Projekt St.Andreasberg

  • Liebe Forumsleser,


    in meinem einhundertersten Beitrag in diesem Forum möchte ich Euch nun mein Spur-0-Projekt vorstellen. Das Konzept und wie es dazu kam, habe ich bereits in meinem ersten Beitrag grob angerissen, immer mit der Befürchtung, dass ich mich dabei verhebe – erstmal wollte ich ein paar Fingerübungen machen. Denn, mit Verlaub gesagt, der Modellbau in Spur 0 geht m. E. über Basteln weit hinaus! Nicht, dass es damit nichts zu tun hat, im Gegenteil! Viele Kollegen sind ja auch mit der Vergrößerung der Spur H0 vollauf zufrieden und das ist bereits ein Riesenunterschied nicht nur in der Größe! In meinen drei Jahren Testphase stelle ich mir ständig die Frage: Moment mal, wie sieht das, was ich zu bauen beabsichtige, eigentlich ganz konkret beim Vorbild aus? Welche Zugeständnisse kann und muss, welche darf ich (eigentlich) nicht machen, ohne ein Spielzeug zu fertigen! Nichts gegen Spielzeug, der Spieltrieb soll ja auch befriedigt werden, aber der Unterschied zum Modell ist mir in meinen über 60 Jahren als Modelleisenbahner nie klarer geworden als jetzt!


    Nun genug der Philosophie, anbei mein handgemalter Gleisplan, der als Entwurf auch bereits über drei Jahre existiert, nun aber – zum Glück – im Maßstab 1 : 1 auf Papier (4,35m sind ganz schön lang!) kontrolliert und korrigiert wurde. Im linken Bereich findet sich die Vorbildsituation sehr ähnlich zu St. Andreasberg im Harz (siehe hierzu auch die Literatur von Wikipedia und das Forum von Otto O. Kurbjuweit „Mapud“) mit den sehr kurzen Bahnsteiggleisen, den beiden DKW‘s und den über einen halben Hosenträger zu erreichenden Ladegleisen. So weit, so gut. Darauf sollte eine Rangieranlage nach englischem Vorbild entstehen, was jedoch meine Phantasie auch in Anbetracht der Betriebsideen von OOK wenig befriedigte. Den Bahnhof nach rechts zu verlängern, wie von OOK vorgeschlagen, kam für mich nicht in Frage, da das die zündende Idee eines sehr kurzen Bahnhofs zerstört hätte. Also musste eine Fabrik her! Die Kollegen haben bestimmt von den Laaser Marmorwerken gehört, die kam als Anregung gerade recht. Nun sollte aber noch die weite Welt angeschlossen werden, bei 4,35m x 3,20m Raumgröße nicht ganz einfach. Herausgekommen ist eine Steilstreckenbahn (statt Zahnrad) mit einer Spitzkehre. Über die wird das Tal (oder die weite Welt) in Form einer Schublade für mehrere Zuggarnituren, angeordnet direkt unter dem Bahnhof, erreicht. Das bedeutet: zwei Privatbahnen:
    a) St.Andreasberger Bergbahn für den öffentlichen Verkehr, Touristen, Versorgung St.Andreasberg;
    b) St.Andreasberger Marmorbahn als Werksbahn des Marmorwerks.
    Das heißt auch, kurze Wagen, kurze Züge, Lokomotiven stets talseitig, Dampfloks stets Schlot bergseitig, gemeinsame Benutzung der eingleisigen Trasse und der Bahnhofsgleise, gemeinsame Verwaltung (mich).


    Die Gleisanlage ist weitgehend als Freiform entworfen, als Baumaterial werden Code 125-Schienen auf Eichenschwellen mit Wenz-Schienenplatten und -nägeln verwendet. Weichen und Kreuzungen aus Wenz-Bausätzen oder als Selbstbau mit Wenz-Teilen. Zu den oben erwähnten Fingerübungen zähle ich die Spitzkehre mit Drehscheibe, die Fußgängerbrücke und den in der Kurve liegenden Hosenträger. Alles ist noch nicht vollständig fertig, man will ja auch irgendwann etwas fahren sehen. Der Hosenträger ist aber schon so weit gediehen, dass ich über die Fingerübungen berichten kann. Über Fußgängerbrücke und Drehscheibe habe ich bereits etwas durchsickern lassen und einige Lobe eingeheimst, wofür ich mich auf diesem Wege herzlich bedanke. Ich hoffe, nun, in loser Folge über das eine und andere Teil des Projektes hier berichten zu können, wobei besonders der Hosenträger sehr spannend zu nennen ist. Nur soweit sei verraten, es fehlen nun noch die Zungen, aber die sollen über ebenerdiges Gestänge nach englischem Vorbild bewegt werden; mal sehen ...


