Presse: "Friedhof der Modelleisenbahner"

  • Hallo,


    hier gilt eher der alte Leitspruch:
    Totgesagte leben länger ... die im Handelsblatt-Artikel erwähnte Haarfarbe ist da wohl kein ausreichender Richtungsanzeiger :rolleyes:


    Klar hat die Modellbahn ein Legitimationsproblem, wenn ich mir den Massenmarkt gerade in H0 anschaue und dann die exorbitante Preiswentwicklung dazu - das war für mich der Auslöser zum Wechsel in die Spur 0!


    Gruss von einem Mitte-40-iger (seit 30 Jahren Modellbauer und da kommen hoffenlich noch n paar Jahrzenhnte nach...),
    Dirk

  • Naja, das Handelsblatt... hat auch in der Vergangenheit so manche Fehlanalyse auf dem Deckel. Dass auch dieser Artikel entweder von einem ahnungslosen Autor (Joachim Hofer) verfasst oder schlecht recherchiert wurde, belegen diese Zeilen:


    Ein Spiegelbild der rückläufigen Entwicklung ist die Halle 4a der Spielwarenmesse. Hier treffen sich all die Menschen, die seit Jahrzehnten ihr Erspartes in Halb-Null anlegen, jener Spurgröße, in der die Eisenbahnen dieser Welt auf Hobbykeller-Format geschrumpft werden. Doch die Modellbahngemeinde wird kleiner, die Sammler sterben weg und mit ihnen die Firmen.
    Die Spielwarenmesse ist immer noch eine Fachmesse, zu der nur wenige Endkunden sich Zutritt verschaffen können - es kann also kaum die Rede davon sein, dass sie "all die Menschen" treffen, die "seit Jahrzehnten ihr Erspartes in Halb-Null anlegen", die trifft man in Dortmund, Leipzig oder anderen Publikumsmessen, Herr Joachim Hofer. Der ebenso simple wie falsche These, dass die Kunden wegsterben mag ich hier nicht zum x-ten Male widersprechen, da muss der Hinweis auf Alterspyramide und Kaufkraft der "Alten" genügen.


    Und so treffen dieses Jahr Vergangenheit und Zukunft brutal aufeinander. Weil es nicht mehr genügend Modellbahnanbieter gibt, um die ganze Halle zu füllen
    Auch falsch, Herr Hofer. Haben Sie mal mit den "Kleinen" vor Ort gesprochen? Waren Sie überhaupt vor Ort? Recherchieren Sie einfach mal, wie sich die Preise für einen Quadratmeter Messestand entwickelt haben. Für manchen "Kleinen" ist das betriebswirtschaftlich nicht mehr darstellbar, zumal die Spielwarenmesse längst nicht mehr die "Ordermesse" der Vergangenheit ist.


    Fraglos muss die Branche sich um den jungen Nachwuchs kümmern, sicher ist aber auch, dass keine noch so große Anstrengung verhindern wird, dass Jugendliche irgendwann andere "Hobbies" schöner finden und die Modellbahn für einige Zeit im Untergrund oder auf dem Speicher verschwindet. Wichtig aber ist, dass man als junger Mensch den Kontakt mit dem Hobby hatte, dann ist die Chance auf einen Wiedereinstieg erheblich höher. Nur wenige frönen dem Hobby von der Jugend durchgängig bis ins Alter.


    Ebenso fraglos hat die Modellbahn einen Wandel vom Kinderspielzeug zum Hightech-Hobby vollzogen (und tut das immer weiter). Fraglos ist es auch das, was die Modellbahner wollen. Von technisch einfachem, robusten Spielzeugmodell kann kein Hersteller existieren.


    Letztlich belegt der Erfolg vieler Hersteller, die die Entwicklung nicht verschlafen haben, dass unser Hobby noch lange nicht im Sterben liegt.


    Als Fazit zum Artikel im Handelsblatt bleibt, dem Verfasser ein "si tacuisses..." entgegen zu halten.

