Hallo,
bevor hier ein großes Sommerloch beginnt, möchte ich euch animieren, etwas zu euren Anfängen im Modellbau zu schreiben.
Bei mir wurde der Modellbahn-Virus 1960 eingepflanzt. Meine Oma schickte eine Märklin-Grundpackung, bestehend aus einer BR 80, einigen Wagen und einem Schienenkreis aus dem "Westen". Da es in der DDR kein Zubehör zur Märklinbahn gab, baute mein Vater die Lok auf Gleichstrom um und so konnte diese dann auch auf Pikogleis laufen. 1968 wurde die H0-Sachen mit elterlicher Genehmigung verkauft und dafür dann N-Material gekauft. Damit konnte die erste N-Anlage kleiner werden, was dem Familienfrieden sehr entgegen kam. Da ich nun aber nur Deutsche Reichsbahn fahren wollte, gab es mit dem Piko-Angebot doch ernsthafte Probleme. Es gab nur zwei Varianten der V 180 und die BR 65.10. Also setzte ich mich, damals 15jährig, hin und bauten unter Verwendung des Pikomotors, Getriebeteilen und Radsätzen der BR 65.10 eine BR 01.5 mit einem revolutionären Antrieb! Der Pikomotor war so groß, dass er nicht in die Lokomotive passte, also musste er in den Öl-Tender. Das Getriebe passte allerdings nicht mehr in den Tender, also wurde ein Kardan zur Lok gebaut und so das Getriebe in der Lok angetrieben. Eine gute Idee, welche später von Roco bei der BR 44 und Kato bei der BR 57 erfolgreich angewandt wurde. (habe meine Idee leider nicht patentieren lassen) Allerdings war das Drehmoment des Pikomotors so groß, dass der Tender beim anfahren häufig entgleiste. Also, keine dauerhafte Lösung, so dass der 01.5 kein langes Leben beschieden war. Sie wurde wieder zerlegt und aus den verwendbaren Teilen entstand dann eine BR 78. Alles was an dem Gehäuse des Pikomotors zu seiner Funktion nicht benötigt wurde, wurde entfernt, so passte er dann ins Führerhaus der 78. Sie entstand aus Weißblech und Messingblech. Um ein hohes Gewicht zu erhalten wurden einige Teile auch aus Blei gefertigt. Und diese Lok, welche jetzt ihren fünfzigsten Geburtstag feiern konnte, existiert noch!
Als dann die BR 55 von Piko auf den Markt kam, dauerte es nicht lange, dass auch aus Teilen dieser Lok andere Loks entstanden, u.a. eine sächsische 94 und eine pr. 74.
Einige meiner Umbauten fanden auch den Weg in den Modelleisenbahner, so unter anderem die erstmals aus Polystyrol gebaute BR 250. Das Polystyrol gewann ich aus "Westimporten" von Pralinen, deren Schachteln sich sehr gut verarbeiten ließen.
Als Fahrwerk fand das der Skoda-Lok Verwendung. Ein Kleinserienhersteller, mit dem ich mit mittlerweilen eine feste Freundschaft verbindet, nahm meine Idee auf und brachte diese Lok dann allerdings in Messing-Ätztechnik auf den Markt.
An den Bau einer größeren N-Anlage war aus Platzgründen nicht zu denken, also entstand ein kleines Bw in N. Die Besandungsanlage war ein Nachbau eines Arnold-Modells, alle anderen Hochbauten und einige Fahrzeuge Eigenbau. Mit dieser kleinen Anlage ging ich dann auf mehrere Ausstellungen und sie wurde auch im Modelleisenbahner vorgestellt.
Auf der Drehscheibe meine aus Teilen der BR 65.10 gebauten BR 41. Eine 64 von Minitrix hatte mittlerweilen den Weg über die Grenze zu mir gefunden.