    In der Hoffnung, das Forum nicht zu langweilen, grüßt


    Reinhold

  • Liebe Kollegen,in loser Folge möchte ich Einzelteile der Projektes St.Andreasberg vorstellen.
    Die Spitzkehre - noch ohne festen Namen - sollte als Übungsobjekt dienen, auch was den Gleisbau angeht. Vorweg aber nochmal der Gleisplan:



    Ursprünglich hatte die Bahnverwaltung einen üblen Vermessungsfehler eingebaut (Schande Schande!), woraus die jämmerlichen Gleislängen der Spitzkehre resultierten:






    Dort wurde dann zuerst der Gleisbau geübt. Gleis 1 (innen) mit NS-Profil
    Code 125 (von Wenz) mit Messingnägeln auf Messingplatten von Decapod:







    Die Nagellöcher mussten wegen der Eichenschwellen natürlich 0,5mm vorgebohrt werden, trotzdem bin ich fast wahnsinnig geworden, weil kaum ein Nagel ohne zu verbiegen gesetzt werden konnte. Das Ergebnis ist zweifellos sehr filigran und bei einem weicheren Unterbau durchaus machbar. Bei Gleis 2 (Außengleis) wurde das Profil mit den geätzten NS-Schienenplatten und den Sondernägeln von Wenz vernagelt. Vorbohren hier 0,7mm und das ging schon erheblich flotter. Allerdings habe ich schnell auf die sogenannten Klemmstücke verzichtet, da sie durch die Nägel z. T. aufgesprengt wurden. Das Profil hält auch so bombenfest und einen signifikanten optischen Nachteil sehe ich nicht:


    Zudem sind die Wenz-Schienenplatten kräftiger profiliert und finden so eher ihren Platz beim Einbau. Bei der ganz linken Schienenplatte im letzten Bild trifft das leider nicht zu. der Bohrer hatte sich den Weg in der ausgebürsteten Furche gesucht und dann ist es so geblieben. Das Wiederherausziehen der Nägel ist nicht ganz ohne, die sitzen wirklich bombenfest! aber mit einem kleinen Seitenschneider, vorsichtig angesetzt, kriegt man die Biester raus und könnte somit die Lage der Platte nochmal korrigieren. Doch ich halte es mit Kollege Uhde: "Too perfect makes lieben Gott böse!"




    Die Bahnsteige des Haltepunktes wurden durch 20mm Styrodur-Platten hergestellt, die Bahnsteigkanten, wie sich das für eine Marmorbahn gehört, aus Marmorfliesen hergestellt. Dazu habe ich mir bei ebay eine Probematte mit Mosaiksteinchen aus Marmor, Abmessungen 32mm x 15mm x 8mm, besorgt. Umgerechnet sind das Blöcke von 1,40m x 0,68m x 0,36m, also durchaus denkbar. Die Flächen werden noch gespachtelt und mit feinstem Sand, natürlich mit genügend Unkraut, abgestreut; müsste ganz gut aussehen. Der Vermessungsfehler konnte dann noch behoben werden, wodurch die Gleislänge einigermaßen erträglich wurden, davon demnächst mehr. Zum Abschluss die Pappkameraden der Abschlussmauern, aber eins nach dem anderen!


    Gruß Reinhold


  • Die Behebung des Messfehlers erfolgte mit Hilfe einer Kreissäge. Und so sieht die Konstruktion von innen aus: 60mm Polystyrol-Platte mit flankierenden längsträgern verleimt, sehr steif und verzugsarm! Die Bahnsteige wie zu erkennen aus zusätzlichen 20mm starken PS-Platten.


    Das sieht schonmal etwas besser aus, nach Fertigstellung der Bahnsteige wird von der Blamage nicht mehr viel zu sehen sein.

