"Explosionsrodeln" aus Österreich

  • Wie man sehen kann, beschäftigen und begeistern mich Dieselloks schon seit früher Jugend.





    Und so ist es naheliegend, dass ich diese technisch oft sehr bemerkenswerten Fahrzeuge zu einem meiner zentralen Sammlungsthemen in 1:45 gemacht habe. Da es bis dato faktisch keine Großserienmodelle österreichischer Diesel-Triebfahrzeuge gibt, bedeutet "sammeln" oft auch umbauen, bzw. selbstbauen, was den Reiz dieser Fahrzeuge für mich zusätzlich erhöht.


    Ich habe vor, in diesem Thread die wichtigsten ÖBB-Diesel-Tfz und ihre Umsetzung im Modell sukzessive vorzustellen. Ich freu mich, wenn auch andere Modellbauer ihre ÖBB-Diesel hier vorstellen.


    Beginnen wir mit dem, was in Österreich aus der Köf II wurde:
    Nach dem Krieg bleiben einige Kleinloks der Leistungsgruppe II in Österreich stehen und wurden in den ersten Nachkriegsjahren, zum Teil nach Umbauten und Adaptierungen, wieder in Betrieb genommen. Abhängig von Leistung und Getriebebauart wurden diese Loks ab Ep. IIIb als X 110, X 111, (44 kW, dieselmechanische Kraftübertragung) X 112 (51 kW, dieselmechanische Kraftübertragung) und X 150 (79 kW, dieselhydraulische Kraftübertragung) bezeichnet und in untergeordneten Diensten (Bauzüge, Heizhausverschub, ...) bis zur Jahrtausendwende eingesetzt. Aufgrund der einfachen Bauweise und des eher geringen Erhaltungsaufwandes sind recht viele Fahrzeuge bei Eisenbahnmuseen und privaten Anschlussbahnen bis heute erhalten geblieben.


    Dank der guten Verfügbarkeit von Lenz-Köfs sind diese zumeist Umbau-Basis für ÖBB-Köfs. Eine weitere Möglichkeit zu einer ÖBB-Köf zu kommen, ist der Bau aus einem Bausatz von Gerard, der mehrere ÖBB-Varianten anbot. Gehäuse und Rahmen der Gerard-Köfs sind wohl bis heute unerreicht, sie übertreffen hinsichtlich Detaillierung die Lenz-Modelle bei Weitem. Auf Grund von Fertigungstoleranzen sind die Gerard-Antriebe leider nicht uneinschränkt zu empfehlen; Munz hatte einen passenden Tauschantrieb im Programm.


    Kö 4636 wirkt auf den ersten Blick wie eine einfache Umlackierung / Neubeschriftung einer Lenz-Köf aus der Anfangspackung ...


    ... tatsächlich ist sie meine technisch am stärksten veränderte Kö. Neben einem ESU-Sound-Decoder mit Powerpack erhielt sie ein Munz-Fahrwerk, dass ihr im wahrsten Sinn des Wortes "unglaubliche" Fahreigenschaften schenkt.



    Vorlage für den Umbau waren einige Fotos, die die Lok im Einsatz am Wiener Westbahnhof zeigt. Leider kann ich diese Fotos aus urheberrechtlichen Gründen hier nicht zeigen, wohl aber einige Bilder einer Kö, die im Eisenbahnmuseum Strasshof teilweise wieder in den Zustand der Ep. IIIa zurückversetzt wurde. Spätere Änderungen / Umbauten wie Pufferbohlenwarnanstrich, Verglasung der Seitenfenster und Führerstandtüren wurden dabei aber nicht zurückgebaut.




    Typenfotos der Kö 4636





    X 112.03 war mein erster Köf-Umbau



    Vorlage war das oben gezeigte Foto der X 111.07. Ein Kollege von mir entwickelte ein paar CNC-Frästeile für Türen und Fenster, die Laternen sind Weißmetallgussteile. Bei diesem Umbau beließ ich die Technik unverändert, was bedeutet, dass dieses Modell mittlerweile auf meiner "Longlist" für einen Antriebs-, Decoder- und Lautsprechertausch steht. Bei dieser Gelegenheit werd ich auch die Detaillierung in einigen Punkten verbessern.