  • Liebes Forum,


    also ich finde die Idee mit dem Friedhof gut. Da hat man endlich wieder mal eine gemeinsame Zielsetzung!


    meint makabrig


    der NNullguggi

  • Alterspyramide und Kaufkraft der "Alten" genügen

    Die Alterpyramide hat bei unserem Hobby eher eindeutig die "Penisform"! Die Alten werden in 15 bis 20 Jahren Geschichte sein, da kommt nicht mehr viel nach.
    Die nachwachsenden Generationen sind von der Menge her deutlich geringer als die jetzigen Zielgruppe (Jäagrgänge ab 1980 bis zu 50% weniger gegenüber die Jahrgänge ab 1960 bis 1969). Ich sage des zum xstenmal als Stadtplaner, der solche Bevölkerungsprognosen beruflich erstellt. Was wir jetzt sehen in den Messen sind schon die Vorboten, auch die großen Publikumsmessen in Köln. Da sind erschreckend wenig Kinder und Jugendliche da gewesen, zumindest so meinen Beobachtungen. Im Gegenteil ich hab mehr Ältere mit Rollatoren und Sauerstoffflasche gesehen als Kinder im Alter von 11 bis 14 Jahren. Selbst bei Lego nebenan in der Halle in Köln habe ich mehr Erwachsene als Kinder gesehen.


    Bezüglich der Kaufkraft sage ich nur, dass Lenz und CO deindeutig von der noch jetzt noch "prall gefüllten Rentenbeiträge" der jetzigen Altergenerationen profitiert. Wenn ich die Rentenbeiträge der jüngeren gut ausgebildeten Generation (Jahrgänge ab 1980) schon jetzt sehen, dann wird mir jetzt schon Angst und Bange, Da bleibt nicht viel übrig für das Hobby. daher meine Prognose, dass in Spur 0 auch deutliche Marktveränderungen zum Schlechteren geben wird.


    Bis dann
    Marc

  • Hallo,

    jetzt versuche ich das mal pragmatisch, positiv und mit nem Schuss Egoismus zu sehen:
    Für mich und meine Pläne bezüglich Modellbahn in Spur 0 wird's noch reichen. Sollten jetzt die ganzen "alten" Modellbahner sterben und es keinen Nachwuchs geben, so werden sich wohl die Hersteller zeitlich verzögert auch vom Markt verabschieden. Dann gibts nix mehr! Nein, die ganzen Enkel werden das Zeug vom "Alten" dann über bekannte Plattformen verkaufen. Das sollte ja dann erschwinglich sein, weil es ja keiner haben will. Also werde ich genügend Material haben um weiterhin mit viel Freude bei hoffentlich ausreichender Gesundheit (das wünsche ich jedem) die Modellbahnerei weiterhin zu betreiben. Und wenns die letzten Jahre dann, evtl. so gegen 2040, dann nicht mehr alles zu kaufen gibt, ich von einer Nachmittags-Talkshow zur nächsten ob meines exotischen Hobbys aus dem letzten Jahrhundert gereicht werde, dann kann ich immer noch auf ein erfülltes Modellbahnerleben zurückschauen. Die längste Zeit gab es da mehr zu kaufen als ich mir leisten konnte.
    Wenns dann ans Ableben geht, ist die Modellbahn bestimmt nicht mehr das wichtigste, und die Verfügbarkeit und Herstellervielfalt nicht mehr von Interesse für mich.

    Fazit: Ich habe Spaß und keine Sorgen mit meinem Hobby :thumbup:

    Gruß
    Bernd

  • Hallo "Herr Kaleun" (Marc) ^^


    Zur Alterspyramide siehe hier, da lässt sich die Prognose prima ermitteln für die Zukunft: der Anteil der Alten steigt und ebenso die Lebenserwartung.


    Was die Renten angeht, so stimme ich zu, sofern Du Dich auf die ges. Rentenversicherung beziehst, bei der 2050 schätzungsweise 2 Arbeitnehmer für einen Rentner zahlen müssen (vereinfacht formuliert). Die durchschnittliche Rente wird dann unter der Sozialhilfegrenze liegen und die Belastungen für die Einzahler exorbitant ansteigen. Möglicherweise passiert das auch noch viel früher, denn in diesen Berechnungen sind die seit September ins Land gekommenen und hier bleibenden zusätzlichen Anspruchsteller (zuzüglich zahlenmäßig noch nicht spezifizierbarer Familienzusammenführung) nicht erfasst, klar ist nur, dass diese Anspruchsteller weder eingezahlt haben noch in Zukunft einzahlen werden. Die Mär, dass dieses Menschen am Arbeitsmarkt gebraucht werden, ist längst widerlegt: der so genannte "Fachkräftemangel" wird gemeldet, wenn auf eine offene Stelle weniger als 5 (FÜNF!!, vor 2015 waren es sieben!!) Bewerber kommen. Das System der umlagefinanzierten Renten und das Solidarsystem funktioniert nicht mehr (im Prinzip seit 1989), aber die Politik drischt weiter auf den toten Gaul ein.


