ein britischer offener Güterwagen

  • hallihallo,


    vielleicht gefällt es jemand, vielleicht regt es auch mal jemand an, über den Tellerrand zu spicken, dieser Bausatz hat mir jedenfalls riesig Spass gemacht...


    Das Vorbild war einer der letzten Entwürfe, der von der LMS vor der Verstaatlichung 1948 realisiert wurde. Es handelt sich um einen von 5500 gebauten Wagen des Typs "Diag 2/102", einen 7-plank wagon with end doors. Zur gleichen Zeit wurden auf identischen Untergestellen schon Stahlwagen entworfen. Dieser Typ ist einer der letzten Holzwand-Güterwagen, die in Grossbritannien gebaut wurden. Der Wagen hat keine durchgehende Bremsleitung, er wird ausschliesslich durch den typischen englischen Bremshebel von Hand gebremst.



    Das Modell stammt von David J. Parkins, einem sehr kleinen Anbieter von höchstdetaillierten Messingbausätzen.


    Für 46GBP bekommt man sieben Platinen, von denen hier eine zu sehen ist.



    Es liegt eine Platine mit Spur 0 Muttern !! und eine mit einzelnen Blattfedern bei. Die Puffergehäuse und die Achslagergehäuse liegen in feinem Weissmetallguss bei. Die Puffer sind aus Messing gedreht. Räder und Decals muss man getrennt beschaffen. Natürlich gehört auch eine detaillierte sechs-seitige Anleitung dazu.


    Nach einigen Stunden Braten sieht der Rahmen so aus:



    Und so sieht das ganze aus, nachdem alle Rahmenteile, die Blattfeder, die Achslager, die Achslagerhalter und Teile der Bremse montiert sind und das Ganze sandgestrahlt wurde.



    Man kann die Konstruktion der Federung erkennen. Obwohl die Blattedern wie im Original aus mehreren Blättern gestapelt sind, ist die komplette Feder viel zu hart, um realistisch zu wirken.


    Es gibt übrigens ein sehr interessantes Büchlein, in dem die kompletten Bauart-Zeichnungen dieses und vieler anderer Güterwagen zu sehen sind. Die Zeichnungen sind Grundlage für die Bausätze und man kann dort auch viele Details erkennen, die aus dem Messing-Bausatz nicht so einfach herauszelesen wären.


    Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die verwegene Idee, die Wände des Wagens nicht wie vorgesehen aus Messing zu bauen, sondern aus Holzbrettern vorbildgerecht aufzubauen. Bei Ebay gibt es Brettchen, die genau die richtigen Masse haben. Ich habe die Messingteile als Bohrschablone verwendet, nachdem ich die Bretter mit doppelseitigem Klebeband fixiert hatte.



    Ein bisschen was geht immer noch, also habe ich die beiliegenden Niete, die mir zu gross vorkamen, durch massstäblich korrekte Messingnieten ersetzt.



    Eine komplette fertige Seitenwand sieht dann so aus:



    Nachdem das Untergestell schwarz brüniert wurde, habe ich es dünn mit schwarzgrauer Grundierung und darauf mit schwarzer Farbe lackiert.


    Obwohl ursprünglich nicht geplant, ist die Bremse beweglich. Durch Bewegung der Bremshebels legen sich die Bremsbacken an die Räder an. :) Netter Gag...



    Der Wagen mit den montierten Bretterwänden sieht jetzt so aus:



    Inzwischen sind die letzten Montagearbeiten an den Bretterwänden abgeschlossen, im Moment werden noch einige Kleinigkeiten an der Farbe ergänzt und dann fehlen noch die Abziehbilder mit den Wagennummern. Ich habe etwas rumprobiert, die Wagennummern freihändig mit weisser Tusche anzuschreiben, aber das ist leider nicht präsentabel :)


    Ich hoffe, es gefällt. Sobald das Werk abgeschlossen ist, werde ich noch mal ein Bild einstellen.


    schönen Abend, Michael

  • Hallo Michael!
    Ein interessanter Bausatz und eine tolle Arbeit von dir. Kannst du bitte mehr über die Homepage von Parkins erklären, wie z.B. wo finde ich diesen Bausatz und auch über das von dir erwähnte Büchlein. Ich habe starkes Interesse an englischen Modellen.
    Gruß Werner

  • Ein interessanter Bausatz und eine tolle Arbeit von dir. Kannst du bitte mehr über die Homepage von Parkins erklären, wie z.B. wo finde ich diesen Bausatz und auch über das von dir erwähnte Büchlein. Ich habe starkes Interesse an englischen Modellen.


    Hallo Werner,


    Andreas hat ja schon Info zur Webseite gegeben. Die englischen Kleinserienhersteller sind etwas speziell, was Ihre Webseiten angeht. Es ist nicht selten, dass ein Bausatz ohne jedes Bild angeboten wird. Wenn man sich für einen bestimmten Bausatz interessiert, ist es meistens hilfreich, in den einschlägigen Foren wie z.B. westernthunder oder RMWeb nachzuschlagen. Dort werden häufig Baubeschreibungen vorgestellt, aus denen viel über die Qualität der Bausätze herauszulesen ist.