    X 150.02 zeigt eine ÖBB Köf im Bauzustand der frühen 70er- bis Mitte 80er-Jahre. Bei diesem Umbau kamen wieder CNC-Frästeile zum Einsatz, der Lenz-Antriebsblock wurde belassen, wohl aber Decoder, Powerpack und Lautsprecher ersetzt




    Drei ÖBB-Köf sind mir noch nicht ganz genug, ;) ...



    ... auf meiner todo-Liste stehen noch zwei weitere Köf-Umbauten, die aber irgendwann auf Basis von Gerard-Bausätzen entstehen werden. Doch zuvor warten noch einige andere ÖBB-Explosionsrodeln, die realisiert und hier gezeigt werden wollen.


    Grüße aus Wien

    Martin

  • Servus Martin,


    ein wirklich schönes Thema dargestellt anhand toller Modell-Maschinen. die du

    uns da zeigst! Ich freu mich schon auf den nächsten Bericht zu österreichischen

    Diesel-Maschinen!


    Viele Grüße aus Regensburg

    Hans - diesel007

  • 2061 und 2065 - Relikte der Wehrmacht


    Nach dem Krieg verblieb eine Lok der Reihe WR 200 B 14 und einige der Reihe WR 360 C 14 in Österreich.

    Die WR 200 B 14 wurde bis 1953 Fliegerhorst Linz-Hörsching von der US Army genützt, dann als DL 2001 ins BBÖ-Nummernschema eingereiht und spätestens 1957 zur 2061.01 umgezeichnet. Mehrfach umgebaut kam sie nach ihrer Ausmusterung bei der ÖBB zur Schleppbahn Liesing. Nach einem Motorschaden übernahm die der "Verband der Eisenbahnfreunde" und gab sie 2003 an den ÖCD - Österreichischer Club für Diesellokgeschichte weiter.


    Bemerkenswert ist, wie uneinheitlich die drei zu den BBÖ gekommen Loks der Type WR 360 C 14 ursprünglich bezeichnet waren: die 1953 als 2065.01 ind ÖBB-Nummernschema eingereihte Lok war ursprünglich "DL 55.101", die 2065.02 "Diesellok 3000.2" und die 2065.03 war ursprünglich als "DL 1001" unterwegs.


    Mit dem Pola-Modell der V 20 hatten österreichische "Nuller" schon sehr früh eine recht brauchbare Basis für einen Umbau zur 2061.01 zur Verfügung. WMK lieferte Gussteile zur Verbesserung der Detaillierung und ein Messingätzblech mit dem der Motorvorbau vorbildgetreu gestaltet werden kann. Kombiniert man das mit einem Munz-Fahrwerk, so entstand daraus eine sehr betriebstaugliche ÖBB-Verschublok.





    Auch wenn sie optisch nicht mehr ganz up to date ist, spiele ich mit meiner 2061.01 immer noch sehr gern. Die Laufeigenschaften sind dank des Munz-Fahrwerks immer noch tadellos.



    Um zu einer 2065 zu kommen, gibt es mehrere Möglichkeiten:


    1.) Umlackierung einer Lenz V36.4




    Auf den ersten Blick ist das eine recht gute Lösung. Wenn man sich aber näher mit dem Fahrzeug beschäftigt, dann erkennt man die Abweichungen vom Vorbild immer deutlicher. Einige der Abweichungen (seitliche Türen am Motorvorbau, Laternen, ...) wären prinzipiell änderbar, der zu lange Achsstand wurde aber letztendlich für mich zu einem "no go", sodass sich die 2065.02 schon länger nicht mehr in meinem Tfz-Bestand befindet.


    2.) Umbau einer Krautscheid V36



    ... eines der Projekte, das ich immer vor mir herschiebe ;) - wohl auch weil sie mir als Free lance-Modell der V 10 der Kaltenleutgebner Lokalbahn auch sehr gut gefällt.

    Dabei wäre die Krautscheid V36 hinsichtlich der Laufeigenschaften eine durchaus sehr taugliche Basis, jedenfalls besser als die nun vorzustellende Variante


    3.) Umbau einer MicroMetakit V36


    Die DL 55.101 war rasch aus einer Wehrmachts-Lok umgezeichnet. Etwas aufwändiger war die Instandsetzung des Fahrwerks. Bei zwei Radätzen stimmte der Versatz nicht, was zu einem "hatscherten" und ruckeligen Lauf führte, die Stromabnahme war mangelhaft - kurz und gut: diese Lok war wohl eher ein Vitrinenmodell und keine "Fahrmaschine" Mittlerweile läuft sie halbwegs gut, die wunderschönen Radsätze mit ihren niedrigen Spurkränzen entgleisen aber immer noch auf Lenz-Weichen.





