N'Abend
Der Begriff "Paralleluniversum" finde ich auch faszinierend. Allerdings stehe ich wohl teilweise im parallelen Universum zu vielen anderen hier, mal ein Blick aus helvetischer Sicht. Wenn wir gucken, welche Modelle in allen Baugrössen zuerst realisiert werden, dann sind das die immer gleichen Gassenhauer. Das ist in 0 so (Stichwort Parallelentwicklungen), in H0, N und Z genau so. So funktionierte auch der 0m-Markt seit bald 40 Jahren, seit dem Markteintritt von Ferro-Suisse.
Kollege Adolf Breitenmoser hat mal eine spannende Pyramiden-Theorie entwickelt: Ganz unten sind die Grossseriehersteller, die ein Vollsortiment (Loks, Wagen, Gleise & Zubehör) anbieten. Darüber sind Mittelseriehersteller angesiedelt, die sich Vorbilder aussuchen, die nur noch in kleineren Stückzahlen abgesetzt werden können (und dafür auch höhere Preise verlangen können). In der Spitze sind die exklusiven Edelmetall-Hersteller, da gehört Ferro-Suisse definitv dazu. Die Kernaussage von Adolf Breitenmoser war dann allerdings, dass alle Beteiligten innerhalb der Pyramide voneinander profitieren. Die im unteren Bereich der Pyramide von der Strahlkraft und Präsenz der Messingmodelle und die anderen vom Fundament der Vollsortimenter.
Und nun das Paradox: in 0m gab es die Pyramide nur ganz kurz, während der Präsenz von Fama/Utz. Und das auch nur bedingt, da Fama und FineScale nicht wirklich kompatibel sind. Es wurden wohl dutzende Lokomotiven und hunderte von Wagen von Fama umgespurt, denn FineScale war der gesetzte Standard. Doch irgendwie hat es Adolf Breitenmoser und in dessen Fahrwasser ModelRail, Lemaco/Lematec, Fulgurex, ABG, etc. geschafft, die Pyramidenspitze ohne Fundament zu etablieren. Doch das hat Folgen, das 0m-Angebot ist ein langweiliger Einheitsbrei der Alpen-UIC, keiner wagt sich mehr über den nächsten Alpenpass. Das Bemo nun in der gleichen Suppe fischt, ist mit Blick auf die Gassenhauer nur logisch. Und Bemo hätte ohne Adolf Breitenmoser gar nicht als Vollsortimenter starten können, das Gleisprogramm hat Ferro-Suisse vor sehr vielen Jahren mal entwickeln lassen. Da hat Adolf Breitenmoser mit seinem Weitblick wohl erkannt, dass auch seine Kunden je länger desto weniger bereit waren, die Gleise selbst zu nageln (oder nageln zu lassen)....
Michael Schnellenkamp geht aus meiner Sicht den richtigen Weg: er hat sich ein halbweg bekanntes deutsches Vorbildnetz ausgeguckt und arbeitet daran, das Segement der Spur 0m gezielt aufzubauen, Triebfahrzeuge, Wagen und Gleise. Alleine gelingt das nicht (das war Adolf Breitenmoser vor 40 Jahren auch nicht), da braucht es die Unterstützung der Szene. Und das braucht Zeit.
Was ist ein Grossserienhersteller? In meinen Augen ist Michael Schnellenkamp auch in Spur 0m einer, seine Auflagen dürften nicht wesentlich anders sein als die von Bemo in 0m. Und er bietet ein Vollsortiment. Wer jetzt wegen dem Preis mit den Augen rollt: der Vergleich mit Fama/Utz ist unfair, 1984 hatte Märklin auch noch deutlich andere Preise als heute. Die 0m-Modelle müssen sich im Preisvergleich mit Bemo, Lenz und dem 0-Sortiment von Schnellenkamp stellen. Und da passt es. Und ganz nebenbei: Michael Schnellenkamp bringt mit dem Tm 501 der Appenzeller Bahnen (Link) eines der ganz seltenen helvetischen Modelle der letzten 40 Jahren, das nie auf rhätischen Gleisen gefahren ist. Und das rechne ich ihm hoch an!
Helvetische Grüsse
Andreas