Da ich in den letzten Wochen mehrmals gefragt wurde, wie ich denn Ätzzeichnungen anfertige und wie diese aussehen müssen, möchte ich mal Grundkenntnisse an einem Beispiel aufzeigen. Mir geht es dabei nicht um die Bearbeitung bei dem Ätzen selbst, sondern das Verständnis und die darauf zurückzuführenden Umsetzungen in eine Zeichnung.
Mir ist klar dass viele Wege nach Rom führen, auch dass jeder Ätzer andere Vorgaben hat. Meistens sind diese aber nicht so sehr unterschiedlich wie man annimmt, ob man jetzt positiv oder negativ geschwärzte Zeichnungen abgibt oder ein pdf, CAD Datei, … ist für die Grundkonstruktion erst einmal egal.
Zeichnen kann man mit Grafikprogrammen wie auch mit CAD Programmen, wenn der Ätzer geschwärzte Flächen braucht, muss man sich auch darüber Gedanken machen ob das Zeichen- oder CAD Programm dies überhaupt kann oder ob man überhaupt schwärzen muss.
Nun erst einmal zum wichtigsten beim Zeichnen, der Linienstärke. Wenn man die Umrisse eines 4ecks zeichnet, gibt es eine Außen- und eine Innenseite oder linke und rechte Seite der Linie, die Längenangabe ist aber so gut wie immer die Mitte der Linie.
An einem Beispiel kann man dies sehr gut verstehen: zeichnet man ein 4eck von 100 x 100 mm mit einer Linienstärke von 1 mm, dann hätte man 100 x 100 mm mittig der Linie, aber 0,5 mm links und rechts der Mitte, somit wäre das 4eck außen 101 x 101 mm. Somit sollte man die Linienstärke so dünn wie möglich einstellen, ich arbeite in meinem CAD Programm zB. mit 0,01 mm
Nun zu den Grundsätzen des Ätzens, bei dem Verfahren wird auf der Ober- und Unterseite durch Säure Material abgetragen. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten, aber wir bleiben mal bei 50/50%, sprich es kann die selbe Menge von oben als auch von unten abgetragen oder weggeätzt werden, wie, wann und warum folgt später.
Als Beispiel habe ich mir mal ein U-Profil ausgesucht, zB für einen Träger mit den Abmessungen 5,4 x 2 mm mit einer Stärke von 0,3 mm:
Als Einzelteile würde dieses Profil nun so aussehen, wobei sich die einzelnen Teile natürlich an den Ecken überschneiden:
Nun habe ich oberhalb ja bereits erwähnt, dass wir bei der 50/50% Ätzung (ist eigentlich der Standard) von beiden Seiten jeweils die 50% abtragen. Um nun ein Bauteil knicken, falten, … zu können, verbinden wir diese 3 einzelnen Teile mit einer Knickkante (auf die Breite komme ich gleich). Diese Knickkante wird von einer Seite abgeätzt. Wenn man das Bauteil nun faltet, würde dies im Querschnitt nun so aussehen (die Rundungen sind die abgeätzten Knickkanten, sind im original nicht so rund). Jetzt haben wir aber ein Problem, wir hatten die 3 einzelnen Teile ja mit der endgültigen Breite gezeichnet, also 2 mm und 5,4 mm. Dazu kommen ja noch die abgeätzten Knickkanten, sprich das Profil würde um die Materialstärke größer werden:
Somit müssen wir nun von den kurzen Schenkel 1 x die Materialstärke von 0,3 mm abziehen = 1,7 mm und von dem langen 2 x die Materialstärke = 4,8 mm. Für die Verbindung der 3 Teile müssen wir jetzt nach Rom und wie bereits erwähnt, da gibt es viele Wege hin. Mein Weg ist die Materialstärke, in dem Fall also 0,3 mm. Es gibt andere Möglichkeiten, die Verbindung kleiner oder größer zu machen, aber ich bin bis jetzt mit der Materialstärke sehr gut gefahren, zumindest bei einem Knick von bis 90 Grad. Somit würde bei mir das zu ätzende Bauteil diese Größe haben:
Zuletzt würden wir gefaltet auf die Abmessungen kommen, die wir anfangs auch wollten:
Nun erwartet der Ätzer allerdings eine Vordere und eine Rückseite um das Bauteil ätzen zu können, mit einem Rahmen und Anbindungen an 4 Ecken auf einer Seite würde die ungeschwärzte Zeichnung so aussehen (die Höhe von 100 mm ist in der Zeichnung skaliert):
Morgen werde ich die Teile mal schwärzen und ein wenig mehr auf die 50/50% eingehen,