    Den Umbau einer DB V36 zur 2065.01 realisierte Günter Käsemann dankenswerterweise für mich. Dabei änderte er insbesondere die Front des Motorvorbaus, das Umlaufblech mit den Verschieberauftritten und die Laternen.





    Da der Antrieb weitgehend im Ursprungszustand belassen wurde und auch der Decoder in die Jahre gekommen ist, steht die 2065.01 auch auf meiner "Umbauliste".

    Bis dahin ist sie eine durchaus brauchbare Verstärkung meines Ep. IV-Tfz.-Parks.




    Ein schönes Osterfest wünscht

    Martin

  • Hallo Martin,

    frohe Ostern. Sehr schöner Beitrag! Könnte es sein, daß bei der 2065.01 das Dach falsch herum aufgelegt ist? Meiner Meinung nach gehört der lange Überhang nach hinten dann wäre aber auch die Tröte an der falschen Stelle.

    Viele Grüße

    Chris

    Der Pessimist sieht das Schwarze im Tunnel
    Der Optimist sieht ein Licht am Ende des Tunnels
    Der Realist sieht den Zug kommen
    Der Lokführer sieht drei Deppen im Gleis sitzen :D

  • Servus Chris,


    danke für den Hinweis. Das ist vermutlich beim letzten Transport von der Klub-Anlage zu mir nach Hause passiert.


    Angenehmerweise lies sich der "Schaden" dank der nur aufgesteckten Dächer rasch beheben.


    Hier nun zwei Bilder mit korrekt positionierten Dächern:



    Ferkels skeptischer Blick ist nicht auf das Dach, sondern auf die "hatscherten" Laufeigenschaften der 2065.01 zurückzuführen


    Grüße aus Wien und ein frohes Osterfest!

    Martin

  • 2045 - Die erste Streckendiesellok der ÖBB

    Bereits relativ kurze Zeit nach Kriegsende war man bei den BBÖ bestrebt, den Traktionswandel weg von Dampf hin zu E- und Dieselfahrzeugen (wieder) in Gang zu bringen. Da klar war, dass eine rasche Elektrifizierung aller Hauptstrecken nicht gelingen wird, galt es auch Streckendieselloks für alle Zugarten zu entwickeln.


    Nach mehrerer Vorstudien (unter Anderem eine Co’Co’ mit Mittelführerstand und installierter Leistung von 2.000 PS) entschied man vorerst eine Streckendiesellok mit einer Leistung von ca. 1.000 PS und einer Vmax von 90 km/h zu entwickeln, die in der Lage sein sollte, insbesondere Dampfloks der Reihen 35, 77 und 93 zu ersetzen.

    Ein wesentliches Problem bei der Konzeption dieser Type war, dass die damals stärksten in Österreich verfügbaren Bahn-Dieselmotoren nur rund 500 PS leisteten. Daher plante man - auch angelehnt an US-amerikanische Konstruktionen von Verschubdieselloks - die Lok mit Mittelführerstand, zwei in den Vorbauten untergebrachten 500 PS Antriebssätzen und diesel-elektrischem Antrieb.


    1952 wurden die ersten Loks der Reihe 2045 in Dienst gestellt, bemerkenswerterweise nicht alle in tannengrün lackiert, sondern einige auch in "Mariazellerbahnbraun". Die Probefahrten erfolgten u.A. auf der Südbahn, die anfangs auch ein Haupteinsatzgebiet der Loks war.

    Die schlechte Sicht aus dem Mittelführerstand war ein Grund dafür, dass die Loks ursprünglich mit einem "Beimann" zur Strecken- und Signalbeobachtung gefahren wurden. Erst der Einbau großer schwenkbarer Spiegel ins Führerhaus und die Nachrüstung einer SIFA ermöglichte einmännigen Betrieb.


    Bei Eisenbahnfreunden legendär sind die 2045-Einsätze in Osttirol. Als Beispiel hier ein Foto von Franz Kraus.



     

    Im Sommer 1963 kommt ÖBB 2045.09 zu E-Zug-Ehren. Sie hat soeben den Bahnhof Sillian verlassen und wird sich bald auf italienischem Staatsgebiet befinden.