    Das Buch mit den Zeichnungen ist:
    R.J. Essery
    Official drawings of LMS wagons No.1
    ISBN 10: 1874103305


    Aber Vorsicht, es gib zwei Bände, der zweite enthält vorwiegend Spezialwaggons und ist bei weitem nicht so interessant wie der erste.


    Das Buch ist im Moment nicht neu lieferbar, aber über http://www.amazon.co.uk erhältlich.


    Hier ein kleines Beispiel einer Detail-Zeichnung:




    Wenn Du mehr Info brauchst, kann ich Dir gerne helfen.


    Michael

  • Ein sehr schöner Baubericht und eine ausgezeichnete Wahl, die Bordwände in Echtholz zu machen.


    Über die Farbgebung der Holzwände brauchst du dir im Prinzip keine Gedanken zu machen, lass die Natur für dich arbeiten ;)


    Die offenen Güterwagen mit Holzaufbau wurden zu dieser Zeit nicht angestrichen, sondern so unbehandelt belassen. Nur unter die Beschriftung kam ein schwarzes Feld. Mit den Jahren, Regen, Wind, Sonne und normalen Dreck ist das Holz ausgeblichen und bekam dann eine grau-schwarz-silbrige Farbgebung. Hier ein Exemplar, welches besonders gelitten hat:



    Summerlee_2
    by blackmoor_vale, auf Flickr


    (Durch anklicken kommt man auf eine größere Ansicht und zu weiteren Fotos)


    Bei Reparaturen hat man dann einzelne Bretter ausgetauscht, die Ersatzbretter sind "natur" geblieben. Das sah dann ungefähr so aus:



    OAA 100013
    by Steve Jones, auf Flickr


    Das wäre schön, wenn du diesen Effekt hin bekommen könntest. Ansonsten, tolle Arbeit, besonders das Untergestell mit dem beweglichen Bremsgestänge gefällt mir. Ein wirkliches Prachtstück.


    Beste Grüße, Torsten

  • Hallo Michael,


    Gratulation, da hast du dir ein wunderschönes Modell ausgesucht.
    Die Modelle von David J. Parkins sind schon eine Klasse für sich.
    Aber manchmal auch, auf Grund der Komplexität, etwas für Masochisten.


    Gruß Peter

  • Hallo Torsten,
    ich werde den Wagen im Ablieferungszustand belassen. Das einzige Foto, das ich kenne (ganz oben im Thread) zeigt ihn in diesem Zustand. Ursprünglich hatte ich vor, den Wagen zu altern, aber die natürliche Farbe des Holzes gefällt mir so gut, dass ich ihn so lasse.
    Hallo Peter,
    Für mich ist das kein Masochismus, sondern Modellbau in höchster Vollendung. Ich glaube, diese Kits haben die beste Detaillierung, die es gibt. Wenn man mehr will, bleibt nur noch scratchbuilding übrig. Für mich ist dieser Detaillierungslevel der höchste Genuss, den unser Hobb zu bieten hat. Da bin ich ein echter Nietenzähler. (Bei diesem Bausatz übrigens ca 250 Stück ) :-)) Übrigens finde ich, dass die Bausätze relativ leicht zu bauen sind. Man kann sich auf die Passgenauigkeit voll verlassen. Jeder Teil passt genau- Wenn die Teile an Ort und Stelle sind, dann ist das Ergebnis korrekt.


    Ich habe den Bericht geschrieben, weil ich finde, dass man für 50 Pfund so einen Bausatz auch mal ausprobieren kann, wenn man nicht viel Erfahrung beim löten hat. Ich wollte sicher nicht zeigen, wie toll ich einen Bausatz zusammenfügen kann.


    Michael


    Michael

  • Hast du den Bausatz mit Flammenlöten zusammengebaut? Und von wem hast du die Räder gekauft


    Hallo Werner,


    ich habe den Bausatz vorwiegend mit meinem Widerstandslötgerät gelötet. Einige Stellen sind mit einer normalen Lötstation gelötet und die Weissmetall-Puffer sind mit Stabilit geklebt. Ich denke, dass es auch ohne Widerstandslöten geht. Der Vorteil ist, dass man beim Widerstandslöten die Teile mit der Lötspitze fixieren kann, da die Spitze vor und nach dem Lötvorgang kalt ist. Andrücken, kurz einschalten, ausschalten, warten bis fest, loslassen. Dadurch hat man das typische Lötproblem, dass man immer eine Hand zu wenig hat, erledigt. Aber das ist nur meine persönliche Vorliebe. Viel wichtiger ist, dass man ein vernüftiges Flussmittel, am besten Phosphorsäure, verwendet. Die Räder sind von Slaters. Die Nummer 7122 sind die richtigen für finescale 7mm, was unserer 32mm Spurweite entspricht.


    Michael

  • Hallo Michael,
    ich nehme Silbergraue Beize um verwittertes Holz darzustellen.
    Viele Grüße,
    Peter Jung

  • Hi Michael, einen wirklich tollen Wagen hast Du da gebaut, alle Achtung! Das erinnert mich an 2 - 3 offene englische Güterwagen, die noch bei mir schubladiert sind. Ich hab sie mal vor Jahren aus Telford mitgebracht. Sind aber nicht so fein wie Dein wirklich tolles Fahrzeug. Viele Grüsse und herzlichen Dank für Deine Baubericht. Charlie D. aus O. am M.

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