Hallo Forum,
vor kurzem war in meinem Modellbahn-Fachgeschäft "Brawa-Tag". Ein Vertreter der Firma Brawa stand einen Tag lang für Gespräche zur Verfügung. Und diese Gelegenheit habe ich wahrgenommen.
Nein, nein, nein, nicht was Ihr denkt!
Er hat mir nicht verraten, welche weiteren Modelle Brawa in Spur 0 zu produzieren gedenkt.
Nein, im Gegenteil: Ich habe ihm verraten, was ich mir so vorstelle, was Brawa produzieren könnte. Und damit er das nicht vergisst, habe ich ihm ein Script übergeben, das er hoffentlich auch an seinen Arbeitgeber weiterleitet. Ich habe ihn auch darüber informiert, dass ich dieses Schreiben in diesem Forum veröffentlichen werde, was ich hiermit tue.
Gruß
ha-null Jörg
Modellvarianten und Neuentwicklungen von Spur-0-Güterwagenmodellen
Vorbemerkung
Ich beabsichtige, dieses Script im Internet-Forum des Spur- 0-Magazins (http://www.forum.spurnull-magazin.de) zur Diskussion zu stellen, um Raum für Kritik, Korrekturen und Ergänzungen zu schaffen.
1. Farb- und Beschriftungsvarianten: Staubgutwagen Kds 54 / 56
Die Brawa Epoche III-Varianten entsprechen der Ursprungsausführung der 1950er bis Mitte der 1960er Jahre: Aufbau eisengrau (RAL 7011), Untergestell tiefschwarz (RAL 9005).
Die Brawa Epoche IV-Varianten entsprechen der Farbgebung ab 1977: Aufbau und Untergestell in sehr hellem Kieselgrau (RAL 7032).
Den Modellbahnern fehlt eine wichtige, weil langfristig verwendete Farbvariante:
Anfang/Mitte der 1960er Jahre begann die DB, ein neues Farbschema umzusetzen. Die Aufbauten erhielten statt des dunklen Eisengrau ein helles Steingrau (RAL 7030). Ab 1968 war dies der Regelanstrich. Die Untergestelle blieben schwarz. Diese noch in der Epoche III b eingeführte Farbgebung bestand bis weit in die Epoche IV hinein und ist durch Fotos bis 1989 belegbar.(1)
In dieser Farbgebung sind 2 Beschriftungsvarianten möglich:
1.1. ein Modell der Epoche III b, bereits als Ucs 54 / 56 gekennzeichnet mit nachgestellter alter Kds-Bezeichnung, ohne DB-Emblem und ohne Computernummer.(2) Diese Variante kann mit dem bereits vorhandenen o.g. eisengrauen Epoche-III-Wagen kombiniert werden,
1.2. ein Modell der Epoche IV mit den ab Mitte der 1960er Jahre sukzessive verwendeten Anschriften nach den internationalen UIC-Richtlinien. Die neue Gattungsbezeichnung in Verbindung mit der jetzt 3-stelligen hochgestellten Bauartnummer lautete Ucs908 / Ucs909, die nun 12-stellige Wagennummer (Computernummer) wurde auf 3 Zeilen verteilt.(3) Als deutlicheres Eigentumskennzeichen wurde ab 1970 das DB-Emblem mittig am linken Behälter angebracht.(4) Ein gutes Vorbildfoto dieser Farb- und Beschriftungsvariante gibt es von Hans Ulrich Diener.(5)
Ein Brawa-Modell in dieser Ausführung kann von den Spur-0-Modellbahnern aufgrund des frühzeitigen Auftretens und der langen Erhaltungsdauer dieses Vorbildes universell eingesetzt werden (wenn man die Revisionsdaten vernachlässigt):
• in der späten Epoche III kann diese Variante durchaus noch mit dem unter 1.1. aufgeführten steingrauen Modell kombiniert werden (wenn das DB-Emblem nicht stört),
• in der Epoche IV bis ca. 1977 ist diese Variante die einzig mögliche,
• ab 1977 ist diese Variante mit dem bereits vorhandenen o.g. kieselgrauen Epoche-IV-Wagen kombinierbar (wenn die Bremskennzeichen an den Behältern nicht stören).