    (Foto: Kraus / Archiv Pospichal)


    Anfangs waren die Loks auch vor leichteren Schnellzügen im Einsatz. Dabei wurde aber ihre Leistungsgrenze rasch sichtbar, sodass sie, sobald die stärkere Diesellok-Reihe 2050 zur Verfügung stand, in den Eilzug- und Güterzugsdienst abwanderten.

    Im Laufe der Jahre wurden die 20 Loks der Reihe 2045 auf nahezu allen nicht elektrifizierten Hauptbahnen der ÖBB eingesetzt, gegen Ende ihrer Dienstzeit liefen sie hauptsächlich auf Haupt- und Nebenbahnen im Norden Nieder- und Oberösterreichs.

    So war auch die Franz-Josefs-Bahn (Wien - Gmünd) mehrfach eines der Haupteinsatzgebiete der Reihe 2045


    Anfangs der 60er-Jahre rollt die 2045.18 im Heizhausbereich von Wien FJB zu ihrem nächsten Einsatz.
    (Foto: Dr. Hellmuth Rechelt; Archiv Zeilinger)

    Die Loks wurden im Laufe ihrer Einsatzzeit mehrfach modernisiert, so wurde der ursprünglich vorhanden Heizkessel für die Dampfheizung entfernt, der Führerstand (etwas) ergonomischer gestaltet und Maßnahmen zur Schalldämmung gesetzt. Wie bei den ÖBB üblich, wurde im Zuge von HU immer das aktuelle Lackschema verwendet, sodass ab Mitte der 70er-Jahre alle damals noch vorhandenen Loks in Blutorange unterwegs waren.


    In Gmünd NÖ gelang mir 1982 dieses Foto einer modernisierten 2045 und einer 2050.

    1993 wurden die letzten Loks ausgemustert, einige sind bis heute erhalten geblieben.


    In Mistelbach warten 2045.20 und eine weitere 2045 auf eine bessere Zukunft. Deutlich erkennbar sind die dem Schallschutz dienenden Umbauten an der blutorange lackierten 2045.
    (Foto: Zeilinger)



    Als 1:45-Modell wurde die 2045 bis jetzt schon mehrfach realisiert. Mir bekannt ist:

    • Ein hervorragend gelungener Teilesatz von H. Skranc (Antrieb durch zwei 2 Hermann-Antriebe)
    • Eine Kleinserie von insgesamt 3 tannengrünen Modellen von Ing. Erwin Rücker


    Da ich eine der "Rücker-2045" in meine Sammlung aufnehmen durfte, möchte ich dieses Modell hier mit einigen Fotos vorstellen.


    Die 2045.03 entstand Ende der 80er-Jahre als nahezu kompletter Selbstbau, lediglich Motor, Kupplungen, Puffer und einige Kleinteile wurden zugekauft.


    Typenfoto der 2045.03


    Motorvorbau und Drehgestell 1 der 2045.03



    Blick ins Führerhaus der 2045.03.

    ... und so sieht die 2045.03 von unten aus.


    Im täglichen Modellbahn-Einsatz: 2045.03 rollt mit ihrem PmG langsam durch St. Martin.

    Derzeit laufen zwei voneinander unabhängige 3D-Druck-Projekte zum Thema 2045. Am Projekt von Ferdinand Franz und Peter Lehmann bin ich am Rande beteiligt und werde darüber zu einem späteren Zeitpunkt in einem eigenen Beitrag berichten.


    Grüße aus Wien

    Martin

  • Von deinen Darbietungen, bin ich schwer begeistert. Mein Projekt ist dabei, nur eine Randerscheinung. Die 2045 ist für mich aber eine der schönsten Lokomotiven gefolgt von der 2050. Deshalb habe ich sie mir auch, als mein Erstlingswerk auserkoren.

    Momentan fehlen noch die Feinheiten. Licht, Innenausstattung, Beschriftung usw.

    Nur mit dem Fahrwerk bin ich nicht zufrieden. Momentan Plane ich das Fahrwerk mit den FH2619.

    Von der Ausführung von Hr. Rücker bin ich begeistert.

    Mein Versuch mit meiner Ausführung aus dem 3D Drucker bin ich für das erste Mal in Spur0 und überhaupt für den erste Selbstbau, einigermaßen zufrieden. Nur für die Feinheiten fehlt mit momentan der Löffel (wienerisch für keine Lust). Ich bräuchte einen Leidensgenossen, der mir bei der Suche nach dem Löffel hilft.

    LG.

  • Servus Gerald,

    Respekt, da ist ja schon ganz schön was weitergegangen bei Deiner 2045.

