Oberleitung in Spur 0

  • Hallo,


    heute möchte ich mal eine andere Baustelle meiner Anlage vorstellen, die Oberleitung. Eigentlich hatte ich nicht vor, meine Anlage mit Oberleitung zu überspannen, aber die angekündigte E41 läßt mir keine andere Wahl. Hierzu wurde es erforderlich, die Tunnel und Brücken für Oberleitungsbetrieb fit zumachen. Allerdings werde ich nicht alles überspannen und Teile bleiben den Dampf- und Dieselloks vorbehalten.


    Angefangen habe ich mit einem kleinen Teilstück zwischen zwei Tunnel. Die Brücke, vormals eine Unterzugkastenbrücke, habe ich durch eine „Vorflutbrücke“ ersetzt. Hierzu waren aber neue Brückenlager notwendig. Die Positionierung der Masten stellte mich dann vor die nächste Herausforderung. Wohin damit? Ausgangspunkt ist die S-Kurve unter der neuen Brücke. Aber wie soll man nun die Zick-Zack-Verlegung vernünftig hinbekommen? Sommerfeldt bietet für Spur 0 leider keine Montagelehren an, daher war Selbstbau gefragt. Für interessierte Nachbauer habe ich die dxf-files (zip-Archiv) beigefügt. Mit den Montagelehren läßt sich eine Zick-Zack-Verlegung von +/- 10mm präzise einrichten und gleichzeitig als Bohrschablone verwenden. Die mittlere Lehre dient nur zur Kontrolle. Da die Sommerfeldt-Masten in ihrer Höhe für eine Gleisverlegung ohne Böschung bemessen sind, mussten noch zusätzliche Abstandshalter für die Mastfüße gefräst werden (ein Muster liegt auf dem X-Wagen).


    Der Fahrdraht (das obere Tragseil) wird allerdings so noch nicht unter der Brücke und in die Tunnel passen. Hierzu wird noch eine Anpassung der Masten und der Oberleitung selbst erfolgen müssen. Dazu mehr in einem späteren Beitrag. Auch die Tunneloberleitung werde ich noch vorstellen, sobald sie sichtbar wird. Bislang habe ich die Konstruktion nur im Kopf …


    Gruß, Ian

  • Hallo zusammen,


    die vergangenen Wochen habe ich an allerlei Baustellen gewerkelt. Zunächst einmal musste ich die wirklich blöde Arbeit Untertage durchführen. Aufgrund meines Entschlusses doch noch Oberleitungsbetrieb umzusetzen, mussten die Querträger im Tunnelbereich entfernt werden. Sonst würde später da jede E-Lok hängen bleiben (für eine Tunneloberleitung war zu wenig Platz). Das hat echt Nerven gekostet, da ich den darüber liegenden Anlagenteil nicht abreißen wollte.


    Besten Gruß, Ian

  • Hallo zusammen,


    heute will ich Euch mal wieder ein wenig vom Oberleitungsbau berichten, genauer gesagt vom Bau eines Quertragwerkes. Die Teile liegen nun auch schon wieder sehr lange rum und ich hatte mich bislang auch nicht so richtig dran getraut. Jetzt, wo aber die Gleislage endgültig stimmt, dachte ich mir, das muss jetzt auch mal angegangen werden.


    Die Bauanleitung von Sommerfeldt ist, nun ja, eigentlich für H0. Es wurden nur einige Angaben handschriftlich für Spur 0 verändert - nicht sehr professionell finde ich. Fakt ist, so ein Quertragwerk ist nicht mal eben gebaut. Das Frist viele Stunden.


