Hallo zusammen,
da hier gerne über Anlagenpläne diskutiert wird möchte ich Euch mal meinen aktuellen Planungsstand vorstellen. Dazu muss ich einiges vorausschicken.
Der nachfolgende Plan beschreibt eine Hälfte des beabsichtigten Gesamtprojekts. Die Planung für die zweite Hälfte steckt noch in den Kinderschuhen und ist bislang nicht präsentabel. Die konkrete Umsetzung steht aktuell nicht an, da der Raum noch nicht existiert. Die baurechtlichen Grundlagen sind bereits gelegt, doch bis zu Bildern einer in Bau befindlichen Modellbahnanlage wird noch viel Wasser die Wupper hinunter fließen. Wie von Foristen in anderen Threads bereits erwähnt, ist es nicht die schlechteste Idee einen Plan in Ruhe reifen zu lassen. Deshalb macht es durchaus Sinn, den Prozess frühzeitig zu starten. Wenn man auch nach Wochen und Monaten auf seinen Plan schaut und sagen kann „dat isset“, wächst die Aussicht auf eine langfristige, glückliche Beziehung.
Der Plan zeigt einen kleinen Durchgangsbahnhof an einer eingleisigen Nebenstrecke, angereichert mit zwei Industrieanschlüssen. Das mag angesichts des zur Verfügung stehenden Platzes etwas bescheiden klingen, ist es aber gar nicht. Die Bahnsteige haben eine Länge von ca. 2,2 m, das Ausweichgleis eine Nutzlänge von gut 3,5 m. Das reicht für den Halt und Kreuzung von Personenzügen mit drei Silberlingen, vier 4yg oder drei 3yg Pärchen, Güterzüge mit bis zu 17 Zweiachsern können überholt oder gekreuzt werden.
Die Strecke fällt zu beiden Enden hin ab und erreicht jeweils nach Umrundung des gesamten Raumes den Schattenbahnhof. Dieser liegt ca. 30 cm unterhalb des DB-Bahnhofs. Die beiden Streckenenden treffen dort wieder aufeinander, Züge können Kopf machen und umgebildet werden, aber auch einfach durchfahren. Es ist also sowohl ein Richtungsbetrieb „von A über B nach C und zurück“, als auch ein simpler Kreisverkehr mit optionalen Zugkreuzungen möglich.
Ich habe mich bewusst gegen einen sonst so gerne gewählten Endbahnhof entschieden. Dessen größter Vorteil ist, wenn überhaupt, die Längenentwicklung, weil die Streckenfortsetzung auf einer Seite entfällt. Bei den meisten Zügen muss die Lokomotive umsetzen (Wendezüge ausgenommen). Ja, und das war es schon mit den Vorteilen. (für die Variante Spitzkehrenbahnhof gelten natürlich andere Rahmenbedingungen) Zugkreuzungen von Personenzügen am Endbahnhof einer Nebenstrecke sind eher eine Seltenheit, und bei einlaufenden Güterzügen müssten üblicherweise alle (oder zumindest die meisten) ankommenden Wagen für dieses Ziel bestimmt sein. Bei einem Durchgangsbahnhof kann ich guten Gewissens Züge kreuzen und auch mal enden lassen. Beim Nahgüterzug müssen einzelne Wagen aus dem Zugverband ausrangiert und andere eingestellt werden. Und zu guter Letzt kann ich einen Durchgangsbahnhof für einen (vorbildwidrigen) Kreisverkehr nutzen, was selbst dem betriebsorientiertesten Modellbahner gelegentlich gefallen könnte. Soweit mein kurzes Plädoyer für eine unterschätzte Anlagenform (und nicht das schlecht reden anderer Ideen). Zurück zum Plan.
Im sichtbaren DB-Bahnhof gibt es den Übergang zu einer privaten Kleinbahn. Die Funktion und Abläufe dürften anhand des Gleisplans selbsterklärend sein. Die Kleinbahnstrecke steigt nach Ausfahrt aus dem Bahnhof an und überquert nach einigen Metern die DB-Strecke auf einer Brücke. Eine maximale Steigung von 2,5 % für alle Strecken (DB und Kleinbahn) sollte einzuhalten sein. Die Kleinbahn bleibt auf dem einmal erreichten Höhenniveau und schwenkt auf die gegenüberliegende Längsseite des Raums. Hier verläuft die Strecke in kleinstädtisch industrieller Umgebung, bedient dabei verschiedene Gewerbebetriebe mit rangierintensiven Gleisanschlüssen und endet in einem kleinen Bahnhof, der hoffentlich auch alle notwendigen Einrichtungen zum Abstellen und zur Unterhaltung der Kleinbahnfahrzeuge bieten wird.
