Liebe Forumsleser,
in meinem einhundertersten Beitrag in diesem Forum möchte ich Euch nun mein Spur-0-Projekt vorstellen. Das Konzept und wie es dazu kam, habe ich bereits in meinem ersten Beitrag grob angerissen, immer mit der Befürchtung, dass ich mich dabei verhebe – erstmal wollte ich ein paar Fingerübungen machen. Denn, mit Verlaub gesagt, der Modellbau in Spur 0 geht m. E. über Basteln weit hinaus! Nicht, dass es damit nichts zu tun hat, im Gegenteil! Viele Kollegen sind ja auch mit der Vergrößerung der Spur H0 vollauf zufrieden und das ist bereits ein Riesenunterschied nicht nur in der Größe! In meinen drei Jahren Testphase stelle ich mir ständig die Frage: Moment mal, wie sieht das, was ich zu bauen beabsichtige, eigentlich ganz konkret beim Vorbild aus? Welche Zugeständnisse kann und muss, welche darf ich (eigentlich) nicht machen, ohne ein Spielzeug zu fertigen! Nichts gegen Spielzeug, der Spieltrieb soll ja auch befriedigt werden, aber der Unterschied zum Modell ist mir in meinen über 60 Jahren als Modelleisenbahner nie klarer geworden als jetzt!
Nun genug der Philosophie, anbei mein handgemalter Gleisplan, der als Entwurf auch bereits über drei Jahre existiert, nun aber – zum Glück – im Maßstab 1 : 1 auf Papier (4,35m sind ganz schön lang!) kontrolliert und korrigiert wurde. Im linken Bereich findet sich die Vorbildsituation sehr ähnlich zu St. Andreasberg im Harz (siehe hierzu auch die Literatur von Wikipedia und das Forum von Otto O. Kurbjuweit „Mapud“) mit den sehr kurzen Bahnsteiggleisen, den beiden DKW‘s und den über einen halben Hosenträger zu erreichenden Ladegleisen. So weit, so gut. Darauf sollte eine Rangieranlage nach englischem Vorbild entstehen, was jedoch meine Phantasie auch in Anbetracht der Betriebsideen von OOK wenig befriedigte. Den Bahnhof nach rechts zu verlängern, wie von OOK vorgeschlagen, kam für mich nicht in Frage, da das die zündende Idee eines sehr kurzen Bahnhofs zerstört hätte. Also musste eine Fabrik her! Die Kollegen haben bestimmt von den Laaser Marmorwerken gehört, die kam als Anregung gerade recht. Nun sollte aber noch die weite Welt angeschlossen werden, bei 4,35m x 3,20m Raumgröße nicht ganz einfach. Herausgekommen ist eine Steilstreckenbahn (statt Zahnrad) mit einer Spitzkehre. Über die wird das Tal (oder die weite Welt) in Form einer Schublade für mehrere Zuggarnituren, angeordnet direkt unter dem Bahnhof, erreicht. Das bedeutet: zwei Privatbahnen:
a) St.Andreasberger Bergbahn für den öffentlichen Verkehr, Touristen, Versorgung St.Andreasberg;
b) St.Andreasberger Marmorbahn als Werksbahn des Marmorwerks.
Das heißt auch, kurze Wagen, kurze Züge, Lokomotiven stets talseitig, Dampfloks stets Schlot bergseitig, gemeinsame Benutzung der eingleisigen Trasse und der Bahnhofsgleise, gemeinsame Verwaltung (mich).
Die Gleisanlage ist weitgehend als Freiform entworfen, als Baumaterial werden Code 125-Schienen auf Eichenschwellen mit Wenz-Schienenplatten und -nägeln verwendet. Weichen und Kreuzungen aus Wenz-Bausätzen oder als Selbstbau mit Wenz-Teilen. Zu den oben erwähnten Fingerübungen zähle ich die Spitzkehre mit Drehscheibe, die Fußgängerbrücke und den in der Kurve liegenden Hosenträger. Alles ist noch nicht vollständig fertig, man will ja auch irgendwann etwas fahren sehen. Der Hosenträger ist aber schon so weit gediehen, dass ich über die Fingerübungen berichten kann. Über Fußgängerbrücke und Drehscheibe habe ich bereits etwas durchsickern lassen und einige Lobe eingeheimst, wofür ich mich auf diesem Wege herzlich bedanke. Ich hoffe, nun, in loser Folge über das eine und andere Teil des Projektes hier berichten zu können, wobei besonders der Hosenträger sehr spannend zu nennen ist. Nur soweit sei verraten, es fehlen nun noch die Zungen, aber die sollen über ebenerdiges Gestänge nach englischem Vorbild bewegt werden; mal sehen ...
In der Hoffnung, das Forum nicht zu langweilen, grüßt
Reinhold