    Aber: ein großer Teil derer, die in Zukunft in Rente gehen, hat privat vorgesorgt. Auch, wenn die Geldmarktpolitik die private Vorsorge wertmässig immer weiter sinken lässt, so hege ich die Hoffnung, dass der Juncker-Draghi-Schulz'sche Euro-Wahnsinn alsbald ein Ende findet und die privat angesparten Gelder nicht weiter unter dem Zinstief leiden.


    Wie auch immer (eine Vorhersage ist hier vermutlich wie Glaskugel...), trotzdem wage ich die Prognose: die kommenden Jahre (Jahrzehnte) werden unser Hobby nicht sterben sehen, aber es wird eine Marktbereinigung stattfinden. Überleben werden nur die, die vernünftige Qualität zu bezahlbaren Preisen anbieten, und ein paar Hersteller von hochpreisigen hochwertigen Kleinserien.

  • Hallo Leo,


    du bringst es auf den Punkt. Ich kann nur noch den Kopf schütteln, was hier in dieser Republik abgeht. Da wird über die Agenda 2010, dem deutschen Arbeitnehmer von hinten mal so richtig in Beine gegerätscht. Dazu die Libealisierung und Privatisierung von Staatkonzernen, dank EU die ihren Teil auch noch dazu beiträgt, es reicht ja nicht das der deutsche Michel sich von Berlin schon zwangsbeglücken soll, nein Brüssel kann das noch besser.


    Sowohl die nationale Politik als auch die Politik der EU haben dazu geführt, dass wir Lohndumping in vielen Bereichen haben. Ich nehme mal das Beispiel Eisenbahn, es kann nicht sein, dass Kollegen mit gleicher Arbeit,Ausbildung und Verantwortung mal eben ein paar hundert Euro weniger verdienen, dazu diese wahnwitzigen Vergabeverfahren, die durch die EU gedeckelt worden, dass der billigste Anbieter bei einer Ausschreibung den Zuschlag bekommen MUSS. Ohne zu dem Zeitpunkt Lokführer und Fahrzeuge vorzuweisen, sprich auf ein reines Angebot hin! Dank der EU Geilheit unserer Politiker wird das im blinden und vorauseilendem Gehorsam umgesetzt. Achja billiges Angebot, geht natürlich nur auf Kosten der Löhne!


    In Nürnberg hat man ja jetzt gesehen wozu es führt wenn der billige Jakob den Zuschlag bekommt, die kriegen in der NRW achon nix auf die Kette. damit meine ich die Vergabe der S - Bahn Nürnberg.


    Mal ein Gedanke am Rande, wie kann es eigentlich sein, dass Staatsvermögen in privaten Hände kommt??? Man müßte man anfangen zu bohren.


    So kommen diese ganzen Entwicklungen zustande, es geht um Löhne die gedrückt werden sollen wo es nur geht, dann hauen die Firmen nach China ab um uns dann mit ihren Produkten zu beglücken. Tja Problem ist nur, dass immer weniger Leute das bezahlen können oder wollen.


    Deutschland ist ein Land geworden, was sich in der Welt gefallen und feiern lassen will...siehe wir schaffen das! Dem eigenen Volk aber wird nur in die Kniekehle getreten und wer die Wahrheit ausspricht ist Rechtspopolist, dann bin ich das lieber als Mainstream...schlafen tue ich dadurch nicht schlechter. Achja und wenn es dann knallt wie in Berlin, dann überholen die Etablierten die "Rechts(realisten)popolisten auch noch rechts!


    Durch die inkompetente Politik, nutzen immer mehr Firmen es aus, dass Menschen mit ein bis zwei Jobs über die Runden kommen müßen, dass Zeitvertäge und Werksvertäge wohl zum guten "Ton" gehören.Nur bezahlen wollen sie alle nichts und dann wundern wir uns das unsere Hobby sich keiner mehr leisten kann und will!


