Für den Funktionsmodellbau sind Karton und MDF nicht unbedingt die bevorzugten Materialien ... da denkt man dann doch eher an gefräste oder geätzte Bauteile aus Messing und anderen Metallen.
Dass es im Prinzip auch mit Lasercutbausätzen geht, habe ich mit meinem Prototypen der Kranbahn bei den Spur-0-Tagen in Gießen gezeigt.
Der gezeigte Protoyp funktionierte mit allen drei Funktionen (Verfahren der Kranbrücke, Verfahren der Laufkatze und Heben/Senken der Kranfunktion) zwar noch etwas ruppig und hakelig, aber dennoch mit so viel Präzision, dass es kein Problem war, die Coils mit ihrer 12-mm Wickelöffnung mit dem passenden Ladegeschirr aufzunehmen und abzusetzen.
Die Präzision lässt sich auf jeden Fall noch steigern, wenn man nicht (wie ich) an einem Prototypen per Try-and-Error verschiedene Antriebsvarianten durchtestet, sondern konsequent auf eine erfolgversprechende Lösung hin konstruieren kann.
Die Kranbahn verfügt über drei Antriebe: Während für die Antriebe 2 und 3 (Laufkatze sowie Heben/Senken) nur eine Abstimmung von Motoren/Unteretzungen notwendig war, aber das Antriebsprinzip auf Anhieb funktionierte, bereitete der Antrieb 1 (Fahren der Kranbrücke) erhebliche Probleme und erforderte drei Anläufe:
Den ersten missglückten Versuch habe ich nicht im Bild dokumentiert: Ich hatte in jeden der Kastenträger mittig einen Antrieb montiert und hatte versucht, den Kranträger quasi wie ein Schienenfahrzeug anzutreiben. Das konnte nicht gut gehen, weil bei einer Achslänge von rund 36 cm und einem Achsabstand von nur knapp 9 cm ein Verkanten des Gefährts vorprogrammiert war.
Beim zweiten Anlauf setzte ich auf einen Seilzugantrieb, wie er ja bei der Bewegung der Laufkatze auf Anhieb funktionierte. Der entscheidende Unterschied ist allerdings, dass ich bei dem Laufkatzenantrieb mit einem mittig montierten Seilzug auskam, während der Kranbrückenantrieb wegen seiner Breite rechts und link einen Seilzug benötigt. Über Umlenkrollen an den Enden der Laufschienen wurden die Seilzüge aus Angelschnur unter die Basisplatte umgelenkt; dort befand sich die Antriebsmimik:
Dieser Antrieb scheiterte letztendlich daran, dass die angetriebenen Umlenkrollen zu klein waren und trotz Haftreifen zuviel Schlupf entstand. Bei der Schwergängigkeit der Kraftübertragung über die Umlenkrollen oben und unten war die Bewegung viel zu ruckelig und es war auch kein verkantungsfreien Fahren möglich.
Erst die dritte Antriebsvariante brachte den gewünschten Erfolg: Auf den Innenseite der beiden Längsträger wurde je eine 3-mm-Gewindestange aus Edelstahl vorne und hinten mit Hilfe je eines Kugellager aufgehängt. An der Kranbrücke habe ich Mitnehmer aus Messingblech montiert, die mit einem M3-Gewinde die Gewindestangen umschließen. Die Gewindestangen sind hinten aus der Hallenwand herausgeführt und jeweils mit einer Zahnriemenscheibe versehen:
Der Antriebsmotor, ebenfalls mit Zahnriemenscheibe ausgestattet, befindet sich im Halleninneren. Er sitzt auf einer Motorhalterung, die mittels Langlöchern und 6-mm Schrauben/Flügelmuttern in der Höhe verstellbar ist, sodass sich die Spannung auf dem Zahnriemen anpassen lässt. Bevor ich zu den Problemen und Optimierungspotenzialen dieses Antriebs komme, möchte ich die Antriebe 2 und 3 vorstellen.
Der Antrieb 2 für das Fahren der Laufkatze hat sich vom ersten Test bis zum Vorführmodell nur geringfügig verändert. Zunächst hatte ich einen Motor mit einem 12er Ritzel in ein 54er Zahnrad, das mit der Umlenkrolle für den Seilzug verbunden war, wirken lassen:
Dass die Untersetzung möglicherweise nicht reichen würde, war mir halbwegs bewusst, aber optimistisch dachte ich: die digitale Ansteuerung wirds schon richten ... tat sie aber nur unbefriedigend: auch bei niedrigste Fahrstufe bewegte sich die Laufkatze zu schnell, so dass ein feinfühliges Steuern nicht zu erwarten war. Der Motor wurde also durch einen Getriebemotor ausgetauscht, der kaum voluminöser ausfiel und mit seinen rund 100 U/min zu dem gewünschten Ergebnis führte, schnell genug verfahrbar, aber extrem feinfühlig bei niedrigster Fahrstufe: Die Umlenkrolle (10 mm Ø) hat einen Haftreifen bekommen (von der Spur N) um die Reibung zu erhöhen, der Seilzug ist unten an der Laufkatze fixiert (auf der Gegenseite mit einer Zugfeder) und wird oben durch ein 3-mm Messingrohr geführt.
Antrieb 3 für das Heben und Senken hatte zunächst einen Wickelmotor wie schon bei Antrieb 2 mit einem 12er Ritzel und einem 54er Zahnrad auf der Wickelachse:
Auch hier gab es dieselben Einschränkungen wie zuvor: zu schnell, nicht präzise genug steuerbar. Hier kam aber ein weiteres Problem dazu: das Ladegeschirr für die Coilverladung alleine ist schon relativ schwer, zusammen mit den aus Papier gewickelten Coils ist so viel Gewicht am Haken, dass die Winde nicht die Position hielt, sondern durchrutschte.
Abhilfe brachte hier eine Antriebslösung mit Schnecke und Ritzel, da die Schnecke neben der stärkeren Untersetzung eine selbsthemmende Wirkung hat:
Hier noch einmal die Ansicht der Antriebe 2 und 3 im montierten Zustand:
Nun zurück zu den Problemen mit Antrieb 1: Während bei den Antrieben 2 und 3 kleine Motörchen ausreichend sind, die sich bei einem Modell, das nach Vorbildgerechtigkeit strebt, auch leicht kaschieren lassen (bei meinem Prototypen soll die Technik der Anschauung halber ja sichtbar bleiben), benötigt der Antrieb 1 schon einen Motor mit ordentlichem Drehmoment. Der Motor aus dem RC-Bereich sollte laut technischen Angaben zwar auch mit 750 mA auskommen ... dem war aber nicht so. Ich kann deshalb mit den zur Verfügung stehenden Decodern diesen Motor nicht digital antreiben, sondern steuere ihn analog an. Dieser derbe Motor in Verbindung mit einer Vibration der Gewindestangen führt dazu, dass der Antrieb recht ruppig läuft. Hinzu kommt, dass der gespannte Zahnriemen Zug auf die nach hinten herausgeführten Gewindestäbe ausübt und sie bei optimaler Spannung leicht biegt. Das trägt natürlich nicht zu einer Laufruhe bei und verstärkt die Vibrationen noch.
Hier ist die Lösung aber relativ simpel: Im nächsten Bearbeitungsschritt werden beim Prototypen die Zahnriemen zwischen zwei Kugellagern platziert, so dass diese Fehlerquelle entfällt.
So weit zunächst einmal meine Dokumentation. Gibt es Fragen dazu? Gibt es Wünsche, weitere technische Details im Foto zu zeigen? Gibt es Anregungen für/von Nachahmungstätern?
Gruß --- Jürgen