    Danach Testaufstellung des Haltepunkt-Unterstandes von Joswood (Erstlingswerk) und aus Telford mitgebrachte Fußwegbrücke von LCUT sowie Wasserkran. Außerdem bereits eingebaut, aber noch nicht voll funktionsfähig, die Drehscheibe von Kitwood Hill Models. Für die Brücke waren recht hohe Sockel erforderlich, was dem kleineren Lichtraumprofil sowie den üblichen recht hohen Bahnsteigkanten in UK geschuldet war. Das habe ich vorher auch nicht so erkannt, der etwas größere Maßstab von 1:43,5 gleicht da nicht viel aus. Ich finde es aber trotzdem recht stimmig.





    Zur Ausfahrt hin ist die gerade begonnene doppelte Gleisverbindung angesetzt; über das Abenteuer wird noch gesondert berichtet!


    Von der Einfahrt aus gesehen sieht alles bereits recht eindrucksvoll aus. Es fehlen natürlich noch die Hintergrundkulisse, die gesamte Ausgestaltung etc. pp., das wird noch etwas auf sich warten lassen.



    Der Projektbericht wird fortgesetzt ...
    Gruß Reinhold

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    hier möchte ich den Bau des Hosenträgers vorstellen. Als Ein- und Ausfahrt einer Spitzkehre, die auch der Zugkreuzung dienen soll (der Bahnhof mit nur einem Bahnsteig ist dafür nicht geeignet), ist so eine doppelte Gleisverbindung eigentlich normal. Zudem handelt es sich lediglich um vier Weichen und eine Kreuzung, also nichts weltbewegendes. Die Schwierigkeit liegt liegt hier darin, dass die Gleisverbindung im Bogen verläuft und das ist eine Nummer, die auch in die Hose gehen kann; ich weiß, wovon ich schreibe. Ich möchte vor Nachahmung vorsichtig warnen und, ganz im Ernst, die vollständige Betriebssicherheit im harten Alltagseinsatz hat die Konstruktion noch nicht bewiesen!
    Nun denn, als geborener Dickbrettbohrer und im Andenken an meinen Vater, der vor ca. 65 Jahren eine DKW nebst ein paar Weichen aus Dosenblech auf Holzplatten für die Märklin-Spur 0 - Uhrwerkseisenbahn zusammengelötet hatte, haben mich Schwierigkeiten nur angespornt. Die DKW und Weichen habe ich übrigens unlängst in der Bucht verkauft; der Käufer war begeistert.


    Nachdem ein Entwurf im Maßstab 1:10 gemacht wurde, gings ans Umsetzen in 1:1, siehe Plan. Hier die Daten:
    Innenradius 1,40m, Öffnungswinkel 29°;
    Außenradius 1,50m, Öffnungswinkel 20°,Endtangenten ca. 100mm;
    Verbindungen mit Radien von 1,10m, Geradstücke zum Innenbogen ca. 250mm;


    Bogenabstand ca. 90mm, Länge der Weichenverbindung (Sehne) ca. 770mm.


    Die Weichenverbindung wurde "zu Fuß" aufgezeichnet, für die Bögen standen mir Bogenlineale mit den entsprechenden Radien zur Verfügung. Meine damalige Mitarbeiterin (heute bin ich leider Admiral ohne Schiff und Mannschaft) hat mir die Zeichnung gespiegelt und damit einen symmetrischen Plan sichergestellt. Schwellenanordnung nach Gefühl und Wellenschlag, wurde auch noch mehrfach geändert. Hier zeigte sich der erste Fehler: Ich habe die Schienen nur in Kopfbreite gezeichnet, beim Nageln konnte ich so die genaue Schienenlage nicht mehr erkennen! Also: Schienen in Fußbreite und zusätzlich als Achse aufzeichnen. Hätte mir sehr viel Ärger erspart.





    Eine Kopie des Plans auf 8mm Sperrholz geklebt und die Umrisse ausgesägt, Schwellen aus Eiche gesägt, gebeizt und weiß graniert. Weiter mit der Vorfertigung der Herzstücke; die Weichenherzstücke außen und innen als einteiliges Dreieck, und immer schön an die Bögen denken. Vorher musste natürlich über die Polarisierung nachgedacht werden; die Kreuzungsherzstücke (die "Grauen Zwerge") sollen möglichst potentialfrei bleiben und wurden ebenfalls vorab gefertigt und lackiert. Hier auch geübt: die Schienenplatten von Wenz sollten vorab befestigt werden: ankleben oder anlöten? Beides ist unbefriedigend und auch nicht erforderlich! Im weiteren Verlauf sollte ich die Herzstücke fast vollständig neu anfertigen. Bei der Genauigkeit war ich einfach zu lax vorgegangen. Die "Grauen Zwerge" gingen garnicht, beim weiteren Zusammenbau bemerkte ich bereits Knicke im Schienenverlauf. Der Fäustel im Hintergrund diente übrigens NICHT dem Eintreiben der Schienenägel!








