Werte Mitleser,
bekanntlich bieten praktisch alle auf dem Markt befindlichen modernen Decoder die Möglichkeit, die Stärke der "Lastregelung" zu verändern. Die Lastregelung wirkt ja wie ein Tempomat im Auto, indem die einmal eingestellte Geschwindigkeit konstant gehalten wird, unabhängig von der Belastung, was sich in der Regel bei Steigungen und im Gefälle durch automatische Veränderung des "Gasgebens" bemerkbar macht. Bisher habe ich mich bei meinen Loks um die Lastregelung ehrlich gesagt nicht geschert und die Einstellung des Herstellers (z.B. ESU = maximal) beibehalten.
Eine interessante Erfahrung machte ich nun kürzlich mit einem ESU Loksound 4.0 XL:
Eine meiner E-Loks, eine zweimotorige Re 4/4 II der SBB von Hermann, angetrieben von zwei Maxon-Motoren, hatte bisher einen kleinen Makel, dessen Ursache ich immer in der Unwucht eines Radsatzes vermutet habe. Besonders bei mittlerer Geschwindigkeit trat ein mechanisches, einem leichten „Eiern“ ähnelndes Geräusch auf, sichtbar war aber nichts. Eigentlich hatte ich mich damit abgefunden, weil die Beeinträchtigung geringfügig und im Verbund mit einem angehängten Zug nicht wahrnehmbar war. Soweit, so schlecht.
Kürzlich nahm ich mir nun die Lok noch einmal vor und bemerkte dabei, dass die beiden am Ausgang des Decoders parallelgeschalteten Antriebe (Drehgestelle) nicht vollkommen synchron liefen. Das ist zwar nichts besonderes (100 %-ige Synchronität gibt es im Modell wohl nur bei Drehstrommotoren), wird in der Regel auf dem Gleis unbemerkt ausgeglichen. Entscheidend könnte aber der Grad dieser Abweichung sein, um ein nicht ganz lupenreines Fahrverhalten zu erklären.
Dann kam mir in den Sinn, dass eventuell die Lastregelung des Decoders zu stark eingestellt sein könnte und sich die beiden Drehgestelle gegenseitig behindern, indem sie durch die Regelung- in laienhafter Vorstellung - mit- oder besser gesagt gegeneinander konkurrieren. Kurzum, ich deaktivierte die maximal (CV 56 = Wert 255) eingestellte Lastregelung auf den Wert = 0, und siehe da, die Lok glitt vollkommen ruhig und gleichmäßig über die Strecke. Nun erhöhte ich den Wert stufenweise bis kurz vor dem Wert, an dem die Unregelmäßigkeit wieder einsetzte.
Ob nun besagte Asynchronität der Drehgestelle die Ursache war, bleibt reine Vermutung. Ich habe aber daraus gelernt, dass es in manchen Fällen, in denen eine offensichtlich mechanische Fehlerursache vorliegen mag, durchaus sinnvoll sein kann, die Werkseinstellung der Lastregelung nicht kritiklos zu übernehmen. Dass vor jeder Digitalisierung eines Fahrzeuges die mechanischen Eigenschaften auf einwandfreie Funktion zu überprüfen sind, steht natürlich außer Frage.