2. Formneuheit: offener Wagen Omm 55, Autotransportwagen Offs 59
Analog zu den Vorbildern der Brawa-Modelle Omm 52 und Off 52 entstand bei der DB in den späten 1950er Jahren der offene Güterwagen Omm 55 und der daraus abgeleitete Autotransportwagen Offs 59 als festverbundene Doppeleinheit. Diese Vorbilder sind eine hervorragende Ergänzung der vorhandenen Brawa-Modelle und können einzeln oder in Ganzzügen mit den vorhandenen Modellen vorbildmäßig kombiniert werden.
Was ihre Verwendbarkeit auch im Modell betrifft, sehe ich noch weitere hervorzuhebende Vorteile gegenüber dem Omm 52 bzw. Off 52:
• die Umbauvarianten des Omm 55,
• die zeitlich wesentlich längere Verwendbarkeit des Offs 59 bis weit in die Epoche IV hinein.
2.1. Omm 55
Der Omm 55 erfuhr beim Vorbild im Laufe seiner Einsatzzeit diverse Umbauten, wodurch Modellvarianten entstehen, die sich nicht nur in den Anschriften unterscheiden.
Die folgenden Ausführungs- bzw. Beschriftungsvarianten können sowohl ohne als auch mit Handbremsbühne (2 Varianten(6)), Seilösen oder Seilanker(7) (und bitte funktionsfähigen vorbildlichen Türriegeln) ausgeführt werden:
2.1.1. Epoche III als Omm 55 (Ursprungsausführung), Wagenkasten rotbraun (RAL 8012), Untergestell tiefschwarz (RAL 9005),
Anschriften als DB- und als EUROP-Wagen,
2.1.2. Epoche III b / IV als E 040 mit verstärkten Türrungen (1. Umbauvariante(8 )) und verstärkten Obergurten der Kopfklappen, UIC-Beschriftung mit Computernummer,
2.1.3. Epoche IV / V ab 1988 als Es 050 mit verstärkten Türrungen (2. Umbauvariante(9)), kurze Bremserbühne und Bremsumsteller für G/P-Wechsel, Untergestell rotbraun (RAL 8012, ab 1977), Bestand der DB AG 1994: 4272 Wagen, 1998: 736,(10)
2.1.4. Epoche IV / V ab 1987 als Eo 020 "Rübenpark" mit festgelegten Kopfklappen, bis 1995 ausgemustert(11)
2.1.5. Epoche IV der Deutsche Reichsbahn (DR) der DDR ab 1986 als Es 5240 und Es 5549 (OPW) mit verstärkten Türen und Kopfklappen (Umbau bis 1988 aus 1.300 Offs59 = 2.600 Einzelwagen).(12)
Die Ausführungsvarianten sollten bei der Modellumsetzung durch austauschbare Steckteile realisiert werden. Da die unterschiedlichen Türformen, Türrungen, Obergurte der Kopfklappen und Seilanker sowie die Seilösen gleichfarbig rotbraun und nicht beschriftet sind, könnten die-se Teile jedem Modell unabhängig von der Beschriftungsvariante als Spritzling beigelegt we-den. Dies gilt ebenso für die beiden Ausführungen der Bremserbühnen der handgebremsten Wagenvariante. So können die Veränderungen am Vorbild auch vom Modellbahner je Beschriftungsvariante individuell realisiert werden.
Die Auswirkungen dieses aufwendigeren Herstellungsverfahrens auf den Produktions- und Verkaufspreis dürften sich im erträglichen Rahmen bewegen und von den Modellbahnern sicherlich akzeptiert werden.