    Wird forgesetzt.
    Gruß Reinhold(Grande Merde, BVB hat ordentlich Haue bekommen :evil: )

  • Ich muss nochmal etwas ausholen: Als Baumaterial hatte ich vier normale Weichenbausätze bei Wenz bestellt, jedoch ohne Herzstücke. Außerdem die gegossenen Einlötzungen und das Stellgestänge. Das Einlöten der Zungen war meine erste Lötübung und, um es vorweg zu sagen, ein Reinfall. Ohne Vorrichtung kommt man da nicht zurecht, aber für die Wenz-Vorrichtung war ich einfach zu geizig, sie kostet immerhin schlappe 35,90. Dafür erhält man aber ein gehobeltes Brett mit Ziernieten und Randprofilierung. Das baue ich mir noch kackfrech nach - ohne Ziernieten. Nachdem die Löterei der Zungen misslang, habe ich mir die geätzten Zungenbauteile zusammengelötet, und siehe da, das klappte ausgezeichnet! Nun habe ich eine doppelte Anzahl von Zungen, da kann man noch etwas mit machen. Für den Hosenträger habe ich aber entschieden, die gegossenen Zungen wieder abzusägen und auch wegen des etwas geringen Radius von 1100mm als Gelenkzungen einzubauen.


    @ Stefan: Für die Herzstücke habe ich Hartholzleisten verwendet, auf die das Schienenprofil in dem gewünschten Winkel, hier 6Grad, mit Hakennägeln aufgeklemmt wird. Die Wenz-Nägel sind dafür nicht so gut geeignet, weil die einen zu großen Kopf haben. Ich hatte aber noch amerikanische Nägel von früheren Bauaktivitäten (Sn3) und die sind besser geeignet. Die Vorrichtung mit dem angeklemmten Profil wird in einen Schraubstock geklemmt und dann heißt es feilen, aber mit viel Gefühl und möglichst horizontal. Der Schienenkopf weicht etwas aus, wenn er immer dünner wird, da muss man etwas aufpassen. Die Lötvorrichtungen sehen so ähnlich aus, brauchen aber nicht unbedingt aus Hartholz zu sein. Sinnvoll ist es, die Schienenstücke nicht zu kurz zu wählen, da man vor dem Zusammenlöten immer wieder den Winkel messen sollte. Ich habe dafür einen sehr präzisen graphischen Winkelmesser, der hat mir jedoch bei den gekrümmten Schienenstücken auch nicht viel geholfen. Beim Löten habe ich viel Lötwasser und zum Schluss eine kleine Gasflamme aus dem Baumarkt (14,50 oder so) verwendet, das ging sehr gut, aber immer vorsichtig und mit Fingerspitzengefühl arbeiten! Zum Schluss noch Bilder von meiner Schienenbiegemaschine aus Alu-Profilen, Kugellagern, Schrauben und Scheiben. Funktioniert sehr gut, hat aber auch seine Tücken: Z. B. hatte ich das Gefühl, dass beim längeren Verbleib der Schienen in der Maschine (mehr als 30 sec.) ein Knick entsteht, also Schienenprofil nur durchziehen, es kommt nicht auf'n Schnaps an. Man muss auch darauf zu achten, dass das Profil nicht aus den Spalten der Rollen läuft und die Spalten auf einer Höhe liegen, ansonsten verdrillt sich das Profil leicht und das ist dann auch nicht witzig.











    Gruß Reinhold


    wird fortgesetzt

  • Hallo Reinhold,


    vielen Dank für die Erläuterung !!!


    Das bringt mich schon weiter - trotzdem wäre ich noch neugierig wie du hier:




    ... Vorgegangen bist - wie hast Du denn die Füllstücke (?) da hinein bekommen ?


