Küchentisch: Schienen und Kleineisen mit Schwarznickel galvanisieren?

  • Hallo Ernst,


    vielleicht ist meine Frage etwas indiskret, aber es interessiert mich doch, was die Gußteile von Weinert so kosten. Ich nehme nämlich an, daß der Gleisbau mit diesen Teilen für Otto Normalverbraucher indiskutabel teuer wird. Als bekennender Nagler habe ich mich auf die Kleineisen von Wenz festgelegt, obwohl mich die Ätzung der Kleineisenschrauben nicht voll befriedigt. Mir schwebt ein Gußteil mit glattem Fuß vor, bei dem die Schienenschrauben wie bei Wenz als Nägel gesetzt werden. Aber das würde vermutlich auch nicht kostengünstiger ...

    Hallo Reinhold,


    wenn ich mich richtig erinnere, war das damals ein Komplettangebot von H0fine, also Brett+Schwellen+Kleineisen+Schienen. Ich hab auch die Rechnung nicht mehr, ist leider schon zu lange her :(


    LG, Ernst


    PS: Habe vor Jahren auch schon eine Weiche von Wenz genagelt, das war aber nicht so mein Ding. Ich war wohl zu ungeschickt beim Nageln...

  • Hallo Stefan,


    habe nochmal nachgesehen: Das von mir verwendete Code-125 Schienenprofil stammt von Hegob ("S49") und hat laut Herstellerliste eine Schienenfußbreite von 2,8 mm. Das Code-143 Profil von Peco ("IL7-FB") hat laut Peco-Katalog von Weinert eine Schienenfußbreite von 3,2 mm.


    Daher leider: Die Kleineisen nehmen Code-143 Profile nicht auf.


    LG, Ernst

  • Hallo liebe Forumskollegen,


    nachdem ich letzte Woche die Lieferung von Vallejo erhielt, ging es wieder weiter.


    1) Das klassisch nur mit Farben lackierte Gleis wurde fertiggestellt. Sieht hier auf dem Foto sehr dunkel aus, aber ich bin recht zufrieden:

    40658855va.jpg


    Beim Betrachten mit der Lupe oder auf dem Foto sieht man ein paar blanke Stellen, die nachbehandelt werden müssen. Kommt vom Abkleben bzw. Reinigen:

    40658849lc.jpg


    Verwendet wurden diese Farben:

    Isopropanol zum Entfetten&Reinigen (nicht auf dem Bild)

    Weinert Verdünnung 2600

    Weinert Grundierung 2698

    RST Rost dunkel mit einem Tropfen Weinert Mattierung 2699 - war mir aber zu rötlich

    Weinert Schienenfarbe Hauptstrecke 2665 - die hat schlussendlich gepasst

    Vallejo Wash Dark Grey 76.517

    40658852kd.jpg


    2) Das erste galvanisierte Gleis ist ebenfalls fertig. Lustigerweise fast kein Unterschied zum ersten Gleis!

    40658850mg.jpg


    Verwendet wurden diese Mittel bzw. Farben:

    Reiniger/Entfetter für Galvanik

    Schwarznickel für Galvanik

    Weinert Verdünnung 2600

    Weinert Schienenfarbe Hauptstrecke 2665

    40658853pr.jpg


    3) Das dritte Gleis ist zu 2/3 galvanisiert, zu einem Drittel mit Vallejo-Farben behandelt. Es ist noch nicht fertig. Die Vallejo "Lederbraun" Farbe gefällt mir recht gut (es muss aber noch dunkelgraues Wash drauf). Was mir allerdings Sorge bereitet, sind die blanken Stellen, die beim Abziehen des Abdeckbandes entstanden sind. Einmal hängt sogar etwas von der Farbe runter. War bei Weinert so nicht zu beobachten:

    40658851ld.jpg


    Verwendet wurde bis jetzt:

    Das Galvanisiermaterial wie oben beschrieben für die galvanisierten Teile.

    Isopropanol zum Entfetten&Reinigen (nicht auf dem Bild)

    Vallejo Airbrush Thinner 71.361

    Vallejo Lederbraun Surface Primer 70.626

    40658854tj.jpg


    Werde jetzt das dritte Gleis fertigstellen und dann weiter berichten. Ich möchte auch noch bei allen drei Gleisen einen "Kratztest" machen, um zu sehen, wie haltbar die Einfärbung der Schienen ist.


    LG, Ernst

  • Hallo liebe Kollegen,


    habe gestern dann das 3. Gleisstück soweit fertig lackiert: Den galvanisierten Bereich mit stark verdünntem Vallejo Lederbraun und den nur mit Lederbraun lackierten Bereich mit Vallejo Wash Dark Grey 76.517. Farblich gefällt mir das Ganze recht gut: Links vorne und hinten galvanisiert, rechts vorne lackiert (Bilder von heute nach dem Durchtrocknen):

    40666275mt.jpg


    ABER: Man sieht es beim vorigen Foto auch schon - beim Reinigen mit einem Küchenpapier (angefeuchtet mit Isopropanol) ist im lackierten Bereich von den Schienenkopfflanken weitere Farbe abgegangen. Das Wash habe ich auch zu intensiv aufgespritzt, man sieht die Patzer :(

    40666285wm.jpg


    Das bedeutet nichts Gutes für den bevorstehenden Kratztest. Der galvanisierte Teil hingegen lässt sich vom Reinigen nicht beeindrucken:

    40666284ki.jpg


    Melde mich dann wieder.