    Täuscht das optisch, oder hat es Dir den linken Motorvorbau an der Seite etwas verzogen?

    Nur für die Feinheiten fehlt mit momentan der Löffel (wienerisch für keine Lust). Ich bräuchte einen Leidensgenossen, der mir bei der Suche nach dem Löffel hilft.

    Red mal mit Ferdinand Franz, eventuell kann er Dir bei einigen Feinheiten mit Rat und Tat behilflich sein.


    Viel Erfolg bei der Suche nach dem Löffel ;)
    Grüße aus Wien

    Martin

  • Täuscht nicht. Ich habe dieses Teil mit Spritzspachtel vorbehandelt. Offensichtlich verträgt sich dieses nicht mit dem Resin. Weiters muss ich auch das Display meines Druckers tauschen. Ich habe offensichtlich einen Fehler im 3d druck, der sich im mittleren Bereich wiederholt. Ich habe nur für die Überprüfung der Funktionalität auch den Ausschuss lackiert um ein Gesamtbild zu bekommen.

    Als Einzelkämpfer betreibe ich learning by doing.

    Wenn es dich nicht stört, hättest du von deiner 2045 Fotos vom inneren Führerstand und dem Antrieb unter der Motorhaube.

  • Wenn es dich nicht stört, hättest du von deiner 2045 Fotos vom inneren Führerstand und dem Antrieb unter der Motorhaube.

    Ich muss die Messing-2045 zur Wartung in den nächsten Wochen ohnedies mal öffnen, da mach ich Fotos. Fotos vom Führerstand der in Entwicklung befindlichen "3D-Druck 2045" wird es auch in ca 14 Tagen geben.

    Liebe Grüße
    Martin

  • 2060 – ein schwächlicher Rangierdiesel, der nicht umzubringen ist


    2060.74 wird im Heizhaus Strasshof betriebsfähig erhalten. Die Lok wurde auf das ursprüngliche 2-Licht-Spitzensignal zurückgebaut.


    Bis Mitte der 50er-Jahre erfolgte der Verschub auf den nichtelektrifizierten Stercken der ÖBB nahezu ausschließlich durch Dampfloks. Die dadurch verursachten hohen Kosten waren ein wesentlicher Grund für die ÖBB eine rasche Verdieselung anzustreben und in einem ersten Schritt ab dem Jahr 1954 die Lokomotiven der Reihe 2060 anzuschaffen.


    Entwicklung und Konstruktion dieser 200 PS starken Type mit dieselhydraulischer Kraftübertragung erfolgte durch die Jenbacher Werke (Werksbezeichnung Jenbach 200), die erst nach dem 2. Weltkrieg erste Erfahrungen mit dem Bau von Dieselloks für Feld- und Industriebahnen gesammelt haben.



    Eine 2060 wartet mit ihrem "Pers" in St.Valentin auf ihren Abfahrtsauftrag (Foto: Dr. Hellmuth R., Archiv Zeilinger)


    Bereits kurz nach Inbetriebnahme der ersten 2060er zeigte sich, dass sie sich zwar im leichten Verschub, bei der Förderung leichter Nebenbahnpersonenzügen und Bauzügen durchaus bewährten, beim schweren Bahnhofsverschub aber – wie erwartet – rasch an ihre Grenze kamen. Trotzdem wurden von den ÖBB in mehreren Tranchen bis 1962 100 Loks beschafft, wobei sich die einzelnen Bauserien in verschiedenen Details und der Farbgebung unterscheiden. So verfügten beispielsweise die 2060er der ersten Bauserien anfänglich über eine einfache Vielfachsteuerung mit der sie – Führerstand an Führerstand gekuppelt – von nur einem Lokführer gesteuert werden konnten.


    Insgesamt wurden 161 Loks der Type Jenbach 200 gebaut. Die Loks wurden neben den ÖBB an Werksbahnen, Privatbahnen und in einer Breitspurvariante mit Mittelpufferkupplung an die Sowjetische Staatsbahn geliefert.


    Die 2060 war, auch wenn sie leistungsmäßig oft an ihre Grenze kam, bei den ÖBB sehr beliebt. Grund dafür war, dass sie eine insgesamt robuste und wartungsfreudliche Konstruktion ist und der Zweitaktdiesel faktisch nicht umzubringen ist. Diese Wartungsfreundlichkeit ist auch der Grund, warum verhältnismäßig viele 2060er bis heute überlebt haben und bei Werks- und Museumsbahnen in betriebsfähigen Zustand erhalten werden.