    1. Zunächst habe ich die Löcher in die Platte gebohrt und mir dann mit einem Stück Brett und aufgeklebtem Millimeterpapier die Befestigungslöcher und die Schienenköpfe aufgezeichnet. Als nächstes wollte ich die senkrechten Hänger mit dem oberen Richtseil verbinden, was aber nicht ging, da der Draht für das obere Richtseil und der Draht für die Hänger mit 0,9mm nicht durch die Kreuzklemmen passten. Zunächst mussten die Löcher der Kreuzklemmen auf 0,9mm aufgebohrt werden. Auch das war noch immer nicht genug. Ich habe daher die Hänger gegen 0,7mm Stahldraht getauscht (was auch filigraner aussieht) und vor allem kleinere Ösen gebogen (Vergleich siehe Bild). Mit etwas „würgen“ hat es dann gepasst. Das Ganze habe ich dann mit Tesafilm auf dem Millimeterpapier fixiert.
    2. Als nächstes war das obere (doppelte) Tragseil zu biegen. Nur wie? Es muss doch irgendwie eine sinnige „Form“ geben. Ich habe lange gegrübelt, weil in der Anleitung dazu nichts steht. Ich habe daher eine Parabelformel entsprechend der Geometrie angewandt und die Länge der Stützstellen entsprechend berechnet. Da sich die Koeffizienten der Formel mit dem Mastabstand verändert, macht es keinen Sinn, diese hier als Maß der Dinge zu nehmen. Nur als Hinweis, die Formel, die ich für meinen konkreten Fall verwendet habe hat folgenden Charakter: y=x^2-0,485*x+84. Der tiefste Punkt der Parabel liegt hierbei 30mm oberhalb des oberen Richtseils. Für die Berechnung der Koeffizienten findet man im Internet Hilfe.
    3. Nachdem das Tragseil gebogen war, konnten die Kopfklemmen aufgeschoben und alles verlötet werden. Ein paar Tropfen Lötwasser wirkte Wunder. Anschließend erfolgt die Kontrolle mit aufgestelltem Brett auf der Anlage.
    4. Danach habe ich die Masten auf dem Brett verschraubt. Entgegen der Bauanleitung habe ich 10mm Löcher ins Brett gebohrt, die Masten durchgesteckt und auf der Anlage platziert. Da der korrekte Abstand durch die Bohrungen auf der Anlage bestimmt wurden, konnte ich die Mastmuttern dann mit einem Maulschlüssel zwischen Brett und Anlage festziehen. So war der Mastabstand präzise.
    5. Nun ging es ans Verlöten des Quertragwerkes mit dem hinteren(!) Mast, denn da wäre ich nicht ohne weiteres mehr hingekommen. Das Tragseil ging einfach, da die Hohlnieten aus Messing sich gut verlöten ließen. Die Löcher für die Hohlnieten des oberen und unteren Tragseils in den U-Profilen der Masten passten nicht richtig. Etwas Aufreiben mit einem 1,5mm Bohrer half auch hier. Anschließend erfolgte die Montage auf der Anlage, d.h. Verschrauben der Masten und provisorisches Einhängen der Fahrleitungen. Man sieht es auf den Bildern zwar nicht richtig, aber live sieht es schon Klasse aus.

    Fazit: Zwei Tage Bauzeit, aber ich glaube das nächste Quertragwerk geht schneller….


    Gruß, Ian









  • Hallo zusammen,


    Danke für die vielen positiven Reaktionen. Ich habe zwei ältere Beiträge von mir von den Administratoren noch hierher kopieren lassen, da sie thematisch besser hier her passen. Ich denke, so ein Thread über Oberleitungsbau kann sicher für den ein oder anderen als Anregung dienen. Schließlich kommt ja vielleicht bald die E41 als erstes neues Großserienmodell...

    Das Thema ist schon speziell und kostet auch nicht nur Geld sondern auch Nerven. Ich bin aber der Meinung, dass sich das lohnt. Sicher, Sommerfeldt hat sehr früh mit dem Spur 0 Programm angefangen und es jetzt erst einmal wieder auf Eis gelegt (so fühlt es sich jedenfalls an), aber mangels Nachfrage und Modellen durchaus nachzuvollziehen. Ich hoffe, dass die Firma nach Erscheinen der E41 und dann hoffentlich steigender Nachfrage, die Produktion 2022 wieder aufnimmt.


    Gruß, Ian

  • Hallo isiko,


    gut gebaut, Deine Fahrleitung sieht toll aus, besonders das Quertragwerk!


