmesser von 2 mm bei gleichzeitiger Verlängerung der Welle erreicht wurde. Später sitzen dadurch die Kardanwellen dann wieder so tief in ihren Hülsen wie zuvor.
Klebearbeiten
Leider geht es nicht ohne Klebstoff, denn sowohl die Messingverlängerung, als auch die beiden Kardanaufnahmen müssen fest mit dem Motor verbunden sein. Zuerst klebte ich mit Pattex 2 Komponentenkleber Stabilit Express eine Aufnahme mit ihrem 2 mm Loch auf das Messingröhrchen, nachdem dieses an der Klebestelle etwas aufgeraut wurde. Gleiches auf der anderen Seite, worauf darauf zu achten ist, dass nicht der Klebstoff auf die Motorwelle, sondern auf die Kardanaufnahme bzw. in das Messingröhrchen gebracht wird. Nur so lässt sich vermeiden, dass eventuell Klebstoff zu nah an oder gar in das Motorlager gerät. Stattdessen wird der Klebstoff vom Lager weggeschoben.
Messingrohr mit Kardanaufnahme:
Einbaufertiger Motor:
Nachdem alles ausgehärtet war, wurden zwei Anschlussdrähte (orange und grau) an den Motor gelötet. Mit Vorsicht befestigte ich nun die beiden Kardanhülsen am neuen Motor. Das ist etwas heikel, denn die Kreuzchen sind sehr empfindlich und brechen leicht. Damit das beim beherzten Hineindrücken nicht passiert, habe ich die Aufnahmeschlitze vorher etwas mit einem Schraubenzieher geweitet, dann zuerst das eine Ende direkt in ein Löchlein gesteckt und erst danach unter zartem Druck mit einem Minischraubenzieher direkt auf den anderen Kreuzzapfen diesen eingeklipst.
Rückbau
Jetzt erfolgte das Einsetzen des Motors in umgekehrter Reihenfolge, also zuerst die Kardanwellen in die Hülsen und dann den Motor fest in die Halterung drücken. Die bogenförmigen Motorhalter wurden wieder eingeschraubt, weil sie noch als Halterung für die Pertinaxplatte mit Adapterplatine des Zimo Decoders gebraucht werden.
Probefahrt
Ein derartiger Umbau ist immer ein kleines Abenteuer, weil man ja nie weiß, was einen dabei erwartet und ob das Ergebnis wirklich zufriedenstellt. Deswegen erfolgte auch hier die erste Probefahrt mit etwas Herzklopfen. Doch offenbar ist die Kombination Zimo-Decoder/Glockenankermotor ideal geeignet, denn bereits ohne Anpassungen der betreffenden CV’s gleitete die Fuhre geräuschlos über die Gleise. Lediglich beim Anfahren ließ sich das bekannte leise Brummen des Faulhabers wahrnehmen, bei Fahrstufe 1 bewegte sich die Lok fast so langsam wie der Minutenzeiger einer Uhr. Nachdem der Lautsprecher angeschlossen und das Gehäuse verschraubt war, erfolgten noch ein paar Feineinstellungen und Fahrversuche, einen schweren Güterzug zieht die Lok anstandslos über eine Steigung von gut 3,5 %. Für mich hat sich auch dieses Projekt gelohnt, und so werde ich auch meine zweite Lollo 004 in gleicher Weise umbauen, der Motor ist bereits auf dem Weg zu mir. Bedanken möchte ich mich noch bei Jaques Timmermanns und Norbert (Allgäudiesel), die mir bei der Suche nach dem passenden Glockenankermotor behilflich waren.