Lenz Schnellzugwagen öffnen und Fußboden

  • Hallo allerseits,


    nach reichlich Kritik für die neuen Schnellzugwagen, hier mein hoffentlich konstruktiver Beitrag.


    1. Öffnen


    So einfach, wie in der Anleitung von Lenz beschrieben, ist es leider nicht, die Wagen zu öffnen. Meine Version: Man braucht einen spitzen Gegenstand, ich habe eine Pinzette verwendet, einen kleinen normalen Schraubendreher, einen kleinen Kreuzschlitzschraubendreher und vier Stücke Polystyrol, ca. 0,5 mm dick, z.B. von architekturversand.de in ganzen Platten.


    Erst werden die vier Kreuzschlitzschrauben an den Wagenenden entfernt, siehe Lenz-Anleitung. Dann steckt man den spitzen Gegenstand in eins der viereckigen Löcher im Wagenboden, siehe Foto, und drückt die Wagenwand vom Boden weg.


    P1060034.jpg


    Anschließend steckt man den Schraubendreher in den entstandenen Schlitz und drückt die Seitenwand soweit ab, dass ein Stück Plastik eingeschoben werden kann.


    P1060035.jpg


    P1060036.jpg


    Der Schraubendreher kann dann herausgezogen werden.


    Ein weiteres Stück Plastik wird in den Schlitz eingeführt und Richtung Wagenende geschoben, bis zu dem weiß lackierten Nippel. Dabei sollte sich die Wagenwand vom Boden lösen.


    P1060037.jpg


    Dasselbe macht man an beiden Seiten und beiden Enden, danach sollte sich der Wagenboden abheben lassen, am besten an den Drehgestellen ziehen.


    Hier nun das Innere in seiner ganzen Pracht:


    P1060023.jpg


    2. Fußboden


    Wie unschwer zu erkennen ist, gibt es keine Möglichkeit, nachträglich einen durchgehenden Fußboden einzubauen, es sei denn, man will erst alle Sitze ausbauen. Hätte man ab Werk leicht machen können, leider eine klassische Fehlkonstruktion. Aber wenn nicht im Ganzen, warum nicht in Teilen? Ich habe zur Demonstration Plättchen aus 0,5 mm Polystyrol geschnitten und zwischen die Sitze geschoben. Dabei braucht man 2 Plättchen 42 x 24 mm und 6 Plättchen 42 x 22 mm für den 1. Klasse-Wagen. Beim 2. Klasse Wagen habe ich nicht nachgesehen, vielleicht kann das jemand nachtragen.


    Von oben fällt das garnicht auf, wenn der Wagen wieder geschlossen ist:


    P1060030.jpg


    Natürlich müssen die Plättchen vorher lackiert werden, villeicht kann einer der hier versammelten Experten was zur passenden Farbe sagen.


    Der Abstand zwischen Sitzen und Boden ist natürlich knapp, den Reisenden müssen sicher Füße und Waden amputiert werden. Aber besser als vorher, denke ich.


    Gruß Christoph

  • Super Christoph - und danke!


    In der ...klasse (keine neue Diskussion) wäre es nach meiner Meinung nicht zu viel verlangt, so eine (ausführliche) Anleitung von Lenz zu wünschen/erwarten.

    Schließlich ist das Öffnen ein Thema, was x% der Käufer betrifft, denn viele möchten die Fahrgastzahlen steigern oder auch das "Ambiente" optimieren.


    LG

    Günter

  • Ja Hubsi, die "Fusstützen" sind die Aufnahmen für die Sitze der 2. Klasse. Die Wagenböden sind für beide Klassen gleich. Die Breite der Plastikplättchen muß für die 2. Klasse 18,5 mm sein und es sind 10 Stück.


    P1060039.jpg


    P1060040.jpg


    Moderation: Die Beiträge zur nachstehenden Frage sowie die weitere Diskussion dieser Frage finden sich in

    RE: Schnellzugwagen


    Frage an die Experten: Lenz hat hier offensichtlich Holz-Sitze nachgebildet, die in den ursprünglich 3. Klasse Wagen wohl vorhanden waren. Hat die Bahn das so gelassen, als aus den Wagen im Zuge der Klassenreform Wagen 2. Klasse wurden?


    Gruß Christoph

  • Hallo Werkzeugmacher,


    vielleicht hilft Dir dieses Bild weiter:


    Ist zwar die Nachfolgebauart, aber die DB hat die Altbauwagen in dieser Hinsicht gleich behandelt.


    Interessant ist auch die Höhe der Armlehnen in Relation zu den Gangfenstern bzw. Außenfenstern sowie der Umstand, dass die Kopfstützen auch was niedrig angebracht zu sein scheinen.


    Freundlicher Gruß

    EsPe

    Spur 0 - was sonst?

    Edited 3 times, last by Rainer Frischmann: Urspungsbeitrag wieder hergestellt ().

  • Hallo allerseits,


    bei zwei Wagen habe ich jetzt die Fußböden eingebaut. Dazu habe ich 0,5 mm Polystyrol graugrün gespritzt mit Vallejo Hobby Paint Spray 28006 German Field Grey. Dann habe ich die Plättchen mit der Schneidemaschine geschnitten, geht natürlich auch mit Lineal und Skalpell oder der innovativen Vorrichtung von Herbert.


    Dann kam der schwierige Teil, der Zusammenbau. Beim zweiten Wagen ging es schon leichter, bei dem habe ich die dezenten Klebepunkte am Rahmen abgeschliffen und am Gehäuse innen an der Unterkante den Grat mit dem Skalpell abgeschabt.