Inwieweit das Basismodell eines Omm 55 für weitere Bauarten aus dem O-Wagen-Umbauprogramm der jungen DB dienen kann (z.B. Omm 42, Omm43), konnte ich in der Kürze der mir zur Verfügung stehenden Zeit nicht ermitteln.
2.2. Offs 59
Der von Brawa als Epoche IV-Modell eines Off 52 angebotene Laae 540 ist tatsächlich eine späte Epoche III-Variante, die beim Vorbild zwischen 1960 und 1967 sukzessive zu offenen Einzelwagen (E 037, ex Omm 52) zurückgebaut wurde und somit die Epoche IV nicht mehr erlebte.(13)
Im Gegensatz dazu erstreckte sich die Einsatzzeit des Offs 59 über einen wesentlich längeren Zeitraum bis weit in die Epoche IV hinein. Auch wenn der Bestand ab 1985 rapide abnahm, waren 1988 noch 63 Einheiten als Laae 541 im Bestand der DB.(14) Damit stünde auch dem Modellbahner der Epoche IV ein epochegerechtes Modell eines Autotransportwagens der 1. Generation zur Verfügung.
Als Modellbasis dient der Omm 040. Fahrgestell und Seitenwände sind identisch. Brawa hat mit der gelungenen Realisierung der Off 52-Doppeleinheit aus dem Omm 52 beste Voraussetzungen, auch diesen doppelstöckigen Autotransportwagen zu realisieren.
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Anmerkungen
(1) Stefan Carstens - Hans Ulrich Diener, Güterwagen, Bd. 2: Gedeckte Wagen - Sonderbauarten, W. Tümmels, Nürnberg, 1989 (ISBN 3-921590-09-4): Fotos auf den Seiten 81 (Farbaufnahme vom 19.5.1989), 83 oben (Farb-aufnahme vom 27.1.1989), 85 (Farbaufnahme vom 15.5.1988 ).
(2) Carstens - H. U. Diener, Band 2: Seite 82, Farbaufnahme vom 14.8.1962
(3) Wolfgang Diener, Anstrich und Bezeichnung von Güterwagen: das äußere Erscheinungsbild deutscher Güter-wagen von 1864 bis heute, Abend, Stuttgart, 1992 (ISBN 3-926243-11-2): Seite 130ff.
(4) W. Diener: Seite 142
(5) W. Diener: Seite 40, Bild 21 (Farbaufnahme ohne Datumsangabe)
(6) Stefan Carstens - Hans Ulrich Diener, Güterwagen, Bd. 3: Offene Wagen - 1. Aufl. - S. Carstens, Hasloh, 1996 (ISBN 3-9804349-2-3), siehe Maßzeichnungen auf Seite 134
(7) Carstens - H. U. Diener, Bd. 3: Seite 135, vergl. besonders die unterschiedlichen Seilankerausführungen (Fotos)
(8 ) Carstens - H. U. Diener, Bd. 3: Seite 135,Ausführung der verstärkten Türrungen sowie der unterschiedlichen Türen auf den 3 Farbfotos
(9) Carstens - H. U. Diener, Bd. 3: Seite 136, Farbfoto oben
(10) Stefan Carstens, Die Güterwagen der DB AG, Stand 1998, Miba-Verlag, Nürnberg, 1998 (ISBN 3-86046-030-7), Seite 23
(11) Carstens, Seite 15
(12) Carstens - H. U. Diener, Bd. 3: Seite 135
(13) Gerd Wollf, EK-Güterwagen-Lexikon DB: Die Autotransportwagen, EK-Verlag, Freiburg 1991 (ISBN 3-88255-654-4): Seite 18
(14) Wollf, Seite 18
weitere Literatur:
Gerd Wollf, EK-Güterwagen-Lexikon DB: Die offenen Güterwagen der Regelbauart, EK-Verlag, Freiburg 1991 (ISBN 3-88255-649-8 )