    Ich für meinen Teil verdiene nicht schlecht, zähle mich zur Mittelschicht. Trotzdem überlege ich immer mehr, mir noch die Modelle zu kaufen, ich hab auch noch andere Hobbys. Die letzten Neuheiten sind alle bei meinem Händler geblieben. Ich zahl das nicht mehr, ich rechne immer noch um in unsere gute alte DM, da wäre ich zum Arzt gegangen wenn ich 400 oder 380 DM für nen Wagen gegeben hätte. Zumal die alle aus China kommen, also keine Fertigung mehr in Deutschland, somit keine sozialversicherungspflichtigen Jobs. In Spur 1 kaufe ich ausschließlich Gleise von KM1, die werden in Am Standort gefertigt also in Deutschland, gleiches gilt für das Zubehör.


    Bei Loks sind die Preise noch vertretbar, da schau ich mir alte Preise aus den 90er Jahrem von Kiss, Dingler und Co an.


    Klar Leo, die wissen genau, dass die Party bald vorbei ist, wenn erstmal die Generation "Praktikum" Minijobber, Werstvertragsinhaber oder auch viele andere die nicht die Löhne oder Lohnzuwächse hatten, sich das Hobby weder im Berufleben leisten konnten, da rede ich von einer Rente nicht mehr. Deswegen muss jetzt noch Asche gemacht werden. Ich seh das doch in der Spur 1.....raushauen was geht...Neuankündigungen jagen sich gegenseitig, der Grund ist klar, ein Wettlauf mit der Demografie. Wir schaffen uns in Deutschland ab, erst werden Kassen geplündert, dann die Löhne an die Wand gefahren, dann Regulieren wir uns zu Tode siehe Klimaschutz usw.Werden zwangsbeglückt durch Berlin und Brüssel. Da wundern sich alle über Trump und heulen wie die Schloßhunde (Medien wie Politiker) Land auf Land ab, dass die USA vor einer Diktatur stehen..lachhaft. Die selbsternannten Eliten haben einfach die Hosen bis obenhin voll...und mir gefällt das. Irgendwann ist eben mal Zahltag!


    Nein wir brauchen wieder eine Politik, die nicht der ganzen Welt gefallen muss, sondern für das eigene Volk da ist, die klare Kante für die soziale Marktwirtschaft zeigt. Keine SPD die erst alles mit Schröder an die Wand färht und sich dann mit Mindestlohn usw weiter feiern Läßt. Wie meinte Herr Schulz...es geht nicht gerecht in unserem Land zu!!!! Was für ein Erkenntnisgewinn!!! Wer hat den die Spielregeln so gemacht, dass es so zugeht, wie es eben zugeht!? Sorry die kann keiner mehr für vollnehmen.


    All das hat zu Verwerfungen geführt,die sich in der Arbeits und Sozialpolitik wiederspiegeln, dass unsere Land dankenswerterweise zwar noch einen Export hat, aber in der Binnenwirschaft durch eine Nullzinspolitik auf Kapitaleinlagen noch einem versucht wird, die Wirtschaft anzukurbeln. Wie lange soll das noch funktionieren?


    Ich hingegen kaufe immer weniger Modellbahnartikel. Ich warte einfach mal die Demografie ab. Letztens ging eine 93er von Kiss in 1 für gerade mal 1000 Euronen weg, dass zum Thema Werthaltigkeit...auch so ein Märchen.