    Das Fahrgestell habe ich dann auf den Tisch gestellt und das Gehäuse darübergestülpt. Dabei habe ich die Seitenwände auseinandergezogen. Wichtig ist, die Mitte des Gehäuses, erkennbar am DB-Keks, genau über die Mitte des Fahrgestells, erkennbar an den Verriegelungen, zu positionieren. Danach hilft es, mit dem Plastikstreifen (siehe Zerlegung) zwischen Fahrgestell und Gehäuse entlangzufahren. Vorsicht, dass keine Kabel eingeklemmt werden.


    Es ist leider nicht einfach. Nur Modellbahner, die unbedingt einen Fußboden in den Wagen brauchen oder gelernte Masochisten sind, sollten das auf sich nehmen. Ich werde den dritten Wagen jedenfalls nicht öffnen.


    Schönen Feierabend und bleibt gesund


    Gruß Christoph

  • Weitere Erkenntnisse

    Hallo Schnellzugfahrer,


    weitere Untersuchungen an den Lenz-Schnellzugwagen förderten weitere Erkenntniss zu Tage.


    1. Kupplungen


    Die Kupplungshöhen bei den Wagen sind nur zufällig OK. Ich habe 4 Wagen und bei allen mit einer Kupplungslehre (Moog) die Höhe gemessen. Außerdem habe ich Kupplungsversuche mit einer Lenz-Donnerbüchse und der BR 78 eines ungenannten Herstellers gemacht. Die Ergebnisse:


    Packwagen: eine Seite zu hoch, die andere Seite zu tief

    1. Klasse: eine Seite zu tief, die andere Seite OK

    2. Klasse: beide Seiten OK

    2. Klasse: eine Seite zu tief, die andere Seite OK


    Besonders nevt mich der Packwagen, weil ich kein Ende mit der Lok automatisch kuppeln kann.


    Ich glaube, die Führungsschlitze in den Kupplungskulissen sind von Hand gesägt, siehe Foto. Ob es wirklich so ist und ob das die die Ursache für die unterschiedlichen Höhen ist, kann ich nicht beurteilen. Leider sehe ich keine Möglichkeit, die Kupplungshöhen zu korrigieren


    P1060055.jpg


    2. Laufeigenschaften


    Lenz schreibt, durch die Stromabnahme über die Achslager hätten die Wagen sehr gute Laufeigenschaften. Dem steht die Realität entgegen. Schon bei den Wagen eine Clubmitglieds fiel mir auf, dass die Wagen praktisch keinen Auslauf haben, das gleiche bestätigte sich bei meinen Wagen. Es sind immer ein oder zwei Achsen, die relativ schwergängig sind. Ich habe mir das mal unter meiner Leuchtlupe angesehen und glaube, dass einige Bremsbacken an den Rädern schleifen, weil sie zu eng anliegen. Leider kann ich das im Bild nicht zeigen, weil die Kamera das nicht schafft. Außerdem hat eine Achse eines Wagens kein Seitenspiel, diese läuft besonders schlecht.

    Ich finde das zwar nicht gut, aber meine Loks sollten die 4 Wagen ziehen können, auch über 2,5% Steigung. Werde ich im Club mal ausprobieren und ggf. berichten.


    Gruß


    Christoph

  • Moin,


    anliegende Bremsbacken hatte ich auch bei meinen, lief auf nicht gut, vorsichtig etwas abgebogen, und die Achslager vorsichtig mit einen Tröpfchen Öl, schon laufen sie gut.


    Gruß Jürgen

  • Hallo,


    dieselbe Erfahrung, aus der Schachtel bei fast allen Wagen primär schlechte Laufeigenschaften. Liess sich aber ausnahmslos mit wenigen Tropfen guten Öles komplett beseitigen, danach leichter Lauf auch ohne Bearbeitung der Bremsbacken.

    Die Kupplungsführungen könnten in der Tat etwas exakter sein, das ist nicht ganz so einfach zu verbessern.


    Grüsse

    Karl-Heinz

  • Hallo,


    ja, es gibt gelegentlich Schwerläufer, manchmal hilft Öl, manchmal nur vorsichtiges Biegen - aber Heißläufer hatte ich noch nicht - oder es fällt nicht auf, weil ich keinen Rundumbetrieb habe;).

    Und das Thema Kupplungshöhe - das ist für mich abgehakt, wenn ich mich darüber jedesmal (mehr oder weniger) aufregen würde...


    LG

    Günter

  • Hallo Schnellzugfans,


    Nachdem an meinem einzigen, gekauften Probeexemplar an einer Seite die Kupplungskinematik massiv klemmt und ich festgestellt habe, dass das nicht mit einem Tropfen Öl sondern nur mittels Demontage des Wagenkasten behoben werden kann, hatte ich nach einer Anleitung dazu gesucht. Hier bin ich fündig geworden. Danke für die stark bebilderte Beschreibung. Sehr hilfreich!

    3 weitere, vorbestellte Exemplare habe ich allerdings storniert. Ich finde die Qualität des Wagens schlecht, alle hier im Forum aufgeführten Kritikpunkte treffen auch auf meinen Wagen zu , plus der Kupplungsklemmer. Ich bin nicht bereit dafür weiter so viel Geld auszugeben.


    Gruß Norbert

  • Da ich schon seit jahren vergebens auf altbauwagen gewartet habe ( E30, E36) hatte ich mir trotz alle oben genannte mängel doch die wagen zugelegt, aber welche enttäuschung: fast die hälfte der ( schwarze ) fensterrahmen war verschmiert mit hässlichen weisse klebeflecke. Dies war für mich dann den auslöser die wagen sofort zurück zu schicken denn da kann man selber kein hand anlegen......

    Da es an sich schöne wagen sind werde ich jedoch noch mal eine weile warten auf eine gebesserte neuaflage und hoffentlich ist dann auch auch ein AB wagen dabei......


    Gruss, Ruud

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