Jetzt ist es auch bei mir so weit: Ich verwirkliche in 1:45 einen Kindheitstraum. Als Zehnjähriger hatte ich mir aus Sperrholz eine Straßenbahn gebaut, ohne Räder aber mit einem Drahtgebilde oben drauf, das einem Scherenstromabnehmer nicht ganz unähnlich war. Wenn meine Mutter (sie war Reisende) die Woche über nicht da war, konnte ich quer durch die Küche von Tischbein zu Stuhlbein zu Tischbein zu Stuhlbein ein Oberleitungsnetz aus Bindfaden installieren, untem dem der Tw dann "verkehren" konnte. Auf dem Linoleumfußboden rutschte das Gefährt dann auch ganz gut.
Wie allseits bekannt fröhne ich seit Jahrzehnten dem Modellbahnbau nach Harzer Vorbild in der Baugröße 0m. Eigentlich soll man ja, wenn in die höheren Jahreszahlen kommt, alles etwas kleiner schneiden, auch sein Hobby, bei mir was das umgekehrt, meine Anlagen wurden immer größer, weiß auch nicht, warum. Und während der Harz im Keller wuchs und wuchs, gab es dennoch im Hinterkopf immer noch die Idee, die alte Sperrholzstraßenbahn der Kindheit mal in ordentlicher erwachsener Form mit den heutigen Möglichkeiten wieder aufleben zu lassen. Einen ganz heftigen Impuls in dieser Richtung gab seinerzeit beim ersten Auftauchen das Arrangement "Iserlohner Kreisbahn" von Klaus Kampelmann, aber damals machte ich noch den MITTELPUFFER, da blieb für ein weiteres Hobbysegment weder Raum noch Zeit noch Energie.
Irgendwann hatte ich das Vorhaben dann ad acta gelegt: In diesem Leben nicht mehr. Basta!
Und dann kam die Meldung wie ein Donnerschlag in mein Leben:
Schnelli macht 'ne Straßenbahn in 0m !
Als dann noch Jaffa fast zeitgleich auf die Idee kam, auch einen 0m Straßenbahn Tw in Lasertechnik herzustellen, gab's bei mir kein Halten mehr.
Vor zwei Jahren hatte ich noch das Betriebsdiorama Knaupshörste als Repräsentant der BAE auf den Ausstellungen gezeigt, es aber dann verschenkt, weil ich mich mit meinen achtzig Lenzen doch durch Auf- und Abbau überfordert fühlte. Aber ein Straßenbahn-Diorama könnte kleiner sein, sogar viiiiiel kleiner, also?
Als der Entschluss gefallen war, ging die Planung auf dem Rechner schnell: Ein Potpourri von Plettenberger, Hohenlimburger und Iserlohner Kleinbahn nebest anderer Bergischer Überlandstraßenbahnen sollte in Form einer kleinen Szene mit Rangiergleisen mitten in der Stadtstraße mit Anschlüssen zu den metallverarbeitenden Werken entstehen: HOHENPLETTBERG:
Ich wollte richtige Straßenbahnradien, so eng wie möglich. Ein Radius von30 cm würde ziemlich genau dem Mindestradius von 13m entsprechen, der in den Anschlüssen der Plettenberger Klb. vorkam. Aber würde das auch im Modell funktionieren? Versuch macht kluch:
Ich verlegte einen Viertelkreis in 0m mit 30 cm Radius und machte Proberollversuche:
Den Gütertriebwagen auf Basis eines Bachmam-Fahrwerkes hat mir mal Horst Jürgenen verehrt, der hat lange im Regal gestanden (der Triebwagen!), jetzt durfte er mal nutzbringend die Biege machen. Und siehe da: Geht.
Sodann konnte die konkrete Planung auf dem Rechner losgehen und ein Audruck in 1:1 erfolgen, der auf eine Sperrholzplatte 110 x 40 geklebt wurde:
Sieht so aus, als könnte mein Plan aufgehen. Zum Bachmann-Gütertriebwagen hat sich noch Jaffas erste Probelaserung seines Straßenbahn-Vorhabens gesellt, dies nun wirklich eine Reminiszenz an meine Holzstraßenbahn ohne Räder.
Also los: Bauen!
So ein kleines Teil wird ja wohl eben schnell mal zu bauen sein. Auch Alter schützt vor solchen Fehlannahmen nicht, trotz aller anderslautender Erfahrung. Hier jetzt aufzuzählen, was alles den Bau von HOHENPLETTBERG behinderte und verzögerte, würde eine lange Liste, also lasse ich das, erwähne nur mein Buch "Rangieren aber richtig", dessen Fertigstellung genau in diese Zeit fiel.
Und deswegen ist das Diorama auch noch nicht so weit, wie ich es gern hätte, nämlich erst so weit:
Gleise, Weichen und Kreuzungen liegen, ein erster Abschnitt eingegipst, jetzt muss noch das Gravieren der Pflasterung erfolgen.
Bis zur NuSSA sind es noch 35 Tage, ich denke, dass ich HOHENPLETTBERG vielleicht nicht komplett fertig, aber doch vorzeigbar werde präsentieren können, allerdings mit Sicherheit noch ohne Oberleitung.
Ein bisschen fertiger, aber wohl immer noch ohne Oberleitung, wird HOHENPLETTBERG dann Ende März in Gießen zu sehen sein.
Eilige Grüße (muss gleich weiter pflastern)
Otto