Projekt B4

  • Liebe Leute,


    ich muss gestehen, zu meinen liebsten Themen hier im Forum gehört der Fahrzeugbau! Obwohl ich weder über die handwerklichen Fähigkeiten, noch das für den Fahrzeugbau sinnvolle Equipment verfüge, bin ich nicht zuletzt durch die Beschäftigung mit dem Berliet Rangiertraktor ("Kleiner Franzose") zu weiteren Taten motiviert, zumal die Kiste mittlerweile recht annehmbar läuft; der Decodereinbau steht ja noch aus. Ich besitze nämlich noch so'n Ausländer, diesmal eine B4 Class (https://en.wikipedia.org/wiki/LSWR_B4_class), die ich im Frühjahr 2017 bei Hattons gebraucht geordert habe und die recht gut in das Betriebskonzept der St.Andreasberger Bergbahn passt. Die ist obenrum ebenfalls ganz ordentlich gebaut und lackiert, jedoch antriebsmäßig eine einzige Katastrophe! Ehe ich nun bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag auf eine passende deutsche Lok warte oder mich nach meiner Wunschlok, der S100 der USATC verzehre, knöpfe ich mir die B4 vor. Das wäre doch gelacht, wenn ich dem "Kleinen Briten" nicht auch Feuer unter'm Kessel machen kann!


    Warum ich nach dem Kauf keine Fotos gemacht habe, weiß ich nicht mehr. Es gibt nur ein mäßig scharfes Bild auf meiner schon damals im Bau befindlichen Drehscheibe:



    Deshalb hier ein paar aktuelle Fotos der Lok, die seines Fahrwerks beraubt standesgemäß von Gronk zur Aufarbeitung in die Werkstatt gefahren wird. Die kontinentalen Loklampen besitzt B4 schon länger; die werden auch noch beleuchtet.



    Soweit bis hier; das Fahrwerk ist größtenteils bereits zerlegt und soll neu angefertigt werden. Dafür erhoffe ich mir auch den einen oder anderen Tipp hier aus dem Forum, wie ich auch beim Kleinen Franzosen erleben durfte.


    Das Projekt wird fortgesetzt!

  • Hallo Leute,


    danke für die Vorschusslorbeeren, es ist ja eigentlich noch nichts passiert! Hier jedenfalls das Fahrgestell:



    Fahreigenschaften: grauslig, aber alles gut gefettet und geschmiert! Kuppel- und Treibstangen sowie Kolbenstangen und Kreuzkopfführungen sind alle etwas hingebogen; Zylinder und Gleitbahnhalter schief und ungleich angebaut; Räder laufen sehr eng an den Rahmenwangen, deshalb sind die Stromabnehmerpilze nur von innen zu erkennen. Das Schneckenrad liegt nicht mittig zur Schnecke. Die Achsen sind starr gelagert, darum "Dreipunktaufstand" der Räder. Das Fahrwerk bietet Insgesamt keinen schönen Anblick! Zum Glück sehen die Räder gut aus und Rost konnte sich wg. der guten Schmierung auch nicht bilden. Alles zusätzlich mit Kleber und Farbe verkleistert, irgendetwas muss das alles ja zusammen halten!



    Sodann die Zerlegung, ich muss sagen, schwieriger als bei einer Weihnachtsgans! Beim "Abstemmen" der Klebstoffwülste mit Schraubenzieher und anderem spitzen Wekzeug kam ich mir z. T. vor wie im Bergwerk, zumindest was den herausgepolkten Dreck anging. Die Zylinder (Weißmetall) wurden mit dem Messer entfernt, die will ich ja noch verwenden. Die Gleitbahnhalter (Weißmetall) waren so schief angeklebt, dass sie sich mit Schraubenzieher abhebeln ließen; ebenso die Federnachbildungen. Auch die Bremsanlage konnte fast vollständig demontiert werden; die Sandkästen kriege ich irgendwie auch noch abmontiert.



    Der Motor macht noch einen recht brauchbaren Eindruck und scheint ordentlich Power zu haben, wie ich nach seinem Ausbau und dem händischen Drehen der Räder feststellen konnte. Die Slatersräder sehen noch am besten aus, obwohl sie eigentlich unterschiedlichen Gegengewichte haben müssten. Die Laufbuchsen sind an den Längswangen angelötet und da war dann die Demontage erstmal beendet..