Hier liegt einer der Knackpunkte dieses Konzepts. Die Kleinbahnstrecke verläuft komplett im sichtbaren Bereich. Es gibt keinen Fiddle Yard, der die „weite Welt“ verkörpert, alle Kleinbahnfahrzeuge müssen im dargestellten Bereich ihren Platz finden.
Womit wir beim Betriebskonzept angelangt wären, wonach gerne gefragt wird. Einige Möglichkeiten wurden bereits angedeutet. Es gibt eine klare Zweiteilung zwischen dem Betrieb auf der DB-Strecke und der Kleinbahn, wie gemacht für zwei Betriebsspieler. Der Platz im Innenraum ist dafür vollkommen ausreichend. Eventuell könnte man sogar noch einen dritten Mitspieler integrieren, indem man den DB-Betrieb zwischen Güter- und Personenverkehr (oder auch anders) aufteilt. Als Einzelkämpfer könnte man sich je nach Tageslaune auf einen der beiden Betriebsteile beschränken oder den Gesamtbetrieb nach einem ausgedünnten Fahrplan bestreiten. Auch ein optionaler Automatikbetrieb der DB-Strecke wäre denkbar, ist aber nicht angedacht. Die DB-Strecke stelle ich mir als Durchgangsnebenbahn vor. So könnte man glaubwürdig gelegentliche Eilzüge oder umgeleitete Durchgangsgüterzüge durch den Bahnhof rollen lassen. Ich denke da z.B. an die Strecke von Köln nach Hagen über Dieringhausen und Brügge (Westf.), mitten durch die Bergisch-Märkische Idylle.
Die Kleinbahn soll einmal die Heimat für meine ELNA 6 werden, die dort die Hauptlast des Güterverkehrs zu tragen hätte. Ein alter (Schlepp-)Triebwagen oder eine kleinere Dampf- oder Diesellok plus ein, zwei kurze Personenwagen erledigen den spärlichen Personenverkehr und kleinere Aufgaben.
Der Schattenbahnhof hat zwei Funktionen zu erfüllen. Er soll einmal als Zugspeicher für feste Zugkompositionen dienen, aber auch gleichzeitig als Fiddle Yard für das manuelle austauschen und umrangieren der Güterzüge. Ein passender Gleisplan muss noch entwickelt werden. Unter dem Kleinbahnschenkel wäre ausreichend Reservefläche vorhanden, um diese beiden Funktionen ggf. zu trennen oder die Abstellkapazität zu erweitern.
Zur konkreten Gleisplanung. Auch wenn Radien und Nutzlängen immer noch eine Karikatur des Vorbilds sind, so war mir doch eine gewisse Großzügigkeit wichtig. Daher stellen die bislang vorgesehen Gleise für mich bereits die Obergrenze des (v)erträglichen dar. Im sichtbaren Bereich kommen die Lenz Weichen aufgrund ihres recht großen Abzweigwinkels nicht in Frage, zumindest nicht bei den Durchgangsgleisen der DB-Strecke. Momentan habe ich mit 1:6 Weichen geplant, für mich ein akzeptabler Kompromiss. Ich werde mir mal einen Weichenbausatz bei Wenz bestellen und schauen, ob das eine (zeitlich) praktikable Lösung sein könnte. Für den verdeckten Bereich stelle ich mir Peco Weichen als Mittel der Wahl vor.
Die dargestellte Umgebung soll meine Heimatregion, das Bergische Land, widerspiegeln. Das wird sich vorrangig auf die Architektur der Gebäude sowie die Auswahl der typischen Industrien auswirken. Für den Kleinbahnbereich haben mir die KIMA/NBE von Matthias („mattes56“) und die an Siegener Vorbilder angelehnte Anlage von Michael Sterna https://kleinbahn-spur0.jimdo.com/wertvolle Anregungen gegeben. Etwa in diese Richtung soll auch die Reise bei meinem Kleinbahnteil gehen. Im HiFo gibt es dazu einen ausführlichen 13-teiligen Bericht über die Strecke von Remscheid Hbf nach Remscheid-Hasten, eine weitere üppige Inspirationsquelle für die Gestaltung der zukünftigen Anlage. Wer das nachvollziehen möchte, hier der Link zum letzten Teil, am Ende findet man die Links zu den anderen Teilen. http://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?17,7699585
Der nachfolgende Plan ist mit Hilfe eines normalen Zeichenprogramms erstellt worden. Die Gleisformationen habe ich aber bereits erfolgreich auf Anyrail mit einem Mix aus 1:6 Weichen, einigen wenigen Lenz Weichen und Flexgleis nahezu deckungsgleich konstruiert, ist also stimmig und sehr nahe an der Modellbahn-Realität.
Viel Spaß beim Studieren
Klaus