    Eine mit Funkversteuerung und neuen Rangiererbühnen modernisierte ehemalige 2060 verschiebt amfang der 2000er-Jahre Güterwaggons beim Zementwerk Gmunden


    Die Loks der ersten Bauserie wurden in tannengrün / schwarzen Lackierung mit Zweilicht-Spitzensignal ausgeliefert, die Loks der Nummerngruppe 2060.81 bis 2060.100 waren ursprünglich signalrot / eisengrau lackiert und hatten bereits 3-Licht Spitzensignal.



    In der tannengrünen Ursprungslackierung präsentiert sich 2060.04 im Heizhaus Strasshof.


    Im Lauf der Zeit wurden fast alle Loks mit 3-Licht-Spitzensignal ausgerüstet und der Lokkasten in signalrot oder blutorange, der Rahmen in eisengrau oder tiefschwarz lackiert.



    In einem hervorragenden Zustand präsentiert sich die 2060.14 im September 2021 in Mistelbach dem Fotografen


    Antrieb

    Beim Vorbild:

    Zweitakt-Dieselmotor, V4-Anordnung mit 12l Hubvolumen

    Hydraulisches Getriebe L33yU von Voith (Heidenheim), Nachschaltgetriebe mit Wendeeinrichtung von Jenbacher, Achsgetriebe A100K Voith (St. Pölten)


    Beim Modell:

    2 FH Getriebemotoren 1512U012S R 13:1 Kraftübertragung auf Achse mit Ritzel und Großrad

    ESU Sound-Decoder mit Soundprojekt und Lautsprecher von Leosoundlab



    Fahrzeugteil

    Beim Vorbild:

    Rahmen in geschweißter Stahlkonstruktion, Aufhängung der Radsätze durch Blattfedern, Achlagergehäuse mit Wälzlagern gleiten in Hartmanganführungen der Rahmenausnehmungen

    Führerhaus und Motorvorbau aus Stahlblech; demontierbare Abdeckbleche an beiden Seiten des Motorvorbaus ermöglichen einen guten Zugang zum Antrieb


    Beim Modell:

    Innenliegender Rahmen aus Ms-Material gefräst mit Motoraufnahmen aus 3D-Druck-Teilen, Achsen starr gelagert





    Außenrahmen Aufbau und Inneneinrichtung aus 3D-Druck-Teilen





    Typische Einsatzgebiete


    Personenzüge auf nichtelektrifizierten Nebenbahnen





    Fahrverschub





    Bau- und Hilfszüge







    Zum Abschluss noch eine Gegenüberstellung der tannengrünen und der blutorangen Ausführung meiner kleinen Spielzeuge







    Danke an:

    • Ferdinand Franz für Konstruktion und Herstellung der 3D-Druck-Teile
    •   Peter Lehmann für die Konzeption des Antriebs
    • Martin Zeunert für die perfekt durchgeführten Fräsarbeiten
    •   Null-Problemo , ohne die Kleinteile wie Puffer, Kupplungen und Stromabnehmer aus seinem shop wäre mir der Bau deutlich schwerer gefallen
    • LeoSoundlab – für den Decoder mit dem perfekten Sound
    • Christian Pühringer (http://www.bahn-im-film.at), ÖGEG und Eisenbahnmuseum Strasshof für die Möglichkeit die museal erhaltenen 2060er zu vermessen und zu fotografieren
    • … und selbstverständlich an Ferkel für die gnadenlose Qualitätskontrolle


    Grüße aus Wien

    Martin



  • Hallo Martin,

    vielen Dank für deinen ausführlichen Artikel zu den Jenbachern. Einen tollen Modellbau zeigst du uns, einfach nur beeindruckend!

    Ich habe eine Frage zu dem 2. Foto in deinem Beitrag: Was sind das für Personenwagen hinter der Lok? Waren das Tw-Beiwagen - diese Bauart ist mir bis jetzt noch nicht bewußt über den Weg gelaufen.

    Vielen Dank und viele Grüße aus dem herbstlichen Schwarzwald,

    Dieter

  • Hallo Martin


    Danke für diesen tollen Artikel und vorallem die Art zu zeigen, was Du aus der

    Konstruktion von Ferdinand gemacht hast.

