Hallo zusammen,
aus gegebenem Anlass möchte ich mal eine Idee zur Diskussion stellen, die so neu eigentlich nicht ist.
Zum einen gibt es im Thread zum SNM Sondermodell des Btms 33 ja diverse Meinungsäußerungen zur Akzeptanz von notwendigen Montagearbeiten. Eine Diskussion, die ich stellenweise fassungslos verfolge.
Zum anderen wird im britischen RMweb gerade ernsthaft über die Sinnhaftigkeit und den Nutzen von Wagonbausätzen diskutiert, und zwar nicht im luftleeren Raum. Die Diskussion wurde von Steven Leathers, der Kopf hinter der Little Loco Company, selbst angestoßen.
Nach seinen ersten Lokomotiven plant er auch die Produktion diverser Wagenmodelle und denkt momentan ernsthaft über eine Bausatz-Option nach.
Dazu muss man wissen, dass Steve eine Produktion in seinem Heimatland aufbaut und nicht (mehr) in China produzieren lassen möchte. In UK sind jedoch die Lohnkosten für die manuelle Endmontage der Fertigmodelle erheblich höher als in China. Ein Wegfall dieses Postens würde sich also deutlich für den Endverbraucher bemerkbar machen. Wohlgemerkt, wir sprechen hier nicht über klassische Bausätze, sondern um das finale Zusammenstecken und –schrauben von Modellen, die ansonsten in der gleichen Weise wie die aktuell bekannten Fertigmodelle konstruiert und hergestellt werden. Und die sind, auch aus Kostengründen, auf eine möglichst rationelle und einfache Montage ausgelegt. Ein weiteres Pro-Bausatz Argument für unsere britischen Kollegen ist natürlich die in UK (noch) weit verbreitete Tradition des Kit-Buildings. Nicht nur in Spur 0, selbst in der Spur 00 (vergleichbar mit unserem H0) ist heute noch die Nutzung des breitgefächerten Angebots an kommerziell erhältlichen Fahrzeugbausätzen ein ganz selbstverständlicher Teil des Hobbys.
Wie seht ihr das mit Blick auf unseren eigenen, länderspezifischen Markt und Konsumgewohnheiten? Gäbe es bei uns überhaupt eine nennenswerte Nachfrage nach Wagenmodellen in Einzelteilen? Für die Modellbahner, die ohnehin ihre Modelle zum Umbau oder auch nur zur Neulackierung zerlegen, wäre das sogar ein echter Vorteil. Ich selbst habe zuletzt für ein Umbauprojekt eine Lenz Donnerbüchse komplett zerlegt und kann sagen, dass ich den umgekehrten Weg ohne Angstschweißperlen in Angriff nehmen würde. Aber wäre bei der China-Produktion überhaupt ein nennenswerter Preisvorteil durch den Wegfall der Endmontage zu erzielen? Ansonsten würde dieser Weg keinen Sinn machen. Spätestens hier könnten wohl nur die Hersteller selbst (z.B. Schnelli?) eine fundierte Stellungnahme abgeben.
Ich bin mal auf die Reaktionen aus dem Forum gespannt. Wie gesagt, neu ist die Idee nicht. Wer erinnert sich nicht an die alten Wagenbausätze von Märklin? Ja, sogar in H0 gab es mal Modellbahner, die noch selbst Hand an ein Modell gelegt haben. Aber da hat sich die Konsumentenhaltung im Laufe der letzten Jahrzehnte doch schwer verändert und ist wohl teilweise auch durch Umsteiger in die „Großserien Spur 0 Ära“ herübergeschwappt. Oder irre ich mich da?
Jetzt diskutiert mal schön (oder auch nicht)
Klaus