    Beispiel für Werthaltigkeit


    http://www.ebay.de/itm/Lot-229…e1%3Ag%3AzCkAAOSw5cNYi3WB



    Neupreis UVP 2600 Euronen


    MFG


    Michael

  • Der Artikel im Handelsblatt gibt m.E. recht realistisch die wirtschaftlich orientierte Außensicht auf die Szene und den Markt der Modelleisenbahner wieder. Die in der Tendenz fallende Preisentwicklung des Marktes für gebrauchte und früher preislich oft unerschwingliche Messingmodelle bestätigt diese Einschätzung nur, einige Sondermodelle vielleicht ausgenommen. Die Zahl der Modellbahngeschäfte sinkt noch immer, wohl auch befeuert durch die erratisch wirkende Preispolitik der Anbieter und Hersteller. Welcher Händler mit Ladengeschäft legt sich noch Ware auf Lager, wenn sein Lieferant nur Wochen später oder gar gleichzeitig seinen Netto - Einkaufspreis im Internet brutto unterbietet oder unterbieten läßt? Ich denke, wir werden bei diesem Markt in Deutschland eine ähnliche Entwicklung erleben wie z. B in den USA. Es bleiben einige Händlerstützpunkte mit starkem Internet-Standbein, die sich noch dazu thematisch spezialisieren. Das muß nicht schlechter sein, es ist im wesentlichen nur anders. Auch der kleine Spezialmarkt für Modelleisenbahnen kann sich nicht dem generellen Trend zur Spezialisierung und digitalen Verlagerung des Einkaufsverhaltens der Menschen entziehen. Daß dies generell funktionieren kann, zeigt sich gerade an dem so nie dagewesenen Angebot für die Spurgröße 0, aber auch bei der Spurgröße 1. Manche Anbieter liegen bei der Modellwahl oder der Produktionsauflage, aber auch manchesmal bei qualitativen Kriterien nicht im optimalen Bereich, und das hat derzeit erkennbare Folgen für das Standing und den Verbleib im Markt. Aber diese Erscheinung ist eigentlich normal, es ist kein Grund zum Jammern.


    Ob die Nürnberger Spielwarenmesse einen eigenständiger Indikator der Entwicklung im Markt der Modelleisenbahnen darstellt, darf man inzwischen getrost bezweifeln. Die Publikumsmessen auf diesem Gebiet gewinnen deutlich an Bedeutung, wenn auch auf einem inzwischen überschaubar gewordenen Marktvolumen. Was die Kunden erwarten dürfen, ist eine Anpassung der Anbieter an die quantitativ und qualitativ geänderte Nachfrage. Natürlich sind die schwierigen Bausätze für Modelle jeder Art wie auch früher nur ein Nischenmarkt. Viele Menschen wollen eben mehr Fertigmodelle, bei denen man vielleicht das eine oder das andere Detail ergänzen oder verbessern kann. Denn auch die die erforderlichen handwerklichen Fähigkeiten der Menschen wachsen nicht. Immer weniger Jugendliche können z.B. ihr Fahrrad reparieren - das bleibt nicht ohne Folgen für eine Neigung zum Modellbau.


    Was in der Tat besorgt macht, ist der Mangel an Nachwuchs für die Modelleisenbahn. Ich glaube, hier können innovative Ideen bei der Digitalisierung und realitätsaktuelle Modelle noch einiges bewirken. Das hat auch zum Inhalt, daß der digitale DCC-Standard nicht weiter so zerfleddert wie die (aus anderen Gründen erfolgreiche) Android-Software bei Mobiltelefonen. Da gibt es noch einiges zu tun. Ich bin dem Autor des Handelsblatt-Artikels dankbar, unvorbelastet von einer Modellbahn-Affinität die Situation aufgezeigt zu haben. Das regt zum Nachdenken an, wie die Freude am Hobby erhalten und der Modellbahn eine weitere Zukunft gegeben werden kann.


    Viele Grüße aus Frankfurt am Main
    Rainer

  • Wenn ich auch mal etwas zum angeblichen Greisentreffen, landläufig auch als Modellbaumesse 2016 bekannt, sagen dürfte: Ich war einen ganzen Tag dort (am Samstag), und zwar mit zwei Kindern im Alter von 7 und 11 Jahren (Letztere meine Tochter). In der Lego-Welt sah es genau so aus, auch wenn diese Bilder von der Messe 2014 stammen:


    https://www.promobricks.de/wp-…4/08/lego-fanwelt2014.jpg


    http://www.citynews-koeln.de/w…/2016/10/IMA2014-1_nl.jpg


    Kinder und Erwachsene hielten sich in etwa die Waage, vielleicht waren ein paar Erwachsene mehr dort. Das liegt natürlich daran, dass Kinder im Allgemeinen nicht alleine auf so eine Messe gehen, sondern stets in Begleitung ihrer Eltern erscheinen. Wie mag es deshalb verwunderlich sein, wenn jemand schreibt, er habe mehr Erwachsene als Kinder gesehen? ?(