    An anderer Stelle habe ich gelesen, dass es von Vorteil ist, die Herstücke nicht symmetrisch sonder aus "Haupt(?)" und Beispitze aufzubauen was wohl einen länger geführten Lauf der Radsätze erlauben soll - hier würde mich interessieren ob Du das quasi bewusst ignoriert hast?


    Viele Grüße,


    Stefan

  • Hallo Stefan,


    die Füllstücke (Messingstückchen 3mm x 1mm, etwas befeilen) habe ich nachträglich sozusagen von hinten reingeschoben und verklebt. Der Kleber hielt aber nicht richtig, die Füllstücke lösten sich häufig, etwas nervig. Sieht zwar gut aus, habe ich aber beim weiteren Baufortschritt weggelassen. Problem sind auch die Wenz-Sondernägel, wenn sie zwischen Radlenker und Herzstück gesetzt werden; danach können die Füllstücke nicht mehr reingeschoben werden. Das wollte ich eigentlich durch das Vorabverlöten der Herzstücke und Radlenker mit den Kleineisen umgehen; das war aber auch nerviger als gedacht. Alternativ könnte man Herzstück und Radlenker auf einer durchgehenden Platte montieren, das werde ich auf jeden Fall nochmal ausprobieren. Man sieht, es gibt keine allgemeingültige Lösung, auch nicht beim Vorbild!
    Ähnliches gilt für die Herzstücke selbst: ich habe früher mal die Methode mit einer Haupt- und einer Beispitze ausprobiert, ist ja durchaus auch vorbildgerecht. Aber das Ergebnis gefiel mir nicht und eine Arbeitsersparnis ergibt sich m. E. auch nicht. Ich habe auch ausprobiert, das Schienenprofil mit Messingleisten seitlich zuzulöten oder, um zu einer Art Blockspitze zu kommen, ganz aus einem Messingteil zu feilen, das wäre aber eher etwas für Fräser, für mich war das keine Lösung. Bei der von mir angewendeten Methode bekommt man mit etwas Übung erstaunlich spitze Herzstückwinkel hin, auch unter 12 Grad, und die Herzstücke sehen in der Regel richtig gut aus.


    Gruß Reinhold

  • Hallo Reinhold,
    Super Baubericht. Haber bisher mit dem Anlagenbau noch nicht Anfangen können.
    Mein Gefühlt ewig studierender Sohn ( 29 ) belegt zur Zeit immer noch den Speicher.
    Wollte aber schon mal mit dem Bau von Bogenweichen anfangen.
    Dazu habe ich eine Frage zu Deiner Biegemaschine für Profile.
    Hättest Du vielleicht eine Zeichnung für einen evt Nachbau ?
    Mach auf jedenfall weiter so, Super detailierter Baubericht
    Grüße aus dem sonnigen Urmitz


    Stephan alias Anfänger

  • Hallo Stephan,


    für die Biegemaschine gibts keinen Plan, obwohl ich ja mein Leben lang nichts anderes gemacht habe, hier habe ichs hingefrickelt. Kugellager aus der Bucht, alles andere aus der Schrott- und Schraubenkiste. Etwas schwierig ist die Schwalbenschwanzverbindung der verstellbaren Rolle, wenn da zuviel Spiel ist, verkantet sich die Rolle und das Profil verdrillt sich, zu wenig Spiel ist auch nicht gut, das muss schon leicht verstellbar sein. Wenn gewünscht, messe ich mal nach und gebe dir die Daten (Rollenabstand und -durchmesser etc.).


    Gruß Reinhold

  • anbei noch ein paar Fotos, man sieht, es ist kein Präzisionsinstrument.
    Rollen: d = 16mm, b = 5mm, Achsabstand der äußeren Rollen 52mm.
    L-Profile Alu, 25x15x2 und 35x20x2.
    Verschiedene Unterlegscheiben; die unter den Rollen liegenden kleinen Scheiben könnten noch dünner sein, dann wird das Profil noch besser geführt.