    Die Räder können wohl mit 1,27mm-Inbus-Schlüsseln demontiert werden, so einen muss ich mir als Nächstes besorgen. Danach können die Achsen herausgenommen werden und wird man weitersehen, aber ich habe bereits Ideen! Da werde ich mal die Spezialisten unter den Kollegen befragen!

  • Hallo Reinhold,


    die Räder und Achsen sehen nach Slater`s aus. Bei Slater`s gibt es einen passenden Inbus-Schlüssel, um die Muttern der Räder zu lösen.


    Freundlicher Gruß

    EsPe

  • Hallo EsPe,


    sind natürlich Slaters-Räder. In meinem Bericht stand schon: "Hilfe, ich krieg die Räder nicht ab!", aber die Blöße wollte ich mir dann doch nicht geben, mal nachsehen, was Slaters dazu meint. Ich verstehe zwar kein Englisch, aber die Slaters-Homepage ist doch hinreichend informativ, auch ohne Bilder. Das Montageprinzip - von Slaters - vereinfacht die weitere Vorgehensweise enorm, und den Schlüssel bekomme ich auch bei Fohrmann und, wie Jörg mir verriet, auch bei Uhde.

  • Hallo Reinhold,


    normalerweise braucht man bei den Rädern keine Abziehvorrichtung. Die Räder sitzen auf einem Vierkant der Welle und könnten höchstens mit Farbe verklebt sein. Oder wenn die Achse gerostet hat und der unter das Rad gekrochen ist, dann könnte das Rad etwas fester sitzen.


    Freundlicher Gruß
    EsPe

  • Der Motor macht noch einen recht brauchbaren Eindruck und scheint ordentlich Power zu haben

    ... und damit das auch so bleibt, kannst du ja vorsorgen:

    http://www.pojezdy.eu/eshop/sp…h-16xx-series-motors.html

    Das sind die Teilchen für die 16er Serie. Kann auf den Bildern aber nicht nachmessen, ob du auch tatsächlich den passenden Motor dafür hast. Könnte auch einer aus der 18er Serie sein!?

    Viele Grüße aus Südhessen


    Alexander

  • Hallo Reinhold,


    die Räder solltest du inzwsichen abbekommen haben? Die Scharuben in den Achsenden unter den aufgeklebten Blenden an den Radsatznaben lassen sich auch mit einem (vielleicht leicht zugeschlifenen) feinen Uhrmacherschraubendreher lösen, da sie aus Stahl sind.

    Der Mashima Motor ist ein normaler Gleichstromer, d.h., du hast ihm die Motoranschlüsse mit Kohlen und Federn rausgeschraubt. Eigentlich sitzen die Federn in Hülsen, darunter die Kohleschleifstücke, machen aber auch gern mal einen Hüpfer und weg sind sie. Solltest du den Motor nicht mehr zum Laufen bekommen, ich habe noch diverse Ersatzmotoren. Da wird sich sicher ein passender finden lassen.


    Gruss, Dirk

  • Hallo Leute, hallo Dirk,


    da waren keine Schleifkohlen und Federn, das sieht eher aus wie Lötzinn, was da auf den Spitzen der Kommutatorschrauben sitzt! Der Motor läuft aber ruhig und leise, man könnte ihn wieder verwenden ... Ich stelle mir aber eher einen Glockenanker mit Planetengetriebe vor, bekomme aber Schnappatmung bei den Preisen von Faulhaber, da bin ich also noch schwer bei der Recherche! Gerne würde ich auch auf so ein kleines Winkelgetriebe von Uhde zurückgreifen, aber die Auslegung des Antriebs bereitet mir noch Kopfzerbrechen. Da die B4 später drei bis vier Waggons eine Steilstrecke von 6% hochstemmen soll, wird so ein Winzling, wie ich ihn in den Kleinen Franzosen eingebaut habe, nicht reichen!


    Wenn ich richtig rechne, müssten bei einem Lokgewicht von 1kg, 6% Steigung, einer Geschwindigkeit von umgerechnet 25 km/h und einem Reibungsbeiwert von 0,15 die physikalische Leistung bei 0,0223Watt liegen. Ich würde nun 100% zur Berücksichtigung der inneren Reibung der Antriebskomponenten, Kuppelstangen etc. dazu addieren und so den Motor auslegen, weiß aber nicht, ob das richtig ist. Vielleicht weiß jemand darüber besser Bescheid als ich?