    Und wir waren natürlich auch ausgiebig in der Modellbahnhalle unterwegs. Es waren auch reichlich Kinder dort, natürlich auch ein paar wenige Rollstuhlfahrer (Rollatoren habe ich keine gesehen), die aber nicht immer altersbedingt im Rollstuhl saßen. Da Kinder im Allgemeinen kleiner als Erwachsene sind, sieht man natürlich bei einem Blick in die Halle vornehmlich nur Erwachsene. Die Kinder stapelten sich aber fast buchstäblich überall dort, wo es etwas zum Basteln gab! Die Firmen Auhagen und Noch zum Beispiel boten eine ganze Bausatztasche für sehr günstige 2 Euro an, wo die Kinder dann Mini-Dioramen auf einer Grundplatte basteln konnten. Wir haben gleich 5 Bausätze gekauft und zwei noch vor Ort zusammengesetzt. Wir mussten auch lange warten, bis einer der Basteltische frei war.


    Und ganz oben war dann noch die Echtdampfhalle, wo die langen Züge vornehmlich mit Kindern besetzt waren. Übrigens waren die Erwachsenen auch nicht alle im Alter 60+, sondern teilweise deutlich jünger.


    Wir alle werden jedenfalls das Ende der Modellbahnära nicht mehr erleben. Also nicht entmutigen lassen, sondern einfach nur weiter Freude haben! ;)


    Gruß, Claus

  • Wenn der Trend gegen uns Alte ist dann ist er nicht aufzuhalten. Meine Kinder haben immer Kontakt zur Modellbahn gehabt und durften auch selbstständig mitbasteln .Im Urlaub waren stets mehrere Dampfzufahrten eingeplantund erfreuten meine Bubis.
    Jetzt wo sie beide über 30 sind ist Video-on demand und ihre freiwillige Feuerwehr der Freizeitinhalt. Wenigsten das sinnvolle Hobby ist geblieben.
    Was soll's?
    Die Gesellschaft hat sich derart stark verändert dass Zukunftsforscher (so es sie denn gibt) keine schlüssige Erklärung für die weitere Entwicklung präsentieren können.


    Ich bin kein Kölner aber dieser sagt so treffend: Watt kütt dat kütt.


    Bei allen unterschiedlichen Meinungen im Board halte ich politisch tendenziöse Aussagen in Verbindung zu unserem Modellbahnhobby ein wenig deplaziert. Was hat die Agenda 2010 mit meinem Hobby zu tun?
    Jedem muß doch klargewesen sein das mit dem WWW auch unser Konsumverhalten sich drastisch geändert hat. Alle Bemühungen das Rad zurückzudrehen sind schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt.
    So nebenbei: In meiner Freizeit (Tennis) treffen wir (8 P) uns nach dem Training zum gemeinsamen Abendbrot. Kommt Politik ins Spiel haben wir 8 Meinungen. Das sagt doch alles.


    Mein ernstgemeinter Vorschlag wäre alle Beiträge die nicht direkt mit dem Modellbau zu tun hat garnicht erst zuzulassen. Was in der Welt vorsichgeht bekomme ich zigmal am Tag vor die Nase gehalten ob ich will oder nicht. Meine Oase ist immer der Modellbau ohne wenn und aber. Warum jemand das eine oder andere kauft interessiert mich nur peripher.
    Wenn hier von Kindern die Rede ist muß man doch etwas differenzieren. Es handelt sich mehrheitlich um Kinder bis ca. 10 Jahre in Erwachsenbegleitung. Darüber wird es immer weniger. Auf Börsen sehe ich leider kaum Heranwachsende.
    Husbert, der die zeitfressenden Diskussionen leid ist.

  • Lieber Hubert...!


    Dä Kölsche (einer der letzten noch frei lebenden Eingeborenen Urkölner mit Stammbaum bin ich) säht: Et kütt wie et kütt!