    Was ich mir nun besonders schwer vorstelle, ist das Schottern der Gleise unter dem Fahrdraht.



    Freundlicher Gruß

    EsPe

  • Hallo EsPe,


    ich habe die Fahrleitung ja noch nicht verlötet sondern nur die Enden des jeweiligen "Tragseils" hochgebogen, damit die Fahrleitung nicht wieder rausfällt. Zum Schottern nehme ich die wieder ab. Es ist aber einfacher im Rohbau der Anlage die Masten zu setzen und die Lage der Fahrleitungen zu korrigieren, als wenn alles fertig und durchgestylt ist. Wenn dann die Masten bis zum Ende der Gleise des Kopfbahnhofs gesetzt sind, die Gleise geschottert sind und die Fahrleitung mechanisch gespannt werden kann, werde ich die auch erst ganz zum Schluß mit den Auslegern und den unteren Fahrleitungshängern (die noch nicht montiert sind) verlöten. Das wird dann nochmal spannend. Insbesondere, da es für die Abspannwerke auch KEINE vernünftige Bauanleitung gibt.


    Gruß, Ian

  • Hallo Arnold,


    die Turmmasten haben die Artikelnummer 616, sind aber zur Zeit nicht erhältlich. Fa. Sommerfeldt teilte mir letztens mit, das die Produktion nicht vor 2022 wieder aufgenommen wird. Ich wollte eigentlich 3 Quertragkerke bauen, habe aber umgeplant, da ich Anfang letzten Jahres nur noch für zwei Quertragwerke Masten bekommen habe. Dann war leider Schluß.


    Gruß, Ian

  • Auch Hallo,

    wenn Du den Mastabstand zum Gleis meinst, nicht das ich wüsste. Im ersten Beitrag siehst Du meinen Eigenbau.


    Gruß, Ian

  • Guten Morgen Ian,


    ich habe mal in meinem "Haufen" gesucht - war nämlich zu H0-Zeiten auch ein künftiges Thema bei mir (habe sogar noch eine Unmenge H0-Oberleitungsmaterial bei mir rumliegen).

    Das orangerote Heft/Buch von Sommerfeldt mit ca. 160 Seiten kennst Du? Die SOMMERFELDT-Aufbauanleitung (Oberleitungen - Stromabnehmer). Diese ist ja allgemein gültig - bei Spur 0 darf man dann auch etwas dickere Finger haben:saint:).


    Viel Erfolg mit Deiner Oberleitung - wobei Deine Anlage auch ohne Oberleitung schon klasse ist.


    Eine schöne Woche und viele Grüße

    Günter

  • Hallo Günter,

    ja, das Buch habe ich und ist wirklich eine gute Quelle. Was aber auch gut weiter hilft ist einfach mal im Bahnhof nach oben schauen (sofern da eine Oberleitung hängt). Auch da gilt, es gibt nix was es nicht gibt ?.


    Was ich aber unbedingt empfehle, ist eine gründliche Vorplanung. Am einfachsten den Gleisplan mit einer Planungssoftware erstellen und ausdrucken und die Oberleitung und Masten einzeichnen. Das hilft ungemein und vermeidet kostspielige Fehlanschaffungen, falsche Mastpositionen oder sonstigen Verschnitt.


    Gruß, Ian

  • Hallo Ian,


    ich kann Dir nur zustimmen.

    Die sorgfältige Vorplanung mit WinRail X2 hatte ich auch komplett durch - danach Beschaffung zur "Absicherung" möglicher Lieferprobleme (die gab es auch gelegentlich in H0) - leider (oder auch zum Glück - weil jetzt Spur 0) war dann Schluss.


    LG

    Günter

  • Hallo,

    ich denke schon, dass die Zeichnungen maßstäblich sind. Ich kann es zurzeit leider nicht überprüfen, da mein CAD-Rechner auf den „Flurplatten“ liegt.


    Gruß, Ian

  • Hallo,

    da die Oberleitung noch nicht fixiert ist, konnte ich dennoch schottern. Mir ein wenig Vorsicht und langsamen Bewegungen ging es.


    Gruß, Ian


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