  • Hallo Reinhold,

    du solltest lieber mit einem hohen Kraftschluss rechnen, so 0,3 oder 0,4. Sonst bleibt der Motor stehen und überhitzt.

    100% Aufschlag klingt viel, allerdings haben kleine Getriebe und die Reiblager der Radsätze von Lok und Wagen auch keinen tollen Wirkungsgrad. Scheint mir angemessen.

    Ein Faulhaber 1319 hat schon 1,64W, das sollte locker reichen, oder?


    Grüße

    H3x

    Im Bau: Papierfabrik Koslar an der Jülicher Kreisbahn und Module nach Fremo-Norm.


    Mein Spur 0 Blog: 1durch45.de

  • Hallo H3x, hallo Leute


    danke für Deine Unterstützung! Es ist ja alles nicht so einfach und ich habe den ganzen Sonntag der Antriebsrecherche gewidmet; ob ich nun klüger geworden bin? Ich weiß es nicht. Was ich glaube, begriffen zu haben ist, dass das Nennmoment des Antriebs nicht zu klein sein darf. Für eine 1kg schwere Lokomotive sind das abhängig von den Treibraddurchmessern bis zum Schleudern auf meiner 6%-Steilstrecke 20mNm, mit Reserven sagen wir 30mNm. Da ist z. B. der kleine 1512 mit einer 39:1-Übersetzung eindeutig zu klein (10mNm). Der 2020 mit 58,8:1-Planetengetriebe würde mich interessieren, kostet aber an die 110€. Ich weiß, ich weiß, beim Herzen der Maschine soll man nicht sparen und der Decoder kostet ja auch einen Hunderter. Ich frage mich aber, ob es unbedingt ein Glockenanker mit Planeten sein muß.


    In meinem Hirn nistet sich immer mehr der Maxon Getriebemotor GM 20 mit einem Stirnradgetriebe 55,1:1 ein. Der leistet 1,2 Watt, hat trotz seiner kompakten Abmessungen (21mm lang) ein Nenndrehmoment von 30mNm und ist mit unter 70 Euronen bei Bürklin noch einigermaßen erschwinglich. Zudem kommt er aus gutem Hause, was meinst du rsp. was meint ihr dazu?

  • ...

    Der 2020 mit 58,8:1-Planetengetriebe würde mich interessieren, kostet aber an die 110€. Ich weiß, ich weiß, beim Herzen der Maschine soll man nicht sparen und der Decoder kostet ja auch einen Hunderter. Ich frage mich aber, ob es unbedingt ein Glockenanker mit Planeten sein muß.

    ...


    Reinhold,


    bzgl. FH 2020C012 (für knapp € 70.-):

    https://shop.lemo-solar.de/pro…12-volt-art-nr-2020c012s/


    Gruß

    Dirk

  • Hallo Reinhold

    In meinem Hirn nistet sich immer mehr der Maxon Getriebemotor GM 20 mit einem Stirnradgetriebe 55,1:1 ein. Der leistet 1,2 Watt, hat trotz seiner kompakten Abmessungen (21mm lang) ein Nenndrehmoment von 30mNm und ist mit unter 70 Euro bei Bürklin noch einigermaßen erschwinglich. Zudem kommt er aus gutem Hause, was meinst du rsp. was meint ihr dazu?

    Es gibt genügend Fahrzeuge mit "normalen" DC-Motoren die sehr gut laufen. Ein Hauptvorteil gegenüber den alten 3-kollektor Modellbahnmotoren ist die sehr geringe Polrastung bei den Glockenankermotoren, was sich positiv in niedigen Geschwindigkeiten bemerkbar macht.

    Bei vielen Großserien-Loks in kleineren Maßstäben ist das Getriebe zu kurz übersetzt (Bauraum, Zahnmodul). Das führt dann zu schlechtem Anfahrverhalten und zu hoher Endgeschwindigkeit, da hilft ein höhere Drehzahl und ein Motor mit mehr Kollektoren - eben ein Glockenankermotor. Andere Eigenschaften, wie niedrige Rotorträgheit, sind eigentlich unerwünscht.

    Ich würde den Maxon GM20 durchaus in Betracht ziehen.


    H3x

    Im Bau: Papierfabrik Koslar an der Jülicher Kreisbahn und Module nach Fremo-Norm.


