Hallo Hobbykollegen,
ich möchte euch mein kleines Projekt einer Fabrikfassade vorstellen. Die Fassade bildet als ca. 1 cm dickes Relief den Anlagenabschluss. Die Hinterkante meiner Segmente habe ich jeweils 5 oder 10 cm höher ausgebildet. Hieran klammere ich die jeweiligen Relieffassaden lose an. Dies hat den Vorteil Fassadenelemente ggf. austauschen zu können.
Der Aufwand für die Herstellung der Fassade hält sich meines Erachtens handwerklich, materialmäßig und zeitlich in Grenzen. Wie bei den meisten Bauprojekten ist das vorangehende Engineering, d.h. die Überlegungen hinsichtlich der Abmessungen und der Position der Fenster, Türöffnungen etc. nach meiner Meinung oft am zeitaufwendigsten. Beachten sollte man unbedingt die exakten, millimetergenauen Zuschnitte der Bauteile. Das Endergebnis zeige ich vorab. Die einzelnen Bauabschnitte und Techniken werde ich euch nachfolgend vorstellen.
Die sind die benötigten Baumaterialien und Hilfsmittel.
Beginnen muss man mit der Tragstruktur. Hierfür nehme eine 5mm dicke Styrofoamplatte. Die zukünftige Lage der Fenster fixiere ich mit Stecknadeln. Mit einem Skalpell markiere ich die Innenseiten der jeweiligen Fensterecken. Anschließend werden die Fensteröffnungen mit einem Cutter ausgeschnitten. Achtung ! Nehmt hierfür ein möglichst schweres Metalllineal. Möglichst dick. Das dient als Führung für absolut senkrechte Schnitte. Ganz wichtig! Unbedingt hinstellen beim schneiden. Sonst wird das nix. Sinnvoll ist in diesem Zusammenhang auch ein Maßlineal mit Beginn der Längenmarkierung am Linealanfang (auf dem Fotos mit Cutter seht ihr das oben links).
Die späteren inneren Fensterlaibungen müssen nun farblich behandelt werden. Ich habe einen Beige-Ton gewählt.
Im nächsten Schritt müssen nun die späteren Fassadenelemente zugeschnitten werden. Hierfür verwende ich 3 mm dicke Styrodurplatten. Die sind eigentlich für die Trittschalldämmung bei Laminatverlegung gedacht. Gibt's in jedem Baumarkt. Die Oberfläche ist leicht porig ausgestaltet. Optimal – meiner Meinung nach – für die Nachbildung einer Putzoberfläche.
Für die Nachbildung von Rissen habe ich die Platte an der Stelle einfach gebrochen. Das gibt dann diese typische krackelige Struktur. Die Platte braucht dabei nicht in zwei Teile zerteilt werden. Vorsicht beim Brechen. Unter Umstände kann rückseitig Tesafilm als Halt dienen. Den Riss dann mit Schmodder (mehr dazu später) ausfärben.
Die Fassadenelemente erhalten nun einen Anstrich aus Wandfarbe. Bei TOOM habe ich mir dafür kleine Probedöschen besorgt. Ich nutze den Farbton „Kiesel“. Nach dem durchtrocknen der Elemente beginnt nun die Verschmutzung. Ich nenne das hierfür benötigte Mittel immer Schmodder. Hierbei handelt es sich um eine sehr dünnflüssige Mischung aus Kremer Farbpigmenten (Rostbrau, dunkel, 3009-1) mit aromatenfreier Verdünnung. Nach vollständigen Einstreichen der Elemente mit Schmodder muss die Oberfläche mit einem Küchentuch (ZEWA) trockengetupft werden. Nicht wischen. Lediglich zum Schluss kann man vielleicht vorsichtig von oben nach unten wischen um Schmutzschleier darzustellen. Den Vorgang muss man je nach gewünschter Intensität mehrmals wiederholen. Vor jedem Schritt die Trocknung abwarten. Die Zwischenschritte habe ich jeweils mit Klarlack fixiert.