N-Modellbahnclubs gab es im Raum Dresden nicht, also ging ich Mittwochs in einen H0-Club. Dort war ich anfangs für den Landschaftsbau zuständig, frisierte aber gelegentlich auch mal ein altes H0-Modell, welches sein Dasein in der Vitrine fristete. 1989 kam ich dann auf die Idee, eine 18 201 muss auf der Vereinsanlage fahren. Aber, woher die 2300er Kuppelräder nehmen? Ab etwa Mitte der 80er Jahre war der DDR-Zoll großzügiger, so dass mir ein Modellbahnfreund aus der BRD gelegentlich Moba-Zeitschriften schicken konnte, welche auch mit Zollstempel ankamen! In einer der Zeitschriften fand ich die Anschrift der Firma Liliput, welche damals die BR 05 mit den gesuchten 2300er Rädern herstellte. Aber an Firmen im "nichtsozialistischem" Ausland durften wir nicht schreiben. Also schrieb ich an "Herrn" Liliptut und bat um die Zusendung der gewünschten Radsätze, mit dem Hinweis, dass ich diese nicht bezahlen kann, und was ich daraus machen möchte. "Herr" Liliput kannte wohl die 18 201 und schickte mir dann ein komplettes Fahrwerk der 05, also auch mit den richtigen 1100er Laufradsätzen. Mittels Teilen der Piko-41 entstand dann die 18 201. Da bekanntlich Ende 1989 die Mauer fiel, konnte ich dann den wackligen Pikoantrieb des Tenders mit einem Roco-Motor, neuen Achslagern, rundlaufenden Haftreifen und Modul-0,4-Zahnrädern ausrüsten. Kurz nach Fertigstellung meiner 18 201 kündigte Roco diese Lok in H0 an. Auf unserer nächsten großen Ausstellung im damaligen Ausstellungsgelände in Dresden (heute steht an dieser Stelle die VW-Manufaktor) war meine 18 201 der Star auf der Anlage. Ein Vereinsmitglied hat dann noch für Aufregung gesorgt und Besuchern eingeredet, die 18 201 wäre das Roco-Muster, welches wir hier testen. Das sprach sich rum, jeder wollte nun die Lok sehen.
Roco hat sie allerdings dann nicht als kohlegefeuerte Lok auf den Markt gebracht. Ich finde aber, dass sie mit mit Aschekasten kompakter wirkt.
1990 sah ich dann im brühmtesten dresdner Modellbahnladen, Schubert in D-Blasewitz, Spur-0-Bausätzer von Pola. Natürlich wurde ein T3-Bausatz, ein Personenwagen- und zwei G20-Bausätze gekauft. Die T3 wurde motorisiert. Allerdings gab es immer noch die Platzprobleme, hatte ich doch mittlerweilen eine größere N-Anlage gebaut. Also wurde die T3 wieder verkauft, die Wagen verschwanden in einem Karton.
2000, nach dem Umzug ins neu gebaute Haus, welches nun einen 28m² großen Hobbyraum hatte, wurde der Karton geöffnet und die fast vergessenen Wagen wieder entdeckt. Diese wurden dann einer umfangreichen Frisur unterzogen. Dabei blieb es bis 2002. Da entdeckte ich bei ebay Spur-0-Gleise, erst einmal von Pola. Die wurden gekauft, dazu ein Zug von Faller. Damit spielte dann meine Tochter (manchmal auch mit ihrem Vater) im Kinderzimmer. Der 0-Virus fing an, mich zu ergreifen. Dann fand ich Peco-0-Gleis bei ebay und konnte es sehr günstig erwerben. Die relativ schlanken Weichen (die N-Weichen auf der Anlagen waren zwar deutlich schlanker) haben mich überzeugt. Jetzt musste doch eine Lok her. Großserienprodukte gab es nicht, also fing ich mit dem Bau der sächsischen VII T an, deren Bau sich dann über Jahre hinzog.
Und jetzt, was ich in 0 mache, könnt ihr seit 2012 hier im Forum verfolgen, meine letzte große N-Anlage ist in Kisten verpackt und geht jedes Jahr (außer im Coronajahr 2020) auf eine Ausstellung, gemeinsam mit N-Freunden, welche dazu passende Anlagenteile gebaut haben.
Mit freundlichen Grüßen
Roland