    LG, Ernst

    Edited once, last by 1670er: Verlinkung korrigiert ().

  • Hallo,


    jetzt kommt der Kratztest. Ich fahre mit dem Fingernagel des Daumens zwischen zwei Schwellen an einer Schienenseite entlang und kratze dabei oben an der Flanke des Schienenkopfs und unten an einer Seite des Schienenfußes. Soweit möglich mache ich das streng wissenschaftlich ^^ in drei "Härtestufen":


    Stufe 1: Einmal leicht drüber kratzen, in etwa so fest wie man sich selbst am Kopf oder Körper kratzen würde, wenn's juckt.

    Stufe 2: Zwei-bis dreimal etwas fester drüber kratzen.

    Stufe 3: Mehrmals richtig fest rubbeln bis der Fingernagel weh tut bzw. schon eine Kerbe bekommt.


    Resultate:


    1) Gleisstück klassisch lackiert mit Weinert Grundierung und Weinert Farben:

    Stufe 1: Farbe hält.

    Stufe 2: Farbe samt Grundierung geht ab, siehe Foto.

    Stufe 3: Entfällt.

    40666281cz.jpg


    2) Gleisstück mit Galvanisierung und stark verdünnter Weinert Farbe:

    Stufe 1: Farbe hält.

    Stufe 2: Farbe geht leicht ab, Galvanisierung hält.

    Stufe 3: Farbe geht ab, Galvanisierung wird dünner, Neusilber schimmert leicht durch, siehe Foto.

    40667909dj.jpg


    3a) Gleisstück mit Galvanisierung und stark verdünnter Vallejo Surface Primer Lederbraun als Farbe:

    Stufe 1: Farbe hält.

    Stufe 2: Farbe geht leicht ab, Galvanisierung hält.

    Stufe 3: Farbe geht ab, Galvanisierung hält, siehe Foto.

    40666276id.jpg


    3b) Gleisstück klassisch lackiert mit Vallejo Surface Primer Lederbraun als Farbe:

    Stufe 1: Farbe geht ab.

    Stufe 2: Entfällt.

    Stufe 3: Entfällt.

    40666283sn.jpg


    Fazit: Die Weinert Grundierung und Farben haben in etwa meine Erwartungen erfüllt. Vallejo Grundierung Lederbraun leider überhaupt nicht, die Grundierung geht schnell und in relativ großen Fetzen ab, war beim Reinigen schon vorherzusehen. Die Galvanik hält - auch wie erwartet - sehr gut, ist ja auch eine elektrochemische Abscheidung. Es gibt leichte Unterschiede beim Abrieb, je nachdem wie dick der Auftrag ist. Ob man darauf dann mit Weinert Farbe oder mit Vallejo Grundierung weitermacht, ist relativ egal.


    Für mich persönlich hat sich der "Ausflug" in die Galvanotechnik ausgezahlt, und ich werde weiter Gleisstücke damit behandeln. :)


    Damit ist diese Küchentischarbeit beendet, hat viel Spaß gemacht :). Vielen Dank auch für die vielen positiven Likes! :thumbup:


    À propos weitere Gleisstücke: Nächste Woche möchte ich dann über die dritte Küchentischarbeit berichten, den Zusammenbau einer maßstäblichen EW190 von Michael Weinert.


    LG, Ernst


    Edited 3 times, last by 1670er: Link korrigiert ().

  • Hallo Ernst,


    sehr interessanter Test, vielen Dank.


    Was mich etwas verwundert ist die schlechte Haftung beider Farben auf der unbehandelten Schiene. Eventuell entsteht durch das Galvanisieren eine rauere Oberfläche mit besserer Haftung?

    Wie war denn die Vorbehandlung das blanken Schienenprofils vor dem Grundieren?


    Grüße

    H3x

    Im Bau: Papierfabrik Koslar an der Jülicher Kreisbahn und Module nach Fremo-Norm.


    Mein Spur 0 Blog: 1durch45.de

  • Hallo H3x,


    die unbehandelte Schiene wurde samt Kleineisen vor dem Lackieren in beiden Fällen (Weinert Grundierung, Vallejo Grundierung) mit einer in Isopropanol getunkten Zahnbürste fest abgeschrubbt und dann mit einer frischen Kücherolle abgewischt. Ich hätte wohl zusätzlich die Schienenkopfflanken mit einem Glasradierer aufrauhen sollen.


    Wobei die Weinert Grundierung doch deutlich besser hält als die von Vallejo.


    Die Galvanisierung macht eine rauhe Oberfläche, ja. Wobei bei "Kratzstufe 2" auch hier die Farbe teilweise abgeht.