    Damit Du (und alle, die es mögen) das berühmte Kölschen Grundgesetz vor Augen hast, hier einmal komplett:


    Artikel 1: Et es wie et es.
    („Es ist, wie es ist.“)


    Artikel 2: Et kütt wie et kütt.
    („Es kommt, wie es kommt.“)


    Artikel 3: Et hätt noch emmer joot jejange.
    („Es ist bisher noch immer gut gegangen.“)


    Artikel 4: Wat fott es, es fott.
    („Was fort ist, ist fort.“)


    Artikel 5: Et bliev nix wie et wor.
    („Es bleibt nichts wie es war.“)


    Artikel 6: Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet.
    („Kennen wir nicht, brauchen wir nicht, fort damit.“)


    Artikel 7: Wat wells de maache?
    („Was willst du machen?“)


    Artikel 8: Maach et joot, ävver nit zo off.
    („Mach es gut, aber nicht zu oft.“)


    Artikel 9: Wat soll dä Kwatsch?
    („Was soll das sinnlose Gerede?“)


    Artikel 10: Drinks de eine met?
    („Trinkst du einen mit?“)


    Artikel 11: Do laachs de disch kapott.
    („Da lachst du dich kaputt.“)



    :D

    Edited once, last by LeoLinse ().

  • Hallöchen,


    Nur mal so 'ne Idee zum Thema Kaufkraft...
    Warum werden Kapitalerträge mit 25% besteuert, und von meinem Lohn, den ich mit (Kopf-)arbeit verdiene, bleiben mir 58%?
    Ok, da gibt es dann noch die eine oder andere Möglichkeit Dinge abzusetzen, aber an 25% komme ich nicht ran.
    Wundert es da, wenn die Schere immer weiter klafft.


    meint nachdenklich
    Matthias

  • Hallo zusammen,


    das der Autor sich hinsichtlich des Publikums einer Fachmesse, die offiziell für Verbraucher nicht zugänglich ist, täuscht wurde schon geschrieben.


    Korrekt wurde die Konzentration der Händler, die Modellbahnen anbieten, beschrieben. Ich kann da allerdings nicht unbedingt etwas Schlechtes erkennen! Wie komme ich zu meiner ketzerischen Meinung? Wer sich noch gut an das Modellbahnangebot um das Jahr 1970 herum erinnert oder sich mal mit der Modellbahngeschichte beschäftigt hat, wird mir sicher zustimmen, wenn ich hier die Behauptung aufstelle, dass das gesamte Angebot an Rollmaterial aller Hersteller um 1970 ungefähr mit den Neuheiten eines der großen Hersteller des Jahres 2017 vergleichbar ist. Gab es damals Märklin, Trix, Fleischmann und Arnold als nennenswerte Rollmaterialhersteller, so sind es heutzutage mehrere Dutzend. Und deren Zahl wird von Jahr zu Jahr größer! Man denke nur einmal an den einstigen Lampenhersteller Brawa, was dieser heute für ein gewaltiges Rollmaterialangebot hat. Busch, ESU, Kibri und Viessmann sind Beispiele von einstigen reinen Zubehörherstellern, die in den letzten Jahren in den Markt des Rollmaterials drängten. Gänzlich neue Firmen wie Exact-Train, NME und Kühn für Rollmaterial sind hinzugekommen. Auch drängen immer mehr west-, nord- und südeuropäische Hersteller (wie ACME, B-Models , L.S.Models und NMJ) verstärkt auf den deutschen Markt. Von einer Konzentration und Schrumpfung, wie der Autor andeutet, kann also überhaupt keine Rede sein, im Gegenteil. Jetzt soll mir einmal jemand verraten, wie ein Spielwarengeschäft mit einer "Auch-Modellbahn-Ecke" in der Lage sein soll, dieses explodierende Sortiment noch in einem solchen Umfang zu führen, dass man von einem "gutsortierten" Modellbahnladen sprechen könnte? 1970 ging das noch, aber nicht mehr im Jahr 2017! Und bevor ein solcher Händler nur noch einen einzigen schwäbischen Hersteller im Angebot führt und damit die Vielfalt des Marktes kaputt macht, ist es mir persönlich lieber, er gibt die Modellbahn gänzlich auf. Von dessen Umsatz können dann spezialisierte Geschäfte leben.


    Wenn man sich darüber hinaus einmal vergegenwärtigt, dass die "Spielzeugeisenbahn" um das Jahr 1970 und mit einigen Einschränkungen sogar noch in den 80er Jahren DAS technische Spielzug schlechthin war, es heutzutage bei Lebensmittel-Discountern funkferngesteuerte Autos oder Quadrocopter für 30 Euro gibt - von Computern und Smartphones rede ich jetzt mal gar nicht erst - sieht man, welche unglaubliche Entwicklung elektronisches Spielzeug in den letzten drei Jahrzehnten genommen hat, dabei auch preislich immer günstiger geworden ist - mit Ausnahme der Modellbahn. Es ist naiv zu denken, dass sich diese Entwicklung jemals wieder umkehren würde. Für diese Vorhersage braucht man keine Glaskugel.


