"Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß!"
Moin, diese weltmeisterlich griffige Übersetzung von Murphy´s law beschreibt meine jüngste Bastelei treffend. Eigentlich wollte ich nur einen Klagenfurt/Omm 34 zusammenklöppeln. Ich hatte den Umbau vor Jahren angefangen und wollte ihn jetzt endlich einmal zum Ende bringen. Das grundlegende Strickmuster sah einen geänderten Wagenkasten eines Lenz-Villach/Ommr 33 auf einem umgearbeiteten 0SM-Fahrwerk vor. Eine komplette Neulackierung sollte abgesehen von ein paar Nacharbeiten nach Möglichkeit vermieden werden. Soweit die Theorie …
… die Praxis gestaltete sich deutlich anders. Vom Villach-Aufbau wurden die Wagenkastensäulen und Diagonalverstärkungen der Seitenwandfelder entfernt. Tür- und Ecksäulen blieben unangetastet. Die meisten Omm 34 erhielten nach dem Krieg verstärkte Säulen. Mein Exemplar sollte zu den Ausnahmen gehören, bei denen dieses unterblieb. Die Profile waren nur gesteckt bzw. schwach verklebt und liessen sich leicht mit dem Fingernagel abhebeln. Einige wenige Befestigungszapfen mussten geopfert werden, die meisten blieben intakt.
Zurück blieben nackte Seitenwände mit Einschußlöchern. Die Beschriftungen zu Eigentümer, Wagennummer und Bauart wurden mit einem stumpfen Zahnstocher unter Mithilfe von Isopropanol vorsichtig weggerieben, ohne den braunen Lack des Wagenkastens zu beschädigen. Die Löcher in den Seitenwänden wurden mit eingeklebten Plastikstiften verschlossen, die aus einem über der Flamme ausgezogenen Spritzlingsrest passender Farbe entstanden. Anschließend wurden die außenliegenden Längsträger mit einen Skalpell vom Aufbau getrennt. Die Gravur lieferte die entsprechende Führungsfuge. Die Schnittkante wurde versäubert und die Position der neuen Wagenkastensäulen angezeichnet. Die eingeklebten Stifte wurden sorgfältig mit einem Skalpell bündig zur Oberfläche gekürzt. Dadurch brauchten die Stellen nicht verschliffen und nicht neu lackiert werden, zumal später Beschriftungen oder Profile darüber liegen. Wieder Arbeit gespart; so mag ich es.
Ab jetzt zogen langsam und zunächst unbemerkt die dunklen Wolken auf. Die senkrechten Wagenkastensäulen (original Lenz) wurden in Omm 34-gerechter Position in die vorgebohrten Löcher eingesetzt und die Diagonalprofile aus Evergreen Z-Profilen aufgeklebt. Wenn man dann die Z-Profile falschherum eingeklebt, ist das übrigens ziemlich doof. Wahrscheinlich gibt es nur wenige Modellbahner, denen es auffallen würde, aber mich würde es jedesmal ärgern, wenn ich das Modell in die Hand nehme. So´n Schiet … also nochmal. Natürlich hatte der Sekundenkleber schon abgebunden und die Entfernung der Profile hatte leichte Flurschäden an der Wagenkastenoberfläche zur Folge. Was soll´s, die Profile hätten ohnehin lackiert werden müssen. Das kann dann eben etwas großzügiger erfolgen.
Die Z-Profile hatten die Demontage nicht überlebt, also waren erstmal neue zu schnitzen. Inzwischen hat man ja Routine, jetzt beim zweiten Mal ging es deutlich schneller. Es ging sogar so schnell, dass ich nicht gemerkt hatte, dass ich L-Profile statt Z-Profilen verarbeitet hatte. Erst als das erste Profil schon aufgeklebt war, fiel mir auf, das hier gerade etwas passierte, was gar nicht gut für meinen Blutdruck war. Nochmal? Nöö!! Also dann bitte auch konsequent inkonsequent weitermachen. Deswegen wurden die restlichen Diagonalen ebenfalls als L-Profile gestaltet und nur fünf Minuten später konnte ich den Aufbau endlich weit weg in eine ganz dunkle Ecke verbannen.