    Gruß Reinhold

  • Fortsetzung Baubericht.
    Als erstes wurden die äußeren Herzstück-Dreiecke vernagelt, gleichzeitig die äußere Backenschiene ausgelegt. Die ersten Fotos zeigen meine völlig überflüssige Mühe mit der Vorabbefestigung der Herzstücke mit den Kleineisen, einmal geklebt (geht garnicht) und einmal gelötet (auch nervig). Die Kleineisen mit den Wenz-Sondernägeln halten die Profile bombenfest, Verklebungen gehen beim Nageln wegen der entstehenden Spannungen regelmäßig auf. Außerdem werde ich wohl in Zukunft die Schienenprofile vor der weiteren Verarbeitung mit Spiritus-Lappen reinigen. Aber auch hier gilt: Schiene in das Kleineisen legen, 0,7mm Vorbohren und Eindrücken der Nägel, bis zur endgültigen Lage der Bauteile in der Regel nur zu 2/3.







    Bei den Herzstücken wird die Anätzung der Wenz-Kleineisen einseitig abgefeilt und soweit unter die Radlenker geschoben, dass auch die Herzstückspitze aufliegt. Der Radlenkerfuß wird an der Stelle des Nagels eingekerbt, damit der Abstand zum Herzstück die erforderlichen 1,7mm - bis max. 2mm erreichen kann. Danach kann zwischen Herzstückspitze und Radlenker ebenfalls genagelt werden. Für einen nachträglichen Einbau der allseits bekannten Distanzklötze besteht in dem Fall keine Chance. Ich bin aber mit meinem Projekt lange noch nicht fertig und werde da noch (bei den nächsten Weichen) nach anderen Lösungen suchen. Die beschriebene Manipulation der Kleineisen ist von mir auch in anderen Fällen so angewendet worden, so dass man schließlich kaum noch Sonderplatten braucht. Jedenfalls sitzen nach dieser Methode nicht nur die Schienen, sondern auch Herzstücke und Radlenker bombenfest.
    Im weiteren sieht man den Fortschritt, in dem so langsam die "Grauen Zwerge" integriert werden. Diese Herzstücke hatte ich bereits vorab gefertigt und grundiert. Zu diesem Zeitpunkt stellte ich aber bereits fest, dass sie viel zu ungenau gefertigt waren, was zu Knicken in den Schienfluchten führte. Ich hatte aber noch die Hoffnung, dass sich die Fehler nicht gravierend auswirken würden - ich sollte mich irren.







    Die Platte wird ab und zu gedreht, damit man das Opus auch mal von der anderen Seite sieht und daraus u. U. resultierende Fehler vermeidet. Zu dem Zeitpunkt kommt man flott voran, weil das Ergebnis immer deutlicher wird. Von einer Grundierung weiterer Bauteile habe ich schließlich abgesehen, da ich ahnte, daß mich noch einige Anpassungsarbeiten erwarteten. Die folgenden Bilder zeigen den Baufortschritt, der i. W. wie geplant abging.















    Der Hosenträger sieht soweit schon ganz gut aus und glänzte und funkelte wie ein Edelstein. Die Stunde der Wahrheit, da die ersten Rollproben stattfinden, sollte aber noch kommen ...


    Gruß Reinhold (Bericht wird fortgesetzt)

  • Hallo Reinhold,
    ein nicht nur sehr komplexes Gebilde, auch nicht gerade einfach zu bauen, da komplett im Bogen liegend - schaut sehr gut aus auch wenn man den tatsächlichen Aufwand dahinter nicht sieht !! Aber einen kleinen Tip aus ebenso langer Weichenbauzeit: ein Herzstück lässt sich einfacher und spitzer schleifen/feilen wenn es aus Haupt- und Beispitze besteht. Immerhin ist dann die Radführung ein Stück länger und damit die modellbahnübliche Lücke für den Radsatz kleiner.


    Und bitte bitte...mir tränen die alten (Werkzeugmacher)Augen...biege dir ein paar einfache Bleche als Schutzbacken im Schraubstock, die Feilen werden es dir mit längerem Leben danken... :thumbup:
    Ich werde das sehr interessiert weiter verfolgen; insbesondere die ersten Rollversuche. Da gibts so einige mögliche Klemmstellen aber das wird schon gut werden, da steckt eine Menge Zeit, Herz und Schweiss drin.
    Gruss, Dirk

  • Hallo Dirk,


    danke für Deine Ratschläge und den Zuspruch! Nun macht ja jeder seine eigenen Erfahrungen und über die Herzstücke mit Haupt- und Beispitze hatte ich im Thread Nr. 10 schonmal geschrieben. Der Schraubstock ist übrigens ein Russe und schon mind. 40 Jahre alt, der kann was ab, der wird mich noch überleben! Schutzbacken finde ich eher hinderlich und wenn etwas empfindliches eingespannt werden muss, gehe ich sehr vorsichtig vor und lege ggf. etwas zwischen Backen und Werkstück.