Die Graffiti habe ich mir in der E-Bucht aus den USA kommen lassen. Witzigerweise kommen die auch noch aus Germantown. Das jeweilige Graffiti muss konturenscharf zugeschnitten werden. Anschließend in warmen Wasser von der Trägerfolie lösen und trocknen lassen. Rückseite anschließend mit UHU vorsichtig einstreichen und aufkleben. ACHTUNG! Nicht das normale UHU nehmen. Das ätzt alles kaputt. Nehmt das Öko-UHU mit den grünen Linien.
Die Fenster sind von Zapf. Weiß lackiert. Die Rostnachbildung erfolgt ebenfalls mit einer Mischung aus Kremer Rostpigmenten (Rostbraun, hell) und aromatenfreier Verdünnung. Nach der Trocknung abschließend mit Klarlack fixieren. Die Fensterscheiben bestehen aus einer Trägerschicht aus dickerer Klarsichtfolie (Deckfolie einer Präsentationsmappe) und darauf die dünnen Dokumentenhüllen. In den Ecken habe ich tlw. eine kleine Stelle rausgeschnitten. Das ergibt dann den Eindruck einer gebrochenen Scheibe.
Abschließend die Fassadenelemente auf die Trägerstruktur aufkleben. Ich nehme hierfür Holzleim. Hält bombenfest. Zum Schluss die Fenster einsetzen und fertig. Der obere Fassadenabschluss habe ich aus Wellpappe erstellt. Die gibt im Bastelladen. ACHTUNG. Nehmt die feine Ausführung. Es gibt auch grobe. Lackiert mit Sprühlack von TOOM (Silbergrau, RAL 7001) und anschließend wieder mit Schmodder verschmutzt. Stellenweise habe ich auch wieder Rost mit der v.g. Mischung aus Kremer Pigmenten und Verdünnung aufgetragen. Abschließend wieder mit Klarlack fixieren. Die obere Abschlußleiste habe ich aus dünnem Karton gemacht. Hierzu den Knickfalz mit einem Cutter vorsichtig 2-3 mal einritzen. Anschließend erst den Streifen aus dem Karton herausschneiden. An einer Tischkante kann nun vorsichtig ein rechtwinkeliges Abschlußprofil gefaltet werden. Anschließend wieder lackieren, verschmutzen und mit Klarlack fixieren.
Die Schiebetür habe ich aus einem Stück dickerer Pappe geschnitten. Darauf habe ich dann die Verstärkungsprofile aus dünnem Karton geklebt. Die Rostnachbildung bzw. Farbabplatzungen habe ich vorher mit brauner Farbe erstellt. Ein Stück Kreppband zum Schutz draufkleben und in das Ganze in der gewünschten Türfarbe lackieren. Anschließend die Kreppabdeckung entfernen und wieder mit der wunderbaren Schmodder-Mischung altern. Final dann wieder die Rostmischung aufbringen und ggf. als Schlieren nachbilden. Die obere Schiebetüraufhängung habe ich wieder aus dünner Pappe erstellt. Braun angestrichen und mit einer deutlich konzentrierten Rostpigment-Verdünnermischung einstreichen. Das gibt dann diesen krustigen Effekt.
Die Außenrohre habe ich aus Strohhalmen gemacht. Bei den Krümmungen handelt es sich um diese dünnen Plastikhalme. Die geraden Stücke sind die stabile Ausführung der Trinkhalme. Die dünnen Halme sind geringfügig dünner und lassen sich in die dicken Halme einschieben und mit Sekundenkleber fixieren. ACHTUNG. Problematisch war das lackieren der dünnen Halme. Hierbei platzt die Farbe in der Regel beim leichten nachbiegen der Krümmung oft ab. Ich habe dann Vogelsand in die Krümmungen eingestreut und anschließend Schotterkleber eingefüllt. Nach dem Aushärten ist die Krümmung auch für eine Lackierung ausreichend stabil.
Als Dachpappe habe ich feines, schwarzes Schleifpapier genommen.
Das war's. Ich hoffe es gefällt euch. Der Vorteil meines Verfahrens zur Nachbildung von Putzoberflächen ist die einfache Anwendung mit schnellen Ergebnissen. Es benötigt keine Pasten oder aufwendige Oberflächenbehandlungen. Somit dürfte das Verfahren auch für weniger geübte Bastler (wie mich) anwendungsfreundlich und einfach sein. Ich hoffe ich konnte euch ein wenig inspirieren. Viel Spaß beim Basteln.
Klaus