Ein paar Wochenenden später war der Rauch verzogen und ich holte das, was einmal ein Omm 34 werden sollte, wieder ans Tageslicht. Die Diagonalprofile, die durchgehenden Obergurte aus Kunststoffstreifen und der Ersatz für den verloren gegangenen Türriegel wurden lackiert und einige farbliche Macken am Wagenkasten ausgebessert. Hierzu ist Dupli-color acryl RAL 8012 aus der Sprühdose für mich die erste Wahl. Der Lack ergibt dünne deckende Schichten und weist so gut wie keinen Farbunterschied zum Lenz-Lack auf. Nachdem der Lack getrocknet war, war ich soweit zufrieden. Eine komplette Neulackierung war tatsächlich nicht notwendig. Gut! Nun konnten die Anschriftendecals an die vorgesehenen Stellen. Aus so einem Decalbogen werden interessante Sachen, wenn man aus Versehen den Decalweichmacher umkippt, so das der Bogen darin badet. Künstlerisch mag es wertvoll sein, nur leider nicht mehr verwendbar. Ich war in diesem Moment allein zu Haus. War wahrscheinlich auch besser so… Zum Glück waren es nur die Decals und nicht der Wagenkasten.
Nachdem die Sauerei beseitigt war, wurde der Decalbestand gesichtet. Es kamen genug Resteschnipsel zusammen, um mit etwas Fantasie einen Klagenfurt/Omm 34 beschriften zu können. Das es damit dann anders als geplant eine Epoche IIIa angenäherte Version werden sollte, hat mich nicht sonderlich gestört. Das passte sogar besser zu den noch nicht verstärkten Säulen. Das Anbringen der Decals ging schneller als das zusammensuchen.
Jetzt noch erstmal eine Schicht glänzenden Klarlacks, um die Decals zu versiegeln. Guter Plan, hat schon mehrfach funktioniert. Nach einer halben Stunde Trockenzeit darf man schon mal kiebitzen, ob noch weitere Schichten notwendig sind. WTF??? Wie sieht das denn aus? Ungleichmäßig speckig, krisselig, der Decklack teilweise angelöst? Die emotionalen Sicherheitsventile waren wieder am Anschlag. Es war offenbar ein Fehler, den Klarlack zu wechseln. Meine Favoriten waren bisher die Klarlacke von top coat und Tamiya. Nachdem die hier immer schwerer zu kriegen sind (zwei Sprühdosen bestelle ich nicht online!), habe ich mal bei OBI zugeschlagen. Die matte und die seidenmatte Version hatte ich anderweitig schon mal verwendet; alles gut! Deswegen habe ich auch nicht gezögert, den Glanzlack aus der Serie (OBI Klarlack auf Kunstharzbasis, hochgänzend, Art.nr. 340 550) einzusetzen. Leider vertrug der sich nicht mit dem braunen Lenz-Decklack des Modells und führte zu den beschriebenen Effekten. Doppelminusultraschiet!! Man sollte eben nichts neues ohne vorherigen Test ausprobieren.
Alles entlacken, grundieren, komplett neu lackieren und erneut beschriften kam überhaupt nicht in Frage. Dazu hat mich das Modell schon viel zu sehr geärgert. Deswegen habe ich anschließend die verkürzte Kurzversion zur Fertigstellung umgesetzt. Nach zwei Schichten matten Klarlacks (die OBI-Version!) sah der Wagenkasten zwar schon besser, aber immer noch nicht so gut aus, wie ich es gerne gehabt hätte. Weiteren Aufwand werde ich hier nicht mehr betreiben. Deswegen hat es auch kein neues Fahrgestell gegeben, sondern ich habe einfach das bis auf ein paar Decals unveränderte, lediglich vom Sprengwerk befreite Fahrwerk des Lenz-Ommr 33 daruntergesetzt. Der Achsstand passt und der Langträger ist andeutungsweise innenliegend. Technisch bin ich damit auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Das eine Seilöse und ein Rangierertritt verlorengegangen sind, stört mich nicht mehr. Mir reicht das jetzt; in allen Bedeutungen dieser drei Worte. Vielleicht kann ja jemand zumindest etwas mit der Idee anfangen?
Nun habe ich ein Modell, welches so nicht geplant war und auf
das ich nicht wirklich stolz bin. Den ganzen Murks habe ich selbst verzapft und
kann dafür noch nicht einmal jemand anderem die Schuld geben. Weder Murphy noch
Andy Brehme…
Viele Grüße,
Carsten