    Nun standen die Rollversuche an, die Versuchskandidaten bunt gemischt: Oppeln von Brava mit recht großem Achsabstand, Slaters-O-Wagen mit kleinem Achsabstand, dazu ein Heljan-Dogfish und ein K2 von MTH. Lenz ist mit einem Omm32 und einem G10 vertreten, also alles da. Vorab hatte ich die verschiedenen Radsätze mal durchgemessen, sie hielten eigentlich alle die Morop-Normen ein, aber die Breite der Radsätze ist doch schon recht unterschiedlich: die Slaters-Vertreter sind da erheblich zierlicher als Lenz-Radsätze, MTH liegt irgendwo dazwischen. Aber das wird i. f. wohl kaum eine Rolle spielen.






    Der rechte Wagen ist ein patinierter Slaters-Bremswagen, in Telford erstanden (siehe Foto unten), ebenfalls mit den schmalen Radreifen. Die Farbreste auf der Lauffläche sind mir bis dato garnicht aufgefallen, aber der Schlitten muss ohnehin noch ins AW.




    Wie man erkennen kann, habe ich die meisten meiner FZ bereits mit der Dingham-Kupplung ausgestattet. Aber weiter mit den Rollversuchen. Einer nach dem anderen wurde durch den Hosenträger geschickt und es kam, wie es kommen musste: alle FZ entgleisten, meist auch noch an unterschiedlichen Stellen. Die "Grauen Zwerge" gingen garnicht, die habe ich als erstes wieder rausgerissen. Dazu wurde ein Seitenschneider vorsichtig angesetzt und die entsprechenden Nägel gezogen, was sich einfacher schreibt, als es ist; die Biester sitzen wirklich bombenfest - zum Glück nicht nur beim ersten mal, sondern auch nach mehrmaligem Eindrücken. Problematisch wird es nur, wenn das Kleineisen versetzt werden muss, aber dazu sind die Eichenschwellen sehr geduldig, weil man die Nagellöcher wirklich sehr dicht aneinander setzen kann; kein einziges Loch ist irgendwie ausgefranst o. ä.



    Ein weiteres Problem, was ich bereits kommen sah, ist die Tatsache, dass im Bereich der drei nebeneinander liegenden Herzstücke keine richtigen Radlenker gesetzt werden konnten. Was tun, sprach Zeus? Die Götter ... sagten: mit Rillenschienen ist das möglich. Sehr witzig, sprach Zeus, wir sind doch keine Straßenbahn! Aber die Götter hatten Recht, wenn schon nicht Rillenschienen, dann gleich, was da hinterher kommt, also Radlenker möglichst durchgehend an allen Schienen. In der Innenraute wurden an den spitzen Enden also auch Radlenker eingebaut, einfach aus Messing 3mm x 1mm auf die Kleineisen gelötet und siehe da, das war schonmal ein Fortschritt. Als dann noch die "Grauen Zwerge" ersetzt waren, konnte der Feinschliff beginnen. Auf den folgenden Fotos ist davon wenig zu sehen, aber die Radlenker der Herzstücke sind mehrfach aus- und wieder eingebaut worden. Auch der Radlenkerabstand, den ich ursprünglich durchgehend bei 2mm hatte, ging immer mehr Richtung 1,7mm, je genauer, je besser liefen die FZ durch den Hosenträger. Hier möchte ich nochmal auf die Planung zurück kommen: CAD-Zeichnungen sind bei solchen Vorhaben ganz klar im Vorteil! Aber ich werde das wohl nicht mehr lernen ...