    Glaskugel: Man versetze sich gedanklich einmal in das Jahr 1987 zurück - gerade einmal 30 Jahre. Jetzt überlege man sich einmal, wie aus dem damaligen Blickwinkel unsere heutige Zeit erscheinen würde. Nichts von dem, was unser heutiges Leben bestimmt, war damals auch nur im Ansatz zu erahnen. Kein Zukunftsforscher wäre in der Lage gewesen, irgendetwas korrekt vorherzusagen! So, jetzt gehen wir wieder ins Jahr 2017 zurück. Wer glaubt nach diesem Ausflug in die Vergangenheit noch, dass irgendein Zukunftsforscher in der Lage wäre, zu sagen, wie unsere Welt in 30 Jahren, also 2047, aussehen wird? Oder wer sich in 30 Jahren mit Modellbahnen beschäftigen wird?


    Man ist sehr schnell dabei, zu behaupten, dass die Zahl der Modellbahner zurückgehen würde. Wenn man den Preisverfall bei ebay betrachtet, kann man tatsächlich diesen Eindruck haben. So ganz glaube ich dieser Aussage nicht, zumindest nicht über einen längeren Zeitraum. Zwar hat es schon in den 50er Jahren Erwachsene gegeben, die mit Spielzeugbahnen spielten, wie man es damals nannte (ich weiß nicht, von wem und wann der Begriff Modelleisenbahner geboren worden ist, eine gleichnamige Modellbahnzeitschrift gibt es bereits seit 1948 ), doch war damals die Spielzeugeisenbahn noch fest in den Händen der Kinder. In den folgenden Jahrzehnten hat sich das Verhältnis immer stärker zu den erwachsenen Modellbahnern verschoben. Gleichzeitig ist die Gesamtzahl aller gesunken. Welcher der beiden gegenläufigen Effekte war tatsächlich stärker? Wem das etwas zu abstrakt ist, ein paar fiktive Zahlen zur Verdeutlichung, was ich meine: Wenn es in den 50er Jahren 5 Mio. Kinder und Erwachsene gab, die sich mit Modellbahn beschäftigten, davon 10 % Erwachsene, waren dies 500.000 Erwachsene. Heute beschäftigen sich vielleicht nur noch 1 Mio. mit Modellbahn, davon sind aber 80 % Erwachsene. Das ergäbe dann 800.000 Erwachsene, also sogar 60 % mehr! Das sind wie schon geschrieben nur fiktive Zahlen, die ich mir ausgedacht habe. Mir ist nicht bekannt, ob es seriöse Forschungen zu dieser Frage gäbe.


    Jetzt wage ich aber auch einmal einen Blick durch die Glaskugel: Ich habe oben festgestellt, dass die Zahl der Hersteller, die Rollmaterial herstellen, in den letzten Jahren gewachsen ist, so wie die etablierten Hersteller die Zahl der jährlichen Neuheiten auf ein Maß gesteigert haben, das frühere Vollsortimente überschreitet. Wer soll dies alles kaufen, noch dazu bei explodierenden Preisen? Anstatt immer mehr Firmen sehe ich eine Marktbereinigung in den nächsten Jahren auf uns zu kommen. Wer weiß, ob wir die Rettung von Märklin, Roco und Fleischmann vor der Insolvenz vor ein paar Jahren in 10 oder 20 Jahren immer noch positiv sehen anstatt als das Versäumen einer längst notwendigen Marktbereinigung? Und was wird mit dem uns bekannten Markt passieren, wenn die Chinesen beginnen, selbst Modelle zu entwickeln und in Massen auf den europäischen Markt zu werfen, nachdem die europäischen Hersteller ihnen über Jahre hinweg mit der Produktionsverlagerung gezeigt haben, wie man es macht? Werden dann die Preise wieder purzeln und die Modellbahn auch als Kinderspielzeug wieder preislich interessant werden?


    Mit nachdenklichem Gruß


    Gert

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