    Natürlich auch dass Du mit meinem einfachsten Antriebskonzept zufrieden bist,

    das in Deinem Falle betreffend Stromabnahme dank Digital und Speicherbaustein

    auch ohne Pendelachse auskommt.


    Ich freue mich natürlich auch auf die verschiedenen Spantenwagen die da offenbar

    im Anrollen sind.


    Weiter so!

    Gruss

    Peter Lehmann

  • Hallo Martin,


    ganz tolle Lokmodelle!

    Danke für's zeigen.


    Mich interessieren die Personenzüge auf Nebenbahnen mit diesen kleinen Loks wie Du sie auf dem Modellfoto zeigst..

    Hatten die Wagen selbst Heizungen, konnte die Lok sie beheizen oder fuhren die nur im Sommer?


    Gruß,

    Ralf

  • @ all: vielen Dank fürs feedback und die "Pokale" und "Daumen" - freut mich sehr! :)

    Frage zu dem 2. Foto in deinem Beitrag: Was sind das für Personenwagen hinter der Lok? Waren das Tw-Beiwagen - diese Bauart ist mir bis jetzt noch nicht bewußt über den Weg gelaufen.

    ÖBB B 35 900 bis 939, Simmering 1959


    Ursprünglich als "Leichtbau-Personenwagen" für die steigungsreiche Mühlkreisbahn gebaut, waren die "Brotdosen" bei Publikum und Betriebsdienst nicht übermäßig beliebt. Den sog. "Beförderungsfällen" missfiel der (bedingt durch die geringe Sitzbreite) mangelnde Komfort, den Wagenwerkstätten die mangelnde Robustheit.

    Der große Vorteil dieser Waggons lag im geringen Gewicht; die Einachslaufwerke mit Zwischenrahmen und Schubgummi-Elementen zur Wagenkastenabstützung waren aber, so wie die leichte Zug- und Stoßeinrichtung, dem rauen Eisenbahnbetrieb auf Dauer nicht gewachsen.

    Die Wagen bleiben, wie einige sehr ähnliche Triebwagenbeiwagen, Exoten im Wagenpark der ÖBB.

    ... aber all das sollte Ferdinand Franz und mich nicht hindern, diese Wagen in den nächsten Jahren als 3D-Druckmodelle auf unsere Anlage zu bringen ;)

    Hatten die Wagen selbst Heizungen, konnte die Lok sie beheizen oder fuhren die nur im Sommer?

    Die ersten Spantenwagen ...


    ... hatten Dampf- oder Elektro-Heizung, spätere Bauvarianten ab ca Mitte der 60er-Jahre auch Webasto-Heizung. Die Webasto-Heizung ermöglichte den planmäßigen Einsatz hinter (Rangier-)Loks, die keine Einrichtung zur Beheizung des Wagenzugs hatten.


    Grüße aus Wien
    Martin

  • 2045 - diesmal als 3D Druck-Modell (I)


    Die ÖBB-Reihe 2045 hat Ferdinand Franz und mich seit jeher fasziniert. Ferdinand kennt die Lok seit seiner Kindheit von Tulln und Krems, ich von der Franz Josefs-Bahn (FJB) und von meinen Ausflügen ins Waldviertel. Es war daher für uns bald klar, dass wir diese Lok als 3D Druck-Modell in 1:45 realisieren wollen.


    Wesentliche Infos zum Vorbild habe ich bereits in Beitrag #6 in diesem Thread zusammengefasst, sodass ich hier nur zwei von mir in den 80er-Jahren in Gmünd/NÖ gemachte Fotos zeigen will, die die Lok im letzten Bauzustand zeigen.




    Zu Beginn des "Projekt 2045" stand Vorbildrecherche und die Erstellung eines Lastenheftes u.A. mit den folgenden Eckpunkte:

    • Umsetzbarkeit aller beim Vorbild vorhandenen Versionen (2- oder 3-Licht-Spitzensignal, alte und modernisierte Motorvorbauten, 4 oder 8 Sandkästen)
    • Einzelachsantrieb nach dem "System Peter Lehmann " (probeweise mit 4x FH 1512, bei Nichtbewährung muss Tausch auf FH 2020 möglich sein)
    • sicheres in Gang setzen eines 40-Achsen-Zuges im 1.650mm-Bogen
    • befahrbarer Mindestradius > 1.020mm
    • weitgehender Ersatz der von uns bei den Antrieben bisher verwendeten CNC-Frästeile durch 3D-Druck-Teile (zumindest beim Prototyp) um erste entsprechende Erfahrungen sammeln zu können
    • "split the elephant!" - weitgehender Verzicht auf komplexe, schwierig zu bearbeitende 3D Druck-Teile. Unseres Erachtens ist es sinnvoller, beispielsweise einen Motorvorbau nicht als ein Teil zu konstruieren und zu drucken, sondern "heikle" Teile wie beispielsweise Lüfter-Jalousien extra zu drucken und dann zu montieren.
    • Umrüstung auf Lenz-Kupplung oder Lenz-Kupplungs-Adapter SOLL möglich sein (