    Mein Spur 0 Blog: 1durch45.de

  • Hallo Dirk, hallo H3x, liebe Leser,


    erstmal vielen Dank für Eure Tipps und Ratschläge. Die Preisunterschiede sind schon manchmal recht erstaunlich und von daher käme der Faulhaber 2020C012/S wieder in die Auswahl; leider habe ich über das Teil keine Datenblätter gefunden, vielleicht kann einer der Kollegen damit dienen?


    Heute habe ich mir mal den Mashima, es scheint der 1833D zu sein, näher unter die Lupe genommen und im Netz recherchiert, was so über den Knaben bekannt ist. Und siehe da, er wird zwar nicht mehr hergestellt, aber noch gehandelt und zwar zu nicht geringen Eurobeträgen! Daten sind schwer zu bekommen, bis auf die Leerlaufdrehzahl und die Leerlaufstromaufnahme ist nicht viel herauszubekommen. Jedenfalls habe ich entschieden, der Knabe bekommt, zumindest vorerst, wieder eine Chance. Auch Schnecke und Schneckenrad bleiben vorerst drin und nach meinen Berechnungen dürfte er bei Motorleerlauf unter 47km/h laufen, vermutlich weniger. Wenn sich das Drehmoment etc. als zu schwach herausstellt, reiße ich ihn wieder heraus. Habe ohnehin vor, alles schön demontierbar zu machen. Wenn ich an den Kleinen Franzosen denke ... den habe ich bestimmt an die fünfundzwanzig mal zerlegt und wieder montiert, wenn nicht noch häufiger.


    Auf jeden Fall wird das Fahrgestell erneuert und da fiel mir die Tage eine Firma ins Auge, die wasserstrahl-geschnittene Messingteile nach Angaben des Kunden, Skizze oder DWG o. ä., anbietet, und zwar auch in Einzelstücken. Der Preis schien sehr interessant und meine Frage ist, kennt das jemand? Hat vielleicht schon jemand Erfahrung damit gemacht? Oder gibt es Alternativen (Lasern oder Fräsen), die eher in Frage kommen? Es geht hauptsächlich um die Rahmenwangen, die schon recht präzise und aus 1mm oder 2mm Messing gefertigt werden müssen. Es wäre eine immense Arbeitserleichterung, wenn man das nicht selbst bohren, sägen und feilen müsste. Um die Rahmenwangen aus Ätzteilen zu löten, fehlt mir im Moment die Phantasie ...

  • Hallo Reinhold,


    Du solltest mal mit Wolfgang Müllner (User hier im Forum: DT1) reden, er fräst gut und gerne für Spur-0-Kollegen.


    Freundlicher Gruß

    EsPe

  • habe [...] den Mashima [...] 1833D, [...] Daten sind schwer zu bekommen,

    Gibt es aber:

    mashima%201833.jpg

    Diverse Diagramme bezüglich Drehmoment/Leistung/Drehzahl/Stromabnahme und dem ganzen anderen Zeug, von dem ich keine Ahnung habe, kann ich derzeit nicht finden. Hat vermutlich den letzten Rechnerumzug nicht überlebt.

    Viele Grüße aus Südhessen


    Alexander

  • Reinhold,


    ein paar Daten zum FH2020C012 aus einem älteren Lemo-Solar Katalog:

    Getriebeuntersetznug 58,8:1,

    Leistung 0,42W,

    Lehrlaufdrehzahl 215 U/min bei 12V

    max. zul. Dauerdrehmoment 400mNm


    Allerdings würde ich erst den vorhandenen Antrieb mit dem alten Motor testen, dazu ist der lastgeregelte Decoder ja eine Art elektronische Krücke die dem Motor beim Laufen hilft.

    Dazu ein Speicherbaustein der auch bei Kontaktproblemen (wg. des starren Fahrwerks) hilft.

    Wenn Du Schnecke/Schneckenrad beibehalten möchtest, dürfte der FH-Motor aber deutlich zu niedrig drehen, oder ?


    Übrigens eine schöne Lok von Adams, die B4 der ehem. LSWR.

    Bei der Bluebell Rwy. in Sussex ist eine ('Normandy') erhalten, leider z.Z. nicht betriebsfähig.


    Gruß

    Dirk

Participate now!

Don’t have an account yet? Register yourself now and be a part of our community!