Hallo,
ich hatte in einem vorherigen Thread relativ resigniert festgestellt, das ein vorbildgetreuer Regelspurbahnhof nach deutschen Vorbild mit halbwegs sinnvollen Betriebsmöglichkeiten nicht möglich ist.
Ich hätte mich nicht mehr irren können: Daher möchte ich euch heute den Bahnhof Kandern der Kandertalbahn vorstellen. Kandern liegt im Dreiländereck Deutschland/Schweiz,Frankreich und ist nur wenige km von Basel entfernt.
Die Kandertalbahn (auch genannt Chanderli) verläuft von Haltingen nach Kandern und wurde 1895 von Vering und Waechter gebaut und betrieben. Ab 1905 übernahm die DEBG und später die SWEG den Betrieb. 1985 wurde die Bahn stillgelegt und die Strecke vom Zweckverband Kandertalbahn übernommen. Seitdem rollen ausschliesslich Museumszüge durch das Kandertal.
Der Betrieb lief anfangs recht ansprechend an. Mehrere Steinbrüche an der Strecke und die Industriebetriebe in Kandern sorgten für einen recht starken Güterverkehr (die Literatur spricht von ca 28 Wagen täglich, die nach Kandern und der vor Kandern liegenden Wolfsschlucht gingen). Der Personenverkehr war allerdings eher spärlich und wurde bereits in den 30er Jahren durch Buslinien ergänzt. Die Anschlusszüge Richtung Freiburg waren zumeist nur mit langen Wartezeiten in Haltingen zu erreichen, Basel wurde teilweise später mit Triebwagen direkt angefahren.
Zwischen 1907 und 1919 existierte in Kandern eine 900mm Schmalspurbahn nach Mazell die dem Transport von Schotter und Granitquadern diente. Über einen eigenen Ladekran konnten schwere Steine umgeladen werden. Der Schotter wurde von den Loren direkt in die O-Wagen verladen.
Bahnhof Kandern:
Leider ist die Auflösung des Gleisplans relativ schlecht:
Im oberen Bereich des Plans erkennt man gestrichelt die 900mm Bahn. .
Auf 5m Länge wäre der Bahnhof nicht komplett darzustellen, sondern nur der hintere Teil des Bahnhofs vom Lokschuppen bis zur Strasse. Das untere lange Ladegleis müsste ebenso entfallen.
Trotzdem blieben ab immer noch das Umsetzgleis sowie mehrere Ladestellen erhalten, die für einen interessanten Betrieb sorgen könnten.
Ladestellen:
- Güterschuppen
- Ladekran an der Ladestrasse
- Gleiswage
- überdachte Ladehalle an der Ladestrasse (auf dem Plan schwer zu erkennen, sie liegt am Freiladegleis, direkt unterhalb des Lokschuppens)
- kurzes Kopframpengleis
- lange Laderampe mit Kopframpe (ab den 30er Jahren mit einer Bushalle überbaut)
- langes Ladegleis an der Rampe der Schmalspurbahn mit eigenen Umladekran
- Abstellgleis für Personenwagen
Das BW hatte einen eingleisigen Schuppen mit angebauten Wasserturm. Wann der Wasserturm ergänzt wurde, kann ich leider nicht nachvollziehen. Eine von 1927 datierte Postkarte zeigt den Wasserturm noch nicht, allerdings ist er auf Postkarten von 1910 gut zu erkennen. In den 50er Jahren war der Lokschuppen so baufällig, das er abgerissen und durch den noch heute von der Museumsbahn als Werkstatt genutzten Schuppen ersetzt wurde.
Hier ein Entwurf, wie der Bahnhof umgesetzt werden könnte. Die Geometrie basiert auf den 190er Weichen von Wenz. Die Schmalspurbahn ist hier nur angedeutet.
Also auch auf relativ kleinen Raum (für Spur0) könnte man einen vorbildgetreuen Bahnhof mit hochinteressanten Betrieb umsetzen. Als Rollmaterial kämen preussische T2 und T3 zum Einsatz. Die Schmalspurbahn nutze altbrauchbare Baulokomotiven, die man entweder selber bauen oder die Stainz von MagicTrain nutzen könnte (die Ähnlichkeit ist ziemlich gross).
viele Grüße
Karsten