    Am 10.12.21 begannen Natascha und ich mit dem Bau des Prototyps. Wir entschieden uns für die 2045.05 im Bauzustand nach der 1963 erfolgten HU (grün, 3 Licht-Spitzensignal) , da diese Lok auf Grund ihrer erst 1975 erfolgten Neulackierung in Blutorange in den Epochen III und IV eingesetzt werden kann.



    Bauteile in loser Schüttung. Deutlich zu sehen ist, dass der Rahmen nicht aus einem Teil besteht, sondern die Pufferbohlen mit den Verschieberauftritten und die Auftrittspodeste zum Führerstand eigene Bauteile sind ("split the elephant")



    Die folgenden Fotos zeigen einige Highlights des Baus der Lok


    Erster Rollversuch der noch im Rohbau befindlichen Lok. Motorvorbau 1 ist schon weitgehend komplett, die Lüfterjalousie und die seitlichen Türen sind schon eingebaut.


    Drehgestell 1 provisorisch montiert und verkabelt. Da die Radsätze nur einseitig isoliert sind, erfolgt die Stromabnahme auf einer Seite mit Stromabnahmepilzen, auf der anderen über die MS-Achslager.


    Nächster Rollversuch mit eingebauten Motoren. Damit die Lok auch sicher durch den R2 (r=1.020mm) kommt, musste ich am Rahmen etwas nacharbeiten.


    Zu Weihnachten hab ich die Lok probeweise digitalisiert, um erste Probefahrten und Zugkrafttests durchführen zu können.

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    Fazit: sie überwindet alle auf meiner Anlage vorhandenen Hürden ohne Probleme, die Zugkraft liegt ohne zusätzliche Ballastierung bei 34 Achsen.


    Mittlerweile sind Rahmen und Aufbau grundiert ...


    ... und die Drehgestelle mit Bremsbacken ausgestattet.



    Nach einem letzten Fotohalt geht es voraussichtlich am kommenden Wochenende mit der Lackierung weiter.


    Grüße aus Wien
    Martin


    PS: Zu überlegen habe ich auch noch, ob ich meine 2045.05 nicht doch mit einem Rauchgenerator ausstatten soll ;)

  • Guten Morgen,


    die (große) Baureihe 2045 hat in etwa das gleiche Baujahr wie ich, ich habe sie auch noch im Echtbetrieb erlebt; Modelle dieser Baureihe haben mich - besonders in tannengrün! - immer schon besonders fasziniert! Ich verfolge dein Projekt daher mit besonderem Interesse und frage schon jetzt: Wann und wo kann man es bestellen...? ;) ^^


    Norbert

  • ... da hast Du ein schönes Modell projektiert und konsequent umgesetzt. Deine Vorgehensweise und die Einplanung möglicher Alternativen gefällt mir sehr gut. ...

    Servus Armin,

    danke für Dein feedback!
    Das Lob reiche ich mit großer Freude an meinen Freund Ferdinand Franz weiter. Er ist als Konstrukteur dafür verantwortlich, das wir in knapp eineinhalb Jahren Zusammenarbeit neben der 2045 all die auf dem Foto zu sehenden ÖBB-Fahrzeuge realisieren konnten.



    Ich bin bei diesen Projekten zumeist nur der Ideengeber und habe dann die Freude und Ehre, die Prototypen bauen zu dürfen.


    Wann und wo kann man es bestellen...?

    Bitte um etwas Geduld, das ist erst unser Prototyp. In zirka drei Monaten bauen wir dann einige weitere Maschinen für uns, da wird dann auch die Entscheidung fallen, ob wir einen Teilesatz an Außenstehende abgeben.


    @all: Danke für die "Daumen" und "Pokale" - es freut mich immer, wenn solche eher "exotischen" Projekte so viel Interesse und Zuspruch finden!


    Grüße aus Wien

    Martin

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