    Zum Schluss noch die Radlenker an den äußeren Backenschienen. Der Einbau der Messing-Gussteile gemäß Bausatzanleitung von Wenz ist mir nicht gelungen, zum einen wegen der Kleberei, das hielt nicht. Zum anderen hatte ich hier ganz andere Schwellenabstände als bei den regulären Bausätzen, so dass die Distanzklötze mit den Schienenägeln kollidierten. Also: Distanzstücke weggelassen und Radlenker auf den breiteren Sonder-Kleineisen angelötet. Die Fotos zeigen den Vorgang, bei dem ein ca. 1,8mm starker Pappstreifen aus einem Lasercut-Bausatz als Lehre diente. Da war dann nur noch auf lotrechten Einbau der Radlenker zu achten. Ist das nun hinreichend vorbildgerecht? Ich weiß es nicht so genau; es wird ja noch lackiert und dann werden wir mal sehen. Im Moment war mir die Betriebssicherheit wichtiger. Der abschließende Test mit den Triebfahrzeugen steht ja noch aus, denn auch wenn die verschiedensten Wagen gut durchkommen, wie sieht das bei einer dreiachsigen Lok aus? Es bleibt also spannend.




    Bericht wird mit dem Einbau der Zungen fortgesetzt.


    Gruß Reinhold

  • Hallo Reinhold,


    ich verfolge Deinen Bericht gespannt, da ich gerade auch beim Weichenbau bin.
    Ich hatte bei meinen Bogenweichen auch Probleme mit Entgleisungen. Bei mir war es ein zu geringer Gleisabstand. Ich habe die Abstandslehren von Wenz benutzt. Aber in Kurven passt das am Ende nicht, der Abstand wird zu klein. Mit einer weiteren Lehre habe ich das feststellen können.
    Die Wenz gleislehren sind noch montiert, aber die Innenlehre klemmt dazwischen. Die Gleise hatte ich auch vorgebogen, aber irgendwas verschiebt sich zwischen den Lehren.



    Ich habe jetzt die Kurvenbereiche mit einem größeren Gleisabstand gemacht (wobei größer hier vielleicht 2/10 sind). Ich habe die Gleise etwas nach außen gezogen und, wie Du oben beschreibst, an die Schienenplatten gelötet.


    Jetzt läuft es ohne Probleme.


    Grüße
    Till

  • Ein morgendliches Hallo an den Gleisbautrupp,


    erstmal ist es sehr schön zu lesen und zu sehen, wenn sich doch so Einige mit Gleisbau tatsächlich beschäftigen. Ich habe auch so einige Stücke inzwischen gebaut, das früher auch im H0 und H0e Bereich ausschliesslich getan, siehe hier und im verlinkten Bereich: [Deutsche Reichsbahn DR] Weichenbau - Selbstbau einer Zweispurweiche 0/0e


    Ich habe vor Beginn mal einige Räder durchgemessen und bin auf Radsatzinnenabstände zwischen 28,5 bis 29,0mm gestossen. Wenn man dann noch die Schrägstellung des Rades im gebogenen Gleis (besonders wichtig bei langen Wagen) mit einbezieht ist eine Lücke im Herzstück- und Radlenkerbereich von 2,0-2,2mm angebracht. Die Radbreite ansich ist nur optisch von Bedeutung, beim Lauf über die Verbindungen aber eher unerheblich.


    @ Reinhold: Wenn ich das richtig sehe auf den Bildern hast du Wagen mit NEM und Finescale Radsätzen. Hier musst du sowieso ein eigenes Mass für die Breite der Lücken bei Herzstücken und Radlenkern finden. Die Normen geben zwar den Rahmen vor aber beide Varianten laufen nicht ohne Probleme über jedes Gleis. Mein gefundener Kompromiss ist die Einstellung der Radsätze auf 28,8mm (Arge Radsatzlehre) und eine Lückenbreite von 2,1mm an der Radsatz-führenden Seite im Gleis und 1,8mm auf der anderen Seite.
    Nachtrag zum Schraubstock...der Schraubstock mit seinen backen ist Wurscht...ich meinte das Leben der Feilen wenn sie immer auch den gehärteten Schraubstockbacken rum schrapen. :D

    @ Till: Ich habe die Spur im gebogenene Gleis teilweise auf 32,3mm erweitert, je nach dem, ob der Radius kleiner oder grösser ausfällt. Immer auch an die Schrägstellung der Räder bei langen Wagen denken. Unabdingbar auchn und gerade bei der Nutzung von Spurlehren ist der Messchieber :rolleyes: Meine Spurlehren habe ich mir einfach aus Resten von Gussbäumen selber geschliffen. Die sitzen satt auf dem Schienenkopf auf und auch eine Lehre für Spurerweiterung lässt sich so einfach schleifen.

    Allzeit entgleisungsfreie Fahrt,
    Dirk

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