    LG, Ernst

  • Hallo Ernst,


    danke für die Antwort. Vermutlich muss man das aufrauen, wenn man hohe Ansprüche an die Haftung hat.

    Aber ist die Kratzfestigkeit überhaupt nötig? Wäre es nicht besser etwas gegen die Schienenflöhe zu unternehmen? :)


    Grüße

    H3x

    Im Bau: Papierfabrik Koslar an der Jülicher Kreisbahn und Module nach Fremo-Norm.


    Mein Spur 0 Blog: 1durch45.de

  • Hallo H3x,


    was meinst Du mit Schienenflöhen? Kenne den Begriff nicht, Tante Google sagt, das wären Draisinen... ;):/


    Bezüglich Kratzfestigkeit: Ist natürlich jedermanns Sache, wie er das sieht. Die Aufnahmen oben sind Makroaufnahmen, und nochmal Ausschnitte davon. Bei normalem Abstand zum Gleis wird es kaum auffallen, dass ab und zu das blanke Neusilber rauskommt. Ich persönlich habe es lieber dunkel unter der Farbe, so wie mir auch mit Schwarznickel galvanisierte Radsätze besser gefallen (ist inzwischen eigentlich Standard) oder auch das Tillig Elite H0 Gleis, welches wohl auch mit Schwarznickel galvanisiert ist (die Webseite spricht von "brüniert").


    LG, Ernst

  • Hallo Ernst,


    der Schienenfloh ist ein Parasit, der an der Schiene zu breiteren blanken Stellen am Schienenkopf führt. Durch häufiges Kratzen entstehen dann sogenannte Squats.


    Er ist verwandt mit der Steinlaus. :)


    Mal ohne Spaß: Die schwarze Galvanisierung ist eine gute Idee gegen blanke Stellen.


    Grüße

    H3x

    Im Bau: Papierfabrik Koslar an der Jülicher Kreisbahn und Module nach Fremo-Norm.


    Mein Spur 0 Blog: 1durch45.de

  • Moin zusammen,


    ich habe Neusilberprofile (Hübner Spur1) mit Messing Brünierung (aus dem Waffenladen) und Rostpigmenten (von ASOA) behandelt.

    Die Brünierung wird einfach aufgepinselt, wenn nötig mehrfach, und beim letzten Auftrag das Rostpuder aufgetupft, solange die Brünierung noch nicht abgetrocknet ist.

    Wichtig dabei ist, dass die Profile vorher entfettet werden.

    Es werden dabei keine Geräte gebraucht, und auch keine Farbe, Letzteres kommt mir ganz gelegen ...

    Eventuelle Schadstellen können problemlos ausgebessert werden.


    Leider komme ich momentan nicht an die Module ran, um ein Bild davon zu machen.


    Schöne Grüße vom Oliver.

  • Uiii, ein gefährlicher Zeitgenosse. Der war's wahrscheinlich... da werde ich mal auf die Jagd gehen :D

  • Hallo Oliver,


    ich hatte zuerst auch eine Brünierung angedacht bzw. bei meinen RST Stahlrosten auch gemacht (nur die Schienen aus Neusilber). Für die Kleineisen aus Messing war mir das "zu gefährlich", weil man im Internet auch Bilder von zerfressenem Messing findet (wohl erst nach Jahren, bei nicht ganz richtiger Behandlung).


    Andererseits empfiehlt Michael Weinert selbst auch das Brünieren (im FREMO-Forum: https://forum.fremo-net.eu/t/f…u-mit-mw-bauteilen/1608/2 )


    Wie siehst Du das mit der Langzeitwirkung?


    LG, Ernst

  • Hallo Ernst,


    die Module hatte ich 2009 gebaut, es sieht noch immer so aus wie am Anfang, nur vom Rostpuder ist ein Teil entschwunden (doch Schienenflöhe?)

    Kein Materialschwund, kein Ausblühen mit Verfärbungen.

    Bei Messingfeingussteilen spüle ich immer ab, bei Gleisen ist das schwierig, das habe ich dort also nicht gemacht.


    Schöne Grüße vom Oliver.

  • Hallo Oliver,


    danke für die beruhigende Antwort. Das sind ja doch schon 11-12 Jahre. Bei den erwähnten Hübner-Neusilberschienenprofilen, aus welchem Material bestehen da die zugehörigen Kleineisen?


    LG, Ernst

  • Aus Kunststoff.


    Hier gibt es eine Bauanleitung für eine masstäbliche S49-EW-190 Weiche in 1:32:

    https://www.hosentraeger-spur1…Anleitung_EW_190_V1_1.pdf

    Teilweise sind Kleineisen und Gleitplatten aus Messingfeinguß, Punkt 3.4 betrifft die empfohlene Brünierung. (Seite 9)

    Eine Hosenträgerweiche ... sehr nobel! Danke auch für die Anleitung! Offensichtlich empfehlen mehrere Hersteller die Brünierung, sollte also absolut OK sein, wenn man die Teile noch vor dem Einbau brüniert und dann unter fließendem Wasser abspült.